Die WEC ist mit dem letzten Rennen, den 6 Stunden von Bahrain, Geschichte. Im Fahrer- und Team-Karussell geht es aber schon seit Oktober 2016 rund. Was erwartet und in der Saison 2017 in der WEC.


Audi R18 etron Pole Position WEC Bahrain 2016

Nachdem Audi im Oktober 2016 überraschend bekannt gab, sich aus der WEC zurückzuziehen und sein LMP1-Progamm zusammen mit dem Joest Racing einzustellen, stand kurzeitig sogar das GTE-Programm der Werksschwester Porsche auf der Kippe. Der Odenwälder Rennstall Joest-Racing, der „ehemalige“ Audi-Rennstall steht jetzt vor besonders harten Zeiten und muss innherhalb kürzester Zeit Lösungen finden.

Umstrukturierungen bei Herstellern und Teams




Eine echte Alternative wäre es das Chassis des Audi R18 für 2017 als Basis zu nehmen, den Dieselmotor sowie das Hybridsystem auszubauen und einen Kundenmotor einzubauen. Der neue R18 soll zum Zeitpunkt der Bekanntgabe des WEC-Ausstiegs bereits annähernd fertig gewesen sein. „Sollte es eine geeignete Lösung geben es zu bekommen, wäre es etwas worüber man nachdenken könnte. Man braucht aber Geld für den Einsatz. Wahrscheinlich würde man nicht mit dem Motor fahren, da man dafür zu viel Hilfe von Audi Sport benötigt und das gleiche gilt für das Hybridsystem. Der RP6 ist der Wagen den wir jetzt haben und der RP7 ist fast fertig. Man kann das Hybridsystem und den Motor ausbauen“, so Jüttner. Als Problem würde sich laut Jüttner die Tatsache erweisen, dass das Auto um den, im Vergleich zur Benziner-Konkurrenz, kleineren Dieseltank herumgebaut wurde und man nicht einfach einen größeren Tank einbauen kann. In Anbetracht des kurzen Zeitraumes ist es ein sehr großes Projekt und daher eher ein potentielles Projekt für 2018.

schreibt WEC-aktuell.de mit Bezug auf sportscar365.com. Joest ist jedoch bekannt dafür, gute und handfeste Lösungen zu finden.

Eine ähnliche Situation gab es bereits vor der Audi-Ära, als Joest Racing den TWR Porsche WSC-95 einsetzte. 1997 hatte man keine Einnahmen, aber man hatte den WSC, mit dem man ein Jahr zuvor das Rennen in Le Mans gewann. Den Wagen hatte man von Porsche bekommen, durch eigene Entwicklungsarbeit weiterentwickelt und erneut den Langstreckenklassiker gewonnen. Trotz des Zieles eine neue Partnerschaft mit einem Hersteller einzugehen, prüfe man alle Optionen im Motorsport – auch einen möglichen DPi-Einsatz in der IMSA-Serie.

Inzwischen stellte sich hier jedoch raus, dass der Audi R18 für 2017 nur auf dem Reißbrett existierte. Somit ist es für Joest eher unwahrscheinlich, dass dieses Fahrzeug 2017 mit umgebauten Motorkonzept – oder wie auch immer – auf irgendeiner Strecke zu sehen sein wird.

Neue Hersteller braucht die LMP1 – SMP Racing startet ab Saison 2018

Peugeot ist die LMP1-Klasse nach wie vor zu teuer. Die Franzosen würden nur unter der Bedingung, die Kosten extremst zu veringern, wieder an der WEC teilnehmen. Strakka Racing hat für 2017 ebenfalls die Segel gestrichen, obwohl man der Meinung ist 2018 wieder am Start zu sein.

Und während wir noch Audi hinterherweinen, Peugeot mit einem Comeback herbei ersehnen und uns Gedanken um die Saison 2017 machen, melden sich bereits ein weiteres Team für die Saison 2018 für die private LMP1 Klasse zu Wort. Der bisherige LMP2 Rennstall SMP-Racing möchte zusammen mit dem russischen Hersteller BR Engineering und Dallara ein eigenes Fahrzeug auf die Beine stellen. Einen entsprechenden Vertrag unterzeichneten am 17. November 2016 BR-Präsident Boris Rotenberg und Dallara-Geschäftsführer Andrea Pontremoli in Italien.

Bewegung auch im Fahrerfeld

Zum Saisonende 2016 verabschiedet sich nun auch Mark Webber. Nach seiner 26-jährigen Fahrerkarriere mit vielen bemerkenswerten Stationen hängt Mark Webber seine Fahrerhandschuhe an den Nagel. Mit dem Gewinn der Markenwertung 2015 und 2016 bei Porsche in der LMP1 Klasse der WEC, dem Fahrerweltmeistertitel 2015 und 2016 und dem damit verbundenen Weltmeistertitel setzte sich Mark Webber ein beeindruckendes Denkmal. Allem Anschein nach wird Nick Tandy ab 2017 den Platz von Mark Webber einnehmen. Der gewann 2014 zusammen mit Earl Bamber und Nico Hülkenberg mit dem Prosche 919 Hybrid das 24h-Rennen von Le Mans am Cirquit de la Sarthe.

Weltmeister ohne Sattel

Nachdem Marc Lieb sich am 19. November in Bahrain zum neuen Weltmeister krönnte, wackelt nun sein Stuhl. Der seit 2000 bei Porsche unter Vertrag stehende Ludwigsburger bekam nach dem letzten Rennen die bittere Nachricht, dass er seinen Weltmeistertitel 2017 nicht mehr mit Porsche verteidigen könne. Die, wie schon erwähnt, zwei Le-Mans Gewinner Tandy und Bamber suchen nach wie vor einen Stammplatz. Und dass Porsche ein dritten 919 Hybrid einsetzt, ist eher ungewiss. Letztendlich bestätigt wird die Fahrerpaarung bei Porsche für das Jahr 2017 erst bei der Night of the Champions im Dezember in Stuttgart.

Auch Fernando Alonso klingelt bereits feste Sturm bei den Zuffenhausnern, wenn man den verschiedenen Gazetten glauben darf.

Robert Kubica, der ehemalige Formel1-Pilot testet bereits mit ByKolles Racing. Der Pole ist seit seinen fünf Saisons in der Formel 1 weitgehend von der Bühne verschwunden. Ob sich daraus ein Engagement ergibt, ist jedoch fraglich. „Ich muss zugeben, dass mich das bis vor zwei Jahren nicht so interessiert hat. Jetzt ist es anders. Da musst du schnell unterwegs sein. Der Wettbewerb ist hart und du musst Reifen und Benzin sparen. Die 24 Stunden von Le Mans sind der Höhepunkt des Langstreckensports.“ so der Pole. Kubicas Bewegungsfreiheit ist allerdings seit seinem Rally-Unfall eingeschränkt.

Karusellfahren in der LMP2 Klasse

Rebellion Racing – das Schweizer private LMP1 Team – gab Anfang Oktober den Kauf von zwei Oreca 07 bekannt und bestätigt damit inoffiziell die Spekulationen, man wolle sich aus der LMP1-Wertung verabschieden. „Nach unserer Entscheidung die private LMP1-Klasse nach vielen Jahren des Erfolgs zu verlassen, haben wir alle möglichen Chassis-Optionen abgewogen. Es wurde schnell klar, dass Oreca die beste Wahl ist. Wir sind zufrieden mit unserem R-One, den sie für uns gebaut haben und unsere Partnerschaft ist unschlagbar. Ein Oreca-Chassis hat in diesem Jahr die LMP2-Klasse der WEC gewonnen und ich bin zuversichtlich, dass in der nahen Zukunft der Oreca 07 die Dominanz in der LMP2-Klasse weiterführen wird“, kommentiert Rebellion-Teambesitzer Alexandre Pesci den Kauf.

Völlig überraschend kündigt sich ein neues LMP2-Team für die Saison 2017 in der WEC an. Das noch namenlose Team wird von Ex-Formel-1-Testfahrer Giorgio Mondini angeführt, der 2006 beim Team MF1 Racing angestellt war. „Die Entscheidung welches Chassis wir wählen, wird bald getroffen. Wenn ich vernünftig gewesen wäre, hätte ich noch ein Jahr gewartet und sehen können welches das beste Chassis ist, aber ich will weiterhin fahren. Ich bin bereit für das nächste Jahr“, kommentiert Mondini die Pläne.

Aufgerückt wird von unten




Je mehr in den LMP-Klassen die Teams wegbrechen desto mehr Teams rücken jedoch in die GTE-Klassen nach. Im Netz kursieren bereits Gerüchte, wonach Lamborghini und McLaren 2018/2019 sowie Chevrolet 2017 mit einem werksseitig unterstützten Einsatz einsteigen könnten. BMW arbeitet mit Hochdruck an einer Teilnahme ab 2019 in der GTE-Wertung. Allerdings ist hier die Frage des fahrbaren Untersatzes noch offen. Der BMW M6 ist zwar überraschend zuverlässig, die technischen Ausfälle 2016 – in der Premierensaison – kann man an einer Hand abzählen. Allerdings lassen die Gewinne in den verschiedenen noch zu Wünschen übrig. Man darf gespannt sein, wie sich der M6 in 2017 bewähren wird. Allerdings wird die Produktion des aktuellen M6 G14 bereits 2017 eingestellt. Man darf gespannt sein, was hier am Ende auf die Beine gestellt wird. Inoffziell spricht man bereits von einem M8 GTE, ein Sport-Coupé auf 7er-Basis. Das Auto soll ab der Saison 2018 in der WM sowie der IMSA-Serie zum Einsatz kommen und wird eine internationale GTE-Homologation bekommen. Das GT3-Modell bleibt auf Basis des BMW M6 erhalten, soll aber signifikante Technik-Upgrades erfahren.

Die große Frage bleibt, ob BMW nach einigen Jahren in der GTE-Szene anschließend den Angriff auf Gesamtsiege startet. Gerüchte um ein LMP1-Projekt gibt es seit langer Zeit, ein Fahrzeugkonzept mit Brennstoffzellen-Antrieb wurde über viele Monate entwickelt. Der Hemmschuh sind jedoch die enormen Investitionen, die für ein erfolgversprechendes LMP1-Projekt dieser Art notwendig wären. Auch ein i8 GTE wäre denkbar.

bmw-i8-gte

Nach dem Gewinn des Fahrer-, Team- und Herstellertitels, zog sich Porsche bereits Ende 2015 aus der LMGTE Pro-Klasse der FIA WEC zurück. Allerdings ist hier wieder Licht am Ende des Tunnels. Denn 2017 treten die Stuttgarter zusammen mit Manthey-Racing mit dem neuen 911 RSR in der WEC voll an. Übergangsweise unterstützte Porsche 2016 das Team Proton-Racing in der GTE-AM Wertung. Teamchef und Fahrer Christian Ried hat allerdings in Anbetracht der Rückkehr von Manthey Racing einen Verleib in der LMGTE Pro-Klasse für die WEC-Saison 2017 ausgeschlossen. „Es macht keinen Sinn, wenn Porsche als Werk mit Manthey zurückkehrt.“.

WEC Kalender 2017 steht

Neben den ganzen Unsicherheiten hat die WEC / ACO bereits auch schon Tatsachen geschaffen. So steht zumindest schon mal der WEC Kalender 2017 und alle Reisen und Termine zur World Endurance Championchip können geplant werden.

Viele weitere Überraschungen parat

Fazit: Die Winterpause in der WEC wird noch viele Überraschungen mit sich bringen. Sowohl bei den Teams, den Herstellern, aber auch bei den Fahrern sind noch sehr viele Optionen offen. Und die wenigsten sind bereits bestätigt.

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Dieser Beitrag wurde von verfasst.

Michael Brückner ist seit Jahren begeisterter Motorsportfan und Fotograf. Außerdem sammelt er wissbegierig allerlei Informationen und arbeitet diese dann auf. Warum also nicht alles unter einen Hut bringen und der Welt zur Verfügung stellen. So entstand LSR-Freun.de. Neben der fotografischen und redaktionellen Arbeit kümmert sich Michael auch um die technischen Aspekte des Internetauftritts.
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