Seit 1984 treibt Philipp Hagnauer nun schon sein Unwesen. Denn da wurde er im schweizerischen Basel geboren. 34 Jahre später wird Hagnauer das dritte Jahr in Folge für Sorg-Rennsport ins Lenkrad greifen. Wir haben uns mit ihm unterhalten.
LSR-Freun.de: Vielen Dank Philipp, dass Du Dir die Zeit nimmst und ein paar Fragen beantwortest. VLN, RCN, DMV BMW-Challenge und Simracing – seit 2016 bist Du fester Bestandteil des Teams Sorg Rennsport und in der Eifel unterwegs. Stell Dich unseren Lesern doch kurz vor.
Philipp Hagnauer: Hallo und vielen Dank für euer Interesse. Mein Name ist Philipp Hagnauer und wurde 1984 in Basel (Schweiz) geboren. Wie schon erwähnt, bin ich seit 2016 bzw. 2015 im Motorsport wie ihn die breite Masse kennt aktiv.
Rennsport bzw. Motorsport betreibe ich jedoch seit meinem 10 Lebensjahr. Angefangen hat bei mir alles im RC (Radio Controlled) Modellrennsport. Diesen habe ich über 20 Jahre aktiv mit drei Schweizermeister Titel und einem fünften Platz an der Weltmeisterschaft erfolgreich betrieben. Daneben befasse ich mich seit meiner Kindheit mit Videospielen. Angefangen mit Konami Nascar 1990 bis zu den heutigen Simulationen wie iRacing.
Im echten Motorsport bin ich seit 2015 aktiv. Meine ersten Erfahrungen habe ich direkt in einem Ferrari F430 GT in den USA gesammelt. Am Ende des Jahres und zurück in Europa habe ich mich dann für einen längerfristigen und vor allem besser finanzierbaren Weg entschieden.
Du bist das dritte Jahr in Folge für Sorg-Rennsport unterwegs. Dir scheint es da zu gefallen. Was macht ein gutes Rennteam für Dich aus?
Da ich im Massstab 1:10 schon Rennteams aufgebaut und geleitet habe, hatte und habe ich bestimmte Anforderungen an ein Rennteam. Eine klare Teamstruktur ist fundamental.
Die Kompetenzen werden auf den verschiedenen Stufen verteilt und es muss eine Teamkultur gelebt werden. Prozesse sind einheitlich und werden eingehalten. Jeder im Team hat das Recht diese zu hinterfragen, muss sich aber bei der Verbesserung aktiv beteiligen.
Diese oben genannten Variablen multipliziert mit den Konstanten fachliches Know -How und Leidenschaft ergeben meiner Meinung nach eine Erfolgsformel.
Motorsport ist nicht alles. Was treibst Du, wenn Du keinen Rennwagen lenkst?
Seine Hobbys muss man sich ja auch finanzieren können. Mein Arbeitgeber ist die Schweizerische Bundesbahn, ich bin Niederlassungsleiter und Fahrbahningenieur in der Überwachung. Die Mobilität in Verbindung mit der dazugehörigen Technik fasziniert mich von klein auf.
Eben kurz angerissen, Du hast bisher in viele Rennserien reinschnuppern können. Was sind Deine Eindrücke zu den verschiedenen Serien?
Angefangen habe ich im 2016 mit einer Saison DMV BMW Challenge. Die Nordschleife hat extreme Anforderungen an den Fahrer und es war der richtige Weg sich zuerst auf GP-Strecken zu bewegen. Es macht unheimlichen Spass sich mit Kontrahenten in kurzen Sprintrennen zu duellieren.
Weiter waren bei dieser Serie die Grillabende im Fahrerlager legendär. Das Fahren vor leeren Tribünen andererseits fand ich ernüchternd. Bei Sprintrennen fährt jeder für sich, bei den NES 500 konnte ich das erste Mal erleben wie es ist, das Auto zu teilen und zusammen Rennen zu bestreiten.
Es war nach diesem Jahr GP-Strecken klar: es muss zur Nordschleife gehen. Wer einmal in den Genuss gekommen ist ein paar Runden in einem Rennwagen mitzufahren, kann mich verstehen. Durch die RCN konnte ich stressfrei viele Runden fahren, um mich an diese unfassbare Strecke zu gewöhnen. In der VLN angekommen, war mir dann aber erst bewusst, was Sache ist. Die Nordschleife ist das eine, mit einem Fahrzeug welches sich, in punkto Rundenzeiten, genau im Mittelfeld bewegt ein VLN-Rennen zu fahren, ist gefühlt wie mit einem Tuk Tuk um 18Uhr durch Bangkok zu fahren.
Neben dem reellen Motorsport beansprucht Simracing immer mehr Aufmerksamkeit für sich. Warum sollte man sich im virtuellen Racing versuchen?
Wie schon erwähnt, komme ich mit einem Bein aus dieser digitalen Rennsportwelt. Jeder Rennfahrer, ob Profi oder Amateur, möchte konkurrenzfähig sein. Doch der Motorsport ist sehr teuer, dies begrenzt deine Zeit im Fahrzeug erheblich.
Mit Simracing kannst du diese fehlende Vorbereitungszeit bestens aufholen und dich zum Beispiel sehr gut auf neue Strecken vorbereiten.
Ein zweites Beispiel ist, dass du in Verbindung mit Telemetrie-Programmen einen ganzen Abend deine Bremstechnik verfeinerst, ohne einen Cent auszugeben. Weiter beobachte ich viele Amateurfahrer, die große Probleme haben mit dem Renndruck umzugehen. Damit jemand mit diesen speziellen Gefühlen an einem Renntag umgehen und in den „Tunnel“ kommen kann, braucht es meiner Meinung nach viel Erfahrung. Mit Simracing kann ich dies immer und immer wieder, in einer abgeschwächten Form, erleben und mich an den Druck gewöhnen.
Inzwischen gibt es je Ligen in den verschiedenen Spielen und Simulationen. Was ist Dein „Lieblingsspiel“ und warum?
Da ich Simracing bzw. eSport betreibe, habe ich eine Lieblingssimulation und nicht mehr Spiel.
Dies ist ganz klar iRacing. Wenn jemand auf der Suche nach fairer aber herausforderndem Racing ist, gibt es nichts Besseres. Durch die Komplexität und die hohen Kosten, die iRacing zweifelsohne hat, schreckt es viele Leute ab. Doch die gesamte Community hinter iRacing ist extrem offen und hilfsbereit, um jedem den Einstieg zu erleichtern.
Wir haben bereits kurz darüber berichtet. Du wirst die kommende Saison erneut mit Sorg Rennsport bestreiten und dabei einen Porsche Cayman pilotieren. Was sind Deine Pläne und Wünsche für die kommende Saison?
Im Verlauf des letzten Jahres hat es sich ergeben, dass ich Björn Simon, welcher mich auch schon bei meinen DMV BMW Challenge-Einsätzen besucht hatte, besser kennenlernte. Björn fährt schon seit 2016 auf dem V6-Cayman von Sorg Rennsport. Nach dem ich auf dem Cayman einen Trackday und VLN 8 absolvierte, war es klar: wir zwei fahren zusammen die 2018 Saison!
Weiter wird noch ein erfahrener Pilot zu uns stoßen und das Fahrer-Trio komplementieren.
Es wird also meine erste VLN Saison. Letztes Jahr musste ich erst noch alle Permits erlangen. Primär freue ich mich über jedes Rennen, welches wir ohne Probleme beenden können. Wäre dies genug, wäre ich – wie schon erwähnt – kein Racer. Es muss das Ziel sein, so weit vorne wie möglich mitzufahren. Ziel ist es, jedes Rennen die Rundenzeiten zu verbessern, um bereit zu sein, wenn die Möglichkeit besteht den Sieg in den V-Klassen zu holen und somit auf das Podest zu kommen.
Werden wir Dich auch abseits der VLN zu Gesicht bekommen?
Ab dem 17.03.2018 bin ich zum Glück sicher ein bis zweimal pro Monat in der Eifel. Das Team unterstützte ich bei den Veranstaltungen des 24h Rennen an der Pitwall. Bezüglich Simracing bin ich mit Sorg Rennsport eSports an einigen Events am Nürburgring mit dabei.
Vielen Dank, Philipp, für Deine Zeit. Wir drücken Dir die Daumen für die kommende Saison. Vielleicht sieht man sich auch mal auf der virtuellen Rennstrecke.
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