Neben unzähligen motorsportlichen Erfolgen gab es in diesem Jahr auch einige Trauerfälle zu berichten. Wir haben die bekanntesten zusammengefasst.

14. Januar 2018 – Dan Gurney

Dan Gurney
Foto: Porsche Motorsport

Das Multitalent Dan Gurney verstarb im Alter von 86 Jahren an den Folgen einer Lungenentzündung. Gurney gilt als Allround-Talent im Motorsport: Der Amerikaner feierte in seiner Karriere zahlreiche Erfolge und war der erste Pilot, der Rennen in der Formel 1, der NASCAR-Serie, der IndyCar-Serie und bei den Sportwagen gewann – darunter mit seinem eigenen Rennstall. Mit seiner Erfindung der „Gurney Flap“ verbesserte er die aerodynamische Effizienz, indem er dem Heckflügel eine Abrisskante hinzugefügte.

1955 startete Gurney seine Karriere bei nationalen Sportwagenrennen mit einem Triumph TR2. Bereits drei Jahre später startete der US-Amerikaner in Le Mans, mit einem Ferrari 250TR.
1967 gewann Gurney überraschend das 24h-Rennen von Le Mans und verlieh seiner „überschäumenden Freude“ durch Verspritzen des Siegerchampagners Ausdruck. Er wird als Erfinder der „Champagnerdusche“ im Rennsport genannt. Als bisher Einziger in einem eigenkonstruierten Boliden in der Formel 1, gewann der Amerikaner eine Woche später den Großen Preis von Belgien in Spa-Francorchamps.

In den 1960er Jahren findet er bei Porsche privat sein Glück auf Lebenszeit: Er heiratet seine Frau Evi, die frühere deutsche Motorsportjournalistin und Sekretärin des Porsche-Rennleiters Huschke von Hanstein.

1962 gewinnt er den „Grand Prix von Frankreich“ in Rouen auf einem Porsche 804 mit Achtzylindermotor. Bereits eine Woche darauf triumphiert Gurney auf der Solitude-Rennstrecke bei Stuttgart mit einem Start-Ziel-Sieg, sodass der luftgekühlte Porsche Typ 804 vor heimischen Publikum mit Teamkollege Joakim Bonnier auf Rang 2 einen Doppelsieg erzielt.

30. Januar 2018 – Ron Walker

Ron Walker und Mark Webber
Foto: AAP

Ron Walker starb im Alter von 78 Jahren an einem Krebsleiden. Walker galt als einer der engsten Verbündeten Bernie Eccelstone und war als Promoter des Großen Preis von Australien in Melbourne aktiv. Der Australier war federführend, das Rennen Down Under 1996 von Addelaide in den Albert Park von Melbourne zu holen. Dadurch wurde Walker ein enger Vertrauter und getreuer Verbündeter von Ex-Formel-1-Boss Bernie Ecclestone und ließ daran auch in politischen Machtkämpfen keinen Zweifel. Gleichzeitig war Walker Gründer der Formula One Promoters Association (FOPA), deren Ziel es war, den Promotern der Rennen eine gemeinsame Stimme und damit mehr Macht zu geben.

Nach seinem gesundheitsbedingten Rücktritt wurde es dennoch nicht ruhig um Walker. Er übte heftige Kritik am Hybrid-Turboreglement. „Die Formel 1 ist die Königsklasse des Motorsports, und dennoch sind diese Autos nur eine Spur schneller als GP2-Autos“, sagte der Australier seiner Zeit gegenüber Motorsport-Total. „Die Autos müssen schneller und aufregender werden. Wir müssen die Sinne wieder mehr ansprechen.“

31. Januar 2018 – Gerard Welter

Gérard Welter
Foto: Autoportal.hr

Der legendäre Le-Mans-Konstrukteur Gerard Welter verstarb im Alter von 75 Jahren. ACO-Präsident Pierre Fillion würdigte Welter in Folge dieser Meldung als einen Mann, „dessen Intelligenz völlig auf den Motorsport ausgerichtet war, und der mit seiner Einstellung für Begeisterung und positive Energie gesorgt hat.“

Welter war hauptberuflich Designer und gilt als Vater des Peugeot 205. Für Aufsehen sorgte Welter vor allem mit seinen, auf Höchstgeschwindigkeit ausgelegten, für das 24h von Le Mans Rennen gebauten Prototypen. Sein bekanntestes Projekt, das „Projekt 400“, sollte 1980 auf der damals noch nicht unterbrochenen Hunaudiers-Geraden die Schallmauer von 400km/h um fünf Kilometer pro Stunde überbieten. Ein Rekord für die Ewigkeit. Aber die Tempojagd hatte auch ihren Preis: „Sie haben das Auto nur auf Höchstgeschwindigkeit getrimmt, aber dafür hatte es keinen Abtrieb“, sagte Didier Theys einmal. „Auf der Mulsanne war das Auto pfeilschnell, aber die Rundenzeiten waren fürchterlich. Beim Fahrern hatte man regelrecht Angst, so unstabil war es.“

Doch Welter konnte auch anders. 1995 standen zwei Welter-Peugeot in der ersten Startreihe beim Langstreckenklassiker. Zwei Jahre später dann der Rückschlag: Einer der WR LM 97, mit Sebastien Enjolras am Steuer verunfallte. Enjolras erlag seinen Verletzungen, weswegen der ACO dem zweiten Fahrzeug die Starterlaubnis entzog.

Zuletzt trat Welter 2013 mit dem „Green-GT“ in Le Mans in die Öffentlichkeit. Sein Team baute das Chassis für den wasserstoffbetriebenen Boliden, der aus „Box 56“ starten sollte. Leider war das Fahrzeug nicht einsatzfähig.

11. Februar 2018 – Ruedi Eggenberger

Ruedi Eggenberger
Foto: Eggenberger Modellbau

Der Schweizer Ex-DTM-Teamchef Ruedi Eggenberger verstarb im Alter von 79 Jahren. In den 80er Jahren konnte Eggenberger gleich mehrfach die Tourenwagen-Europameisterschaft gewinnen. Dabei setzte der Schweizer auf Fahrzeuge aus dem Hause BMW. Nach einem kurzen Einsatz eines Volvos fand sich Eggenberger schließlich Ford ein. Am Steuer des RS 500 saßen Piloten wie Klaus Niedswiedz, Klaus Ludwig und Steve Soper und konnten ab 1987 zu einem Erfolgsmarathon ansetzen, den man bis dahin in der Touzrenwagenwelt kaum kannte. Siege in Europe, Neuseeland, Japan und Australien – hier gewann man das Rennen am Mt. Panorama – zeichneten seinen Lebenslauf. Im gleichen Jahr gewann Eggenberger mit Ludwig, Soper und Niedzwiedz das legendäre 24h-Rennen am Nürburgring.

1988 wechselte der Erfolgsteamchef in die DTM und später in die STW.

18. Juli 2018 – Morris „Mo“ Nunn

Jacky Ickx, Mo Nunn, Ensign-Ford N176, Grand Prix of the Netherlands, Circuit Park Zandvoort, 29 August 1976. Jacky Ickx and Ensign team owner Mo Nunn. (Photo by Bernard Cahier/Getty Images)
Foto: Bernard Cahier/Getty Images

Im Alter von 79 Jahren ging Morris „Mo“ Nunn von uns. Der ehemalige Formel-1-Teamchef startete zwischen 1973 und 1976 mit seinem eigenen Team Ensign, welches er an Teddy Yip veräußerte. Erfolge hatte Nunn in der Formel 1 kaum zu verzeichnen. Anders dann in den USA. Hier verhalf der leitende Ingenieur Emerson Fittipaldi zu seinem ersten Sieg beim Indy 500 und zur Campcar-Meisterschaft. Anschließend war Nunn für Ganassi unterwegs. Unter seiner Leitung feierten Jimmy Vasser, Alex Zanardi und Juan Pablo Montoya Erfolge und wurden jeweils Champions.

Zur Saison 2000 stellte sich Nunn mit seinem „Mo Nunn Racing“-Team komplett neu auf und landete 2001 mit einem tragischen Zwischenfall in den Fokus der Medienwelt. 2001 verlor Zanardi in einem Auto von Mo Nunn am Lausitzring beide Beine.

In seiner langen Karriere arbeitete Nunn auch mit Mario Andretti, Chris Amon und Jacky Ickx zusammen.

25. Juli 2018 – Sergio Marchionne

Sergio Marchionne
Foto: imago/Italy Photo Press

Im Alter von nur 66 Jahren ging Sergio Marchionne nach langem Leiden nach einer Schulteroperation von uns. Marchionne stand jahrelang als Ferrari-Präsident, als Geschäftsführer von FIAT-Chrysler und Ferrari-Geschäftsführer an der Spitze der FIAT-Chrysler-Gruppe. Alle seine Ämter wurden bereits am Wochenende vor Marchionnes Ableben an neue Inhaber vergeben. Damit habe man allerdings nur einem Prozess vorgegriffen, der ohnehin bereits angestoßen worden war: Schon 2014 hatte Marchionne angekündigt, das Unternehmen nicht über 2018 hinaus führen zu wollen. „Der Vorstand hat daher beschlossen, die Übergangsphase zu beschleunigen“. hieß es in einer entsprechenden Pressemitteilung.

1952 wurde Marchionne im italienischen Chieti geboren und wanderte im Alter von 14 Jahren nach Kanada aus. Dort legte der Italiener eine Bilderbuchkarriere hin, ehe er 2003 in den italienisch-amerikanischen FIAT-Chrysler-Konzern eintrat. Innerhalb des Fiat-Konzerns führte Marchionne zahlreiche Sanierungsmaßnahmen ein wie Bürokratieabbau, Prozessbeschleunigung, Marktausrichtung. Er lancierte neue Modelle und rettete das finanziell stark angeschlagene Unternehmen vor dem Untergang. 2014 übernahm er als direkter Nachfolger von Luca di Montezemolo den Ferrari-Vorsitz. Marchionne trat stets nachdrücklich für die Interessen Ferraris ein, zuletzt im Ringen um das neue Formel-1-Reglement 2021, als er sogar mit dem Ausstieg seiner Marke aus dem Grand-Prix-Sport drohte. Ihm ist auch die Rückkehr der Marke Alfa Romeo in die Formel 1 zu verdanken.

11. September 2018 – Don Panoz

Don Panoz 2016
Foto: Rick Dole/All Rights
904.806.0362

„Don Panoz, der legendäre Unternehmer, Geschäftsmann, Familienmensch und Ehemann, ist in den frühen Morgenstunden des 11. September 2018 in seinem Haus in Braselton, Georgia, im Alter von 83 Jahren friedlich eingeschlafen“, hieß es in einer entsprechenden Mitteilung am Morgen des 11. September 2018. Als Gründer der American Le Mans Series (ALMS) im Jahr 1999 und Beteiligter am DeltaWing-Projekt setzte sich der „Doktor“ früh ein Denkmal. Zudem war er Eigentümer der Rennstrecke Road Atlanta, wo auch die Firma Panoz LLC ihren Sitz hat.

Gerard Neveu (CEO FIA WEC) verabschiedete sich auf Twitter von der amerikanischen Motorsportlegende mit den folgenden Worten: „Wir alle sind traurig über das Ableben von Don Panoz, einer riesigen Figur des amerikanischen Langstreckensports. Ich habe noch keinen größeren Fan von Sportwagenrennen getroffen und noch wichtiger; war er ein wirklich guter Mensch. Wir werden ihn wirklich vermissen und alle Anteilnahme seiner Familie übermitteln. Respekt Don.“

Im Jahr 2012 ging die ALMS im Zuge der Zusammenführung mit der Grand-Am-Serie in die heute bekannte IMSA Sportscar Meisterschaft über, deren alljährliches Highlight das Petit Le Mans ist.

16. Oktober 2018 – Hans Schnock

hans schnock
Foto: ADAC TOTAL 24h Nürburgring

Der Motorsportfunktionär und Automobilexperte aus dem rheinischen Merzenich verließ die Motorsportwelt im Oktober 2018 im alter von 83 Jahren. In seiner Zeit als 24h-Rennleiter übernahm Schnock die Mamutaufgabe, die größten jemals angetretenen Starterfelder auf die Reise zu schicken: Von knapp über 100 Fahrzeugen Ende der 70er Jahre entwickelte sich das Rennen in dieser Zeit kontinuierlich weiter, knackte 1987 erstmals die Marke von 180 Teilnehmern, 1999 warten erstmals über 200 Fahrzeuge am Start. Unvergessen bleiben die riesigen Starterfelder der Jahre 2000 und 2006 (jeweils 222 Starter) sowie 2007 (224 Starter).

Zu den zahlreichen motorsportlichen Aktivitäten Schnocks gehört insbesondere die Gründung der Youngtimer Trophy, die er 1992 gemeinsam mit Egon Meurer aus der Taufe hob. Seit dem ersten Rennen 1993 begleitete er die Serie und setzte sich für ihren Fortbestand und weiteren Ausbau ein. Über 20 Jahre zeichnete er für „seine“ Youngtimer-Trophy verantwortlich, bevor er sich 2015 aus gesundheitlichen Gründen zurückzog.

12. November 2018 – David Pearson

CHARLOTTE, NC - OCTOBER 13: Former NASCAR driver David Pearson speaks with the media during NASCAR Hall of Fame Voting Day at the NASCAR Hall of Fame on October 13, 2010 in Charlotte, North Carolina. (Photo by Jason Smith/Getty Images for NASCAR)
Foto: Jason Smith/Getty Images for NASCAR

Der unter dem Spitznamen „Silver Fox“ (Silberner Fuchs) bekannte Pearson debütierte in der Saison 1960 in der Grand-National-Serie von NASCAR und gewann direkt den Titel als Rookie des Jahres. Im Verlauf seiner Karriere gewann er drei Mal die Meisterschaft in der Serie, und zwar 1966, 1968 und 1969. Er gilt als einer der größten Fahrer von NASCAR, was unter anderem auf die Duelle mit Richard Petty, einer weiteren NASCAR-Legende, zurückzuführen ist.

1986 beendete Pearson seine Karriere mit der zweithöchsten Anzahl an Siegen, aber auch Pole-Positionen, nach Richard Petty.

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Dieser Beitrag wurde von verfasst.

Michael Brückner ist seit Jahren begeisterter Motorsportfan und Fotograf. Außerdem sammelt er wissbegierig allerlei Informationen und arbeitet diese dann auf. Warum also nicht alles unter einen Hut bringen und der Welt zur Verfügung stellen. So entstand LSR-Freun.de. Neben der fotografischen und redaktionellen Arbeit kümmert sich Michael auch um die technischen Aspekte des Internetauftritts.
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