Thomas D. Hetzer, der 41-jährige Verkaufsleiter aus Bonn brachte „Knuffi“ als Sponsor zur VLN und somit in die Köpfe der Fans. In einem ausführlichen Interview erzählt der sympatische Walkenhorst-Fahrer über sein Leben, den Rennsport und was sich nach der Saison 2018 ändert. Wir führten das Interview im Rahmen von VLN 7, seine Pläne und die des Knuffi-BMW standen bereits vor dem heftigen Unfall beim achten Lauf der VLN am vergangenen Samstag fest. Hier nun der erste Teil in dem uns Thomas über seinen erfolgreichen Weg in die Motorsportwelt erzählt.
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LSR-Freun.de: Hallo Thomas, wir freuen uns das Du dir Zeit nimmst den Fans etwas über Dich zu erzählen, wenn der Anlass doch einige überraschen wird. Verrate uns zu Beginn doch etwas über Dich als Person. Wie kam es zu deiner Leidenschaft zum Motorsport?
Thomas D. Hetzer: Hallo an alle Leser und Fans. Ich bin Thomas D. Hetzer, 41 Jahre alt und komme aus Bonn. Seit gut zweieinhalb Jahren bin ich Verkaufsleiter beim Porsche Zentrum Bonn, für das ich schon dreizehneinhalb Jahren arbeite. Anfang November werde ich meine langjährige Freundin heiraten, worauf ich mich sehr freue.
Bedingt durch die räumliche Nähe hat mein Vater mich schon als kleines Kind oft zum Nürburgring mitgenommen, er begleitet mich bis heute bei nahezu jedem Rennen.
Ich durfte unzählige Rennen anschauen, an die ich mich bis heute gut erinnere. Natürlich wuchs in mir immer mehr der Wunsch selbst einmal Rennen zufahren, wenn ich damals auch keine Idee hatte, wie schwieriger der Weg sein wird, mein Ziel zu erreichen.

Nun sitzt Du hier im Rennanzug, also hast Du den Schritt zum Fahrer irgendwann getan. Wie wurde aus dem Wunsch dann Wirklichkeit?
Im Grunde bestand meine ganze Karriere aus vielen glücklichen Zufällen. Es waren immer Umstände, die sich plötzlich ergeben haben, aber auch harte Arbeit. Mein Vater hatte schon immer die Leidenschaft zu Autos, sammelt in bescheidenem Maße Oldtimer. Somit war er auch in Oldtimer-Clubs aktiv. Dort trafen wir auf einen Clubkameraden dessen Schwiegersohn zu GT1-Zeiten für den legendären Zakspeed-Rennstall arbeitete und später dann beim Phoenix Racing. Der nahm uns dann mal mit zu einem Rennen, bei dem ich dann Ernst Moser und Dirk Talmann kennenlernte. Irgendwann im darauffolgenden Winter rief mich Ernst Moser an und meinte: „Ich suche jemanden der gut reden kann, das kannst Du Thomas, hast Du nicht Lust etwas Geld zu verdienen?“.
Das war während meines Studiums und somit natürlich sehr willkommen, obwohl ich noch wenig Ahnung von der Szene hatte. Fehlendes Wissen wollte mir Ernst Moser dann vermitteln. Somit machte ich meine ersten Schritte in Fahrer-, Sponsoren- und Pressebetreuung für das Carrera-Cup-Team. Zeitgleich haben wir vom Carrera-Cup-Team in der DTM beim Opel-Team ausgeholfen, den dort wurde jede helfende Hand benötigt.

Das habe ich drei Jahre gemacht und dadurch sehr viel über den Motorsport gelernt und mir Hintergrundwissen angeeignet. Jedoch wuchs der Traum des kleinen Jungen, der damals auf der T13 stand und auf die Döttinger Hohe blickte, um die DTM auf der Nordschleife zu sehen immer weiter. Bis heute klingeln mir die Motoren aus der Zeit in den Ohren, der unverwechselbare Klang der E30 M3 welche man lange bevor man sie sah schon am infernalischen Sound erkannte.
Das begann ja spannend. Wann begann dann die wirklich aktive Zeit?
Das war dann 2009, als ich Danny Kubasik traf. Ein guter Freund bis heute der 2018 den Renault RS 01 „Chappi“ in der VLN eingesetzt hat. Mit Freunden aus Bonn saß ich bei ein paar Bier zusammen und Sie haben mir vorgerechnet was es kostet einen Rennwagen in der Youngtimer Trophy einzusetzen. Ich habe dann angefangen das mal für mich durchzurechnen und diesen ersten Entwurf habe ich dann Danny gezeigt. Obwohl das unglaubliche Beträge waren, rückte ein Start bei zwei-drei Rennen doch in greifbare Nähe.
So machte ich mit Danny zusammen meine Lizenz und wir haben im Herbst 2009 in Kassel einen 944 Turbo gekauft, mit Motorschaden. Den haben wir über den Winter aufgebaut und sind am 12.05.2010 beim 24h-Classic gestartet. Im Prinzip hatten wir noch wenig Ahnung was wir da wirklich trieben. Natürlich versuchten wir alles so gut wie möglich zu machen. Doch durch das fehlende Geld war es sogar so, dass wir bei einsetzendem Regen im Training dann mit Straßenreifen auf die Strecke gingen. Wir hätten nicht mal Ersatzfelgen für Regenreifen. Logischerweise stellten wir nach zwei Runden fest, dass diese Idee sehr grenzwertig war, aber wir waren qualifiziert, darum ging es.

Zum Renntag war glücklicherweise strahlender Sonnenschein und wir waren recht zügig mit dem Auto unterwegs und wurden 4 in der Klasse. Wir sind dann noch zweimal am Nürburgring gestartet und konnten sogar unseren ersten Podestplatz feiern. Für diese Erfahrung und seinen Einsatz mit dem Team bin ich Danny für immer dankbar, eine unglaublich tolle Zeit!
Der Schritt vom Youngtimer in die VLN hat sich dann wie ergeben?
Dadurch, dass Team Roadrunner Racing nicht unweit des Firmensitzes von Danny zu Hause war und wir Sie dadurch kannten, hat der Teamchef uns fragte, ob wir nicht mal den Renault Clio in der VLN probieren wollen. Ich hätte das nicht bezahlen können, so sah ich mich schon raus aus der Nummer.
Aber wiedermal half mir der Zufall. Bei einem Fahrertraining in Spa Francorchamps damals für meinen Arbeitgeber hatte mich ein Anruf eines Teamchefs erreicht. Mike Lenzen setzte einen bekannt schnellen Peugeot 206 in der VLN ein. Dieser machte mir das unglaubliche und fast „unmoralische“ Angebot, für ihn zu fahren, es wäre kaum mit Kosten verbunden. Ein Freund und Kunde bekam Teile des Telefonates mit und meinte er finanziert mir diese Idee.
So bestritt ich mein erstes VLN Rennen, dazu noch das 6h-Rennen. Das war im August 2011. Ich war die Nacht davor unglaublich aufgeregt. Bei den Youngtimern ging es doch immer sehr Gentlemen-like zu, so warnte mich jeder vor der VLN bei der doch mit deutlich härteren Bandagen gefahren wird. Das ganze Team mit 8 Mann schlief in einem Zimmer, so habe ich kein Auge zu gemacht. Zu allem Überfluss hatte ich noch den letzten Stint und musste so den ganzen Tag warten.

Aufgrund der Erfahrung meiner Teamkollegen, habe ich dann tatsächlich das Auto auf Platz 1 liegend übernommen. Diese 90 Minuten waren unglaublich. Eine emotionale Mischung aus Freude, Anspannung und Stolz. Nach dem Rennen war ich fix und fertig, vor allem im Kopf war es eine unglaubliche Last. Aber mein Einstieg in die VLN begann mit einem Klassensieg beim 6h-Rennen. So stand ich damals da und habe von Lars Gutsche den großen Pokal bekommen, vor diesem stehe ich heute noch manches mal schmunzelnd.
Das ist wirklich eine grandiose Premiere bei der Langstreckenserie am Nürburgring. Welchem nächsten Zufall ist dann Deinem Verbleib bis heute zu verdanken?
Da ich Blut geleckt hatte wollte ich das natürlich sehr gerne weiter machen, war es doch genau das, wovon ich als kleiner Junge schon immer geträumt hatte. Ich sprach dann einige im Bekanntenkreis an und habe tatsächlich Unterstützer gefunden. Einige halfen mit „Naturalien“ andere mit Geld. So kam es dann, dass ich meinen ersten Lauf in einem Renault Clio finanzieren konnte. Da konnte ich anscheinend eine überzeugende Leistung zeigen, wir wurden vierter in dem Rennen. Damals war der Clio-Cup ja groß und mit starken Talenten besetzt. So konnte ich ab und an Clio fahren, dank der Hilfe von Freunden und Bekannten.

Parallel dazu ergab sich ein weiterer Zufall. Durch die als Bonner Unternehmen naheliegende Zusammenarbeit zwischen Haribo-Racing und dem Bonner Porsche Zentrum waren wir mit Kunden beim 24h-Rennen in Spa Francorchamps. Einer der Kunden war „Mr. Knuffi“. Er zeigte sich begeistert und fragte, wie er mit der Firma Knuffi das unterstützen kann. Da ein weiterer großer Sponsor für Haribo nicht passte, kam er direkt auf mich zu. Zuerst hatte ich natürlich Bammel, dass ich das nicht in Einklang mit meiner Arbeit bekomme. Doch das konnten wir regeln, so kam plötzlich – nun seit sieben Jahren – Knuffi als mein Hauptsponsor auf den Plan. Ihm und der GUP-Gruppe habe ich es zu verdanken, dass ich den Rest der Saison im Clio fahren konnte und bis heute Rennen fahren darf.
Wie sah Eure Zusammenarbeit, also zwischen Sponsor und Fahrer aus, allein eine nette Folierung des Autos genügt ja heutzutage nicht mehr?
Da half mir dann meine eigene Erfahrung aus der Zeit bei Phönix Racing im Carrera-Cup, das eigene „Business“ aufzubauen. Über den Winter entwarf ich einen Strategieplan, von dem war Knuffi und die GUP-Gruppe nach kurzer Überarbeitung überzeugt. Mit dieser Hilfe und der von Freunden war meine Teilnahme an einer kompletten Saison im Renault Clio gesichert. In der Saison 2012 konnte ich dann den dritten Platz in der Renault Clio Cup Speed Trophy belegen. Nebenher war natürlich immer der Traum endlich beim 24h-Rennen am Nürburgring mit zu fahren. Dieser Traum wurde für mich 2013 wahr und das Erlebniss steht wohl bis heute bei mir als das Emotionalste in meiner Rennfahrerkarriere.

Wir gingen mit drei Clios an den Start im Team Roadrunner Racing und mein Auto war eher der „Underdog“. Trotz der Erfahrung von den Jahren zuvor ist so ein 24h-Rennen doch etwas ganz anderes. Man begreift den Wahnsinn um sich herum erstmal gar nicht, wenn man das erstmal „reingeworfen“ wird. Es brauchte Tage danach, um zu begreifen was da abging.
Das Team hatte von Rennbeginn an einen soliden Job gemacht und wir lagen zum Ende der Nacht auf dem dritten Platz in der Klasse. Somit begannen in den frühen Morgenstunden die ersten taktischen Überlegungen und es wurde gefragt: „Wer fährt den Schluss-Stint?“ Meine Teamkollegen machten einen Schritt nach hinten, somit wurde die Last und Ehre mir zuteil. So ging ich als Fahrer in die letzen zwei Stunden und das war von Beginn an ein „Gänsehautgefühl“. Ich war hochkonzentriert nur keinen Fehler zu machen, jede Ecke ist wichtig, jede Kurve ist wichtig. Aufpassen beim überholen oder überrundet werden -erst wenn Du das karierte Tuch siehst, dann ist es geschafft.
Diese Konzentration konnte ich bis zur vorletzten Runde aufrechterhalten, auch wenn ich schon merkte, dass ich beim Funken Probleme mit meiner Stimme hatte. Die Emotionen und Gedanken kamen dann doch schon hoch. Die letzte Rennrunde bis zur Döttinger Höhe konnte ich mich im Zaum halten, was unglaublich schwer war, ich bin ein sehr ehrgeiziger und anspruchsvoller Mensch, besonders mir selbst gegenüber und fahre Rennen um zu siegen. Doch ab da kochte es in mir hoch, dieser Traum des kleinen Jungen auf der T13 damals kam wieder in mir hoch, ich realisierte, dass ich auf dem Weg zum Podium beim legendären 24h-Rennen am Nürburgring war. Ab der Hohenrain-Schikane sah ich alles nur noch verschwommen, ich lies meinen Gefühlen freien Lauf. Selbst jetzt beim Erzählen stellt sich da bei mir die Gänsehaut auf und ich bekomme wieder feuchte Augen.

Im Nachhinein ein interessanter Zufall war, dass ich im Vorstart noch Volker Strycek traf, wir kannten uns von der DTM-Zeit mit Opel und dem Sieg des Team Phönix mit dem DTM Opel Astra beim 24H Rennen 2003 natürlich recht gut. Er startete in der gleichen Klasse ein paar Reihen vor mir und meinte: „Na Junge, wenn man dir das vor ein paar Jahren gesagt hätte, dass Du heute hier mit ins Rennen gehst, hätteste auch nie geglaubt oder?“ Auch das ging mir sehr nahe und ich dachte: Volker, das hättest Du mir besser hinterher gesagt, die Nervosität wurde dadurch nicht weniger.“
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