Die Gewinnzahlen vom Wochenende lauten: 1-2-10-88-308-310. Zusatzzahl: 249. Diese Angaben sind zwar mit Gewähr, jedoch zugegeben sehr abstrakt. Daher sollen sie in der Folge näher erläutert werden.

Die Rahmenbedingungen beim siebten von neun Läufen zur VLN-Langstreckenmeisterschaft am Nürburgring, dem 59. ADAC Reinoldus-Langstreckenrennen, waren konstant inkonstant. Wie schon häufig in dieser Saison, wartete das Wetter über der „Grünen Hölle“ mit erhöhter Luftfeuchtigkeit, die sich immer wieder auch als Regen niederschlug, auf. „Der Begriff des ‚Eifelwetters‘ hat das Potential zum Wort des Jahres“, sagt Christian Erben, Crew-Chief des Mayener Teams Eurorepar Nett Motorsport augenzwinkernd und fügt hinzu: „Mit unserem Reifenpartner Michelin sind wir auf diese widrigen Bedingungen jedoch bestens vorbereitet.“ Doch nicht nur der Peugeot 308 Racing Cup der Vulkaneifelaner vertraut auf die französischen Pneus. Auch der konkurrierende Mini JCW Coupé der racing4Emotion-Mannschaft verwendet dieses Fabrikat und stellte den kleinen Briten in einem verregneten Qualifikationstraining auf die Pole-Position der Klasse SP2T (Rennfahrzeuge mit Turbo-Motoren bis 1600 ccm). „Wir hatten nicht den optimalen Zeitpunkt für unsere schnelle Runde getroffen“, berichtet Jürgen Nett. Der Fahrer und Teamchef will dies jedoch nicht als Ausrede für die verpasste Bestzeit verstanden wissen: „Die Jungs von racing4Emotion waren einfach super schnell. Unser Kompliment an die Truppe. Der Zweikampf über die gesamte Saison hinweg macht irre Spaß“.

Startplatz 2 also für den Peugeot mit Typ- und Startnummer 308 – vor den Rückkehrern vom Team Rallye Top aus der Schweiz, die nach längerer Pause ihren Peugeot RCZ zurück an den Ring gebracht hatten. Der Zahl „2“ kam an diesem Wochenende für Jürgen Nett jedoch auch noch eine andere Bedeutung zu: „Da der Fahrerkollege von Hermann Bock, der den Audi RS3 LMS mit der Startnummer 310 (wie der Peugeot unter Nennung von Bonk Motorsport aus Münster, d. Red.) einsetzt, dieses Mal verhindert war, habe ich mich für einen Doppelstart entschieden. Das Auto kenne ich ja bereits vom 24h Rennen im Juni. Was lag also näher als Hermann im Kampf um den Klassensieg zu helfen“, so Nett, der damit auch in der Klasse SP3T (Rennfahrzeuge mit Turbomotoren bis 2000 ccm) an den Start ging. Einen nicht zu vernachlässigenden Baustein dafür, mit einer solchen Doppelbelastung fertig zu werden, stellt die körperliche Fitness dar. „Unser Personal Coach Otmar Schacherbauer hat das Training entsprechend angepasst“, ergänzt Nett.

Zunächst nahm der 52-jährige Routinier jedoch im Peugeot Platz, der wie alle anderen Teilnehmer auf Regenreifen zum Start rollte, und fuhr den Start-Turn. Den Mini hatte er alsbald ein- und überholt. Bei typischem „Nett-Wetter“ brummte er der Konkurrenz pro Runde 10 bis 15 Sekunden auf. In dieses Freudengefühl mischte sich ab der vierten Runde jedoch ein lautes Klappern vom Unterboden her hinein, welches dem VLN-Gesamtsieger von 1987 Unbehagen bereitete. „Unser Chef-Mechaniker Lothar Gäb schaute sich die Sache zunächst von der Boxenmauer aus an, konnte jedoch nichts erkennen. Im Abschnitt Pflanzgarten rumpelte es in Runde fünf dann so gewaltig, dass ich mich dazu entschloss, früher als geplant die Box anzusteuern“, führt Nett aus. Bradley Philbot aus Bedford in England übernahm nach einem gründlichen Check das Auto. Die Reifen wurden indes nicht gewechselt, da entgegen der Vorhersagen der Himmel über der Eifel noch immer nicht die Schleusen dicht gemacht hatte. Vor dem Stopp betrug der Vorsprung auf die Konkurrenz noch 25 Sekunden, der sich nach dem ungeplanten Halt in einen Rückstand verwandelte. Die racing4Emotion-Mannschaft pokerte und zog profillose Slicks auf. Bei immer wieder einsetzendem Regen leider die falsche Entscheidung. Während Philpot die Führung im Peugeot wiederhergestellt hatte, bereitete sich Jürgen Nett darauf vor, nach der neunten Runde den Audi von Hermann Bock zu übernehmen. Auf Platz zwei liegend betrug der Rückstand auf den Führenden hier eine Minute. Anders als beim Peugeot setzte man beim Ingolstädter Boliden auf Slicks. Jürgen Nett: „Der Audi ist mit Dunlop-Reifen bestückt, die mit diesen Mischverhältnissen weniger gut zurecht kamen und nach den 9 Runden komplett hinüber waren. Wir riskierten also den Wechsel auf die Trockenreifen“. Das hielt den Regen jedoch nicht davon ab, weiter die 24,433 km lange Strecke zu bewässern. Nochmals Jürgen Nett: „Immer wenn man sich gerade auf ein Wetter eingestellt hatte, wechselte es wieder.“ Mit seiner Leistung auf den Audi konnte Nett mehr als zufrieden sein, fuhr auf Slicks Zeiten wie die Konkurrenz auf Regenreifen. Den anfänglichen Rückstand verwandelte er in einen 90-sekündigen Vorsprung, den Hermann Bock, der das Auto nach Runde 19 wieder übernahm, gar noch ausbaute und somit den Klassensieg perfekt machte. Dieser Sieg stand jedoch Spitz auf Knopf. Zwei Runden vor Schluss kam es im Bereich Breidscheid zu einer Berührung mit einem Porsche. Dadurch wurden zwei Felgen sehr stark beschädigt.

„Wir hatten großes Glück, dass die Reifen das noch überlebt haben“, kommentiert Jürgen Nett seinen 87. Klassensieg. Den 88. machte für ihn indes sein Bruder, Achim Nett, perfekt, der den Peugeot 308 von Philpot übernommen hatte. Für die letzten fünf seiner zehn Runden wechselte der 50-jährige dann schließlich doch auch noch auf Slick-Reifen und fuhr den 10. Klassensieg in Folge für das Team aus der Koblenzer Straße in Mayen ein. Der Geschäftsführer des dort ansässigen familieneigenen Autohauses nach dem Rennen: „Bereits zum dritten Mal haben wir einen Event der PSA-Bank ausgerichtet, die besonders verdienten Verkäufern und Inhabern von Autohäusern des Konzerns zu einem Erlebniswochenende hier am Nürburgring einlädt. Am Freitag hatten wir die rund 15 Gäste in unseren beiden Rennautos (der Peugeot 306 S16 wurde reaktiviert, d. Red.) um die Nordschleife chauffiert. Der Wille, unseren Gästen dann am Samstag Platz 1 zu schenken, hat uns denke ich zusätzlich motiviert.“

Für die Marke Peugeot könnte mit dem nächsten Rennen am 12. Oktober ein weiterer Meilenstein erreicht werden. Bisher hat die Löwenmarke 249 Siege in der VLN eingefahren, der nächste wäre also ein ganz besonderer.

Um noch eine weitere Zahl ins Spiel zu bringen: Zu dieser Erfolgsgeschichte trägt Nett Motorsport seit mehr als 40 Jahren entscheidend bei.

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