Mit einem überlegenem Sieg hat sich der DTM-Meisterschaftsführende Nico Müller (SUI, Audi) im zweiten Rennen auf der Nürburgring Sprintstrecke eindrucksvoll zurückgemeldet. Nach seinem Pech am Samstag, als Müller sich nach einem Dreher mit Rang fünf begnügen musste, fuhr der Schweizer am Folgetag mit einer Extraportion Ehrgeiz und war nicht zu schlagen.
Titelkonkurrent und Teamkollege Robin Frijns (NED, Audi) kam als Zweiter mit fast zwölf Sekunden Rückstand über die Linie – dennoch ein Sonntag nach Maß für die Abt-Mannschaft, die einen beeindruckenden Doppelsieg feierte. Das Podium komplettierte Titelverteidiger René Rast (GER, Audi). Ein weiteres Mal standen also die „Big Three“ der DTM auf dem Treppchen. In der Herstellerwertung ist bereits nach dem zweiten Saisondrittel alles klar: Mit 872 Zählern liegen die Ingolstädter nun uneinholbar vorn, Konkurrent BMW kann mit 356 Zählern nicht mehr aufschließen.

Eine Überraschung gab es bereits im Qualifying, nach dessen Abschluss sich dieses Mal nicht nur die „üblichen Verdächtigen“ unter den Top drei wiederfanden: Ferdinand Habsburg sprengte das Trio der Schnellsten und fuhr die zweitbeste Zeit. Eine kleine Sensation und das bislang beste Qualifying-Ergebnis für den jungen Österreicher und sein WRT-Kundenteam. Im Rennen konnte Habsburg seine Pace allerdings nicht vollends nutzen und landete auf dem sechsten Rang. Auch das BMW-Kundenteam ART glänzte mit Robert Kubica (POL) im Zeittraining mit Rang sieben, blieb im Rennen aber ebenfalls ohne Fortune.
Müller mit überlegener Pace am Rennstart
Nico Müller legte bereits kurz nach dem Start den Grundstein für seinen überlegenen Rennsieg: Während Pole-Mann Frijns zunächst die Nase vorn hatte, ging der Schweizer schon kurz nach Rennstart an Habsburg vorbei und machte anschließend Druck auf Frijns. In der siebten Runde schnappte sich Müller die Führung und baute sie kontinuierlich aus. René Rast, von Platz vier gestartet, fuhr ein unauffälliges Rennen und schnupperte nur einmal kurz am zweiten Platz, als Frijns nach seinem Pflichtstopp mit kalten Reifen kurz vor ihm auf die Strecke zurückkam – doch der Niederländer behielt die Nerven und konnte Rast hinter sich lassen. Auch wenn an der Spitze schnell alles klar war, konnten sich die Zuschauer in der Eifel bei Kaiserwetter über packende Rennaction im Mittelfeld freuen, wo es zahlreiche Positionskämpfe gab.
Van der Linde erneut bester BMW-Pilot, Pech für Kubica
Im BMW-Lager setzte ein weiteres Mal der Südafrikaner Sheldon van der Linde ein Ausrufezeichen, der mit Platz vier bester BMW-Pilot wurde. Dessen RBM-Team hatte Konkurrent Marco Wittmann (GER, BMW) mit einem Undercut geschickt ausgekontert, so dass dieser sich mit dem fünften Platz begnügen musste. Weiter hinten im Feld sorgten Philipp Eng (AUT, BMW), Lucas Auer (AUT, BMW) und Jamie Green (GBR, Audi) für unterhaltsame Positionskämpfe. Green hatte jedoch Pech und musste seinen RS 5 DTM kurz vor Rennende mit technischen Problemen in der Box abstellen. Auch Ex-Formel-1-Pilot Robert Kubica (POL, BMW), der mit einem starken siebten Startplatz auf sich aufmerksam gemacht hatte, musste im Rennen an sechster Position liegend mit einem Getriedefekt aufgeben.
Nach dem zwölften von 18 Saisonrennen baut Nico Müller seinen Vorsprung in der Fahrerwertung weiter aus und liegt nun mit 242 Punkten weiter an der Spitze. Frijns bleibt ihm mit 224 Zählern auf den Fersen, Rast ist Dritter mit nun 195 Punkten. In der DTM geht es weiter vom 09. bis 11. Oktober im belgischen Zolder. Und auch im kommenden Jahr können sich Motorsportfans auf packende Tourenwagen-Action freuen, denn die DTM geht ab 2021 erneut an den Start – mit geändertem Reglement, aber mit genau so viel Spannung und Faszination.
Stimmen – 2. Rennen, Nürburgring Sprint

„Wir hatten zwei gute Wochenenden hier auf dem Nürburgring. Bei allen Rennen waren Fans vor Ort, wenn auch nur in beschränkter Anzahl. Das Rennen am Samstag war super spannend: Drei Safety-Car-Phasen mit tollen Restarts, reichlich Positionswechsel und harte Kämpfe. Am Sonntag ging es etwas weniger spektakulär zu, obwohl die Bedingungen gleich waren: bestes Wetter und eine hervorragende Strecke. Aber ist das Motorsport! Gratulation an das Abt-Team, das momentan einfach die führende Mannschaft ist. Jetzt, wo auch die Zukunft der DTM gesichert ist, schauen wir mit Freude voraus nach Zolder.“ Gerhard Berger, 1. Vorsitzender ITR e. V.

„Es ist schön, wenn man einen Vorteil hat, aber man weiß ja nie, was passiert, ob es eine Safety-Car-Phase gibt oder nicht. Deshalb ist man nicht entspannt, sondern man muss fokussiert bleiben. Ich bin schon früh zum Stopp in die Boxengasse abgebogen und wusste, dass es ein sehr langer zweiter Stint wird. Erst fünf, sechs Runden vor dem Rennende war nich nicht mehr so besorgt – aber selbst dann weiß man ja nie, was noch passiert. Nach zwei schlechten Tagen am vergangenen Sonntag und am gestrigen Samstag war das ein erfolgreicher Tag heute. Das Überholen von Robin Frijns war kein Problem. Ich denke, er hat gesehen, dass ich schnell ankam. Aber zwischen uns ist das immer smart und fair. Dass Audi schon sechs Rennen vor dem Saisonende Markenmeister ist, ist ein starkes Statement. Wir können nur danke sagen, dass sie uns mit dem RS 5 ein so großartiges Tool gegeben haben. Wenn ich damit aus der Boxengasse rausfahre, habe ich immer ein Grinsen im Gesicht.“ Nico Müller (SUI), Audi, Sieger

„Ich habe mir früh einen Bremsplatten eingefangen und hatte dadurch Untersteuern in Linkskurven. Daher habe ich mich auch nicht so sehr gewehrt, als Nico Müller an mir vorbei ist. Ich habe dann versucht, dran zu bleiben doch der Abstand wurde immer größer. Zudem musste ich auf meine Reifen achten und habe gemerkt, dass die Reifen von Nico besser waren als meine. Der zweite Platz ist jedenfalls okay. Ich werde versuchen, aus jedem Rennen das maximale heraus zu holen. In Zolder will ich mir die Punkte wieder zurückholen. Audi ist seit zwei, drei Jahren sehr stark und nun wieder frühzeitig Markenmeister. Es ist einfach schön, mit dem Audi RS 5 DTM Rennen zu fahren.“ Robin Frijns (NED), Audi, 2. Platz

„Der Boxenstopp hat leider nicht perfekt funktioniert, hinten rechts gab es ein Problem mit einer Radmutter. Aber das war letztlich nicht entscheidend. Im ersten Stint konnte ich mithalten. Im zweiten hatte ich von Beginn an wenig Grip. Wir hatten keine Antwort. In der Meisterschaft wird der Abstand langsam größer, das ist etwas frustrierend. Doch es sind noch sechs Rennen, noch ist alles offen. Man weiß ja nie, ich gebe nicht auf, die beiden unter Druck zu setzen. Dass Audi heute schon so früh Markenmeister geworden ist, macht uns alle stolz. Und ich bin dankbar, dieses Auto fahren zu dürfen.“ René Rast (GER), Audi, 3. Platz
Ergebnis – 2. Rennen, Nürburgring Sprint
01. Nico Müller (SUI), Audi RS 5 DTM, 41 Runden in 57.09,856 Minuten
02. Robin Frijns (NED), Audi RS 5 DTM, + 11,790 Sekunden
03. René Rast (GER), Audi RS 5 DTM, + 19,526 Sek.
04. Sheldon van der Linde (RSA), BMW M4 DTM, + 22,733 Sek.
05. Marco Wittmann (GER), BMW M4 DTM, + 24,016 Sek.
06. Ferdinand Habsburg (AUT), Audi RS 5 DTM, + 25,713 Sek.
07. Mike Rockenfeller (GER), Audi RS 5 DTM, + 30,162 Sek.
08. Timo Glock (GER), BMW M4 DTM, + 33,795 Sek.
09. Loïc Duval (FRA), Audi RS 5 DTM, +40,763 Sek.
10. Jonathan Aberdein (RSA), BMW M4 DTM, + 44,264 Sek.
Schnellste Rennrunde: René Rast (GER), Audi RS 5 DTM, 1.21,479 Min.
Pole-Position: Robin Frijns (NED), Audi RS 5 DTM, 1.19,117 Min.
Wetter: 22°C, sonnig
Strecke: 36°C, trocken
Wow-Fact – 2. Rennen, Nürburgring Sprint
7
Der Nürburgring steht im Spätsommer des COVID-19-Jahres 2020 mächtig unter Dampf. Eine Veranstaltung jagt die andere. Zuletzt gastierte die DTM zu einem Double-Header gleich an zwei Wochenenden in der Eifel, jeweils bei bestem Wetter und vor Zuschauern. Und bevor am 11. Oktober die Formel 1 erstmals seit 2013 zurückkehrt, steht vom 24. bis 27, September der nächste „Ring“-Klassiker bevor: die 24 Stunden Nürburgring.
Gleich sieben DTM-Piloten gehen dabei in die Verlängerung, sind auch am dritten Wochenende in Folge in der Eifel. Von Audi werden die „big three“ auf die Nordschleife geschickt, die in der DTM tonangebenden Nico Müller (SUI), Robin Frijns (NED) und René Rast (GER). Seitens BMW stellen sich Lucas Auer (AUT), Philipp Eng (AUT), Marco Wittmann (GER) und Sheldon van der Linde (RSA) den Herausforderungen der legendären „Grünen Hölle“ beim 24h-Klassiker.
Und da war dann noch …

… Ferdinand Habsburg und der Priester. WRT-Audi-Fahrer Ferdinand Habsburg ist bekennender Katholik und macht keinen Hehl daraus, dass ihm sein Glaube sehr wichtig ist. Somit versucht er, wenn es die Möglichkeit gibt, auch am Rennwochenende am Sonntag in die Kirche zu gehen. Bis im vergangenen Jahr gab es in der Nähe des Nürburgrings eine Frühmesse, dieses Angebot gibt es jedoch in diesem Jahr nicht mehr. Habsburg fand aber durch Zufall heraus, dass ein entfernter Cousin von ihm, Pater Wolfgang Diechgans, für einen Aufenthalt in der Region war. Der Pater, der vor einem Monat zum Priester geweiht wurde, erklärte sich sofort bereit, am frühen Sonntagmorgen für den Rennfahrer und einem ebenfalls gläubigen befreundeten Journalisten im Hotelzimmer des Letztgenannten eine Messe zu feiern. So ging Ferdinand Habsburg auch geistig gestärkt in den Rennsonntag.
Downloads – 2. Rennen, Nürburgring Sprint
Vorläufiges Ergebnis, Rennen 02, Nürburgring Sprint 20. September 2020
Ergebnis, Qualifikation 02, Nürburgring Sprint,20. September 2020
Gesamtstände nach 12 von 18 Rennen, Stand 20. September 2020
Quelle: DTM-Media-Team
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