Was geschah am Rennsamstag in der Eifel?

Am Morgen war der Himmel dunkel und die Piste nass. Das Team mit den beiden Fahrern Jürgen Bretschneider (Friedberg) und Steven Fürsch (Waizenbach) stellten sich auf einen Regentag ein. Während des Qualifikationstrainings probierten die Protagonisten im MINI noch geänderte Fahrwerkseinstellungen und verschiedene Regenreifen aus. Am Ende des Zeittrainings wies die Zeitnahme einen zweiten Platz aus. Aufgrund der Versuche mit den schwarzen runden Gummis, fand das Team den Startplatz in Ordnung und die Fans konnten während der kleinen Pause zwischen Quali und Rennen in zufriedene Gesichter des Teams blicken.

Die Anspannung bei den Teilnehmern stieg, je weiter es in Richtung der Startzeit von 12.00 Uhr ging. Ein wenig Ablenkung brachte der Besuch einiger Fans von Racing4Emotion. Gruppenbilder und Selfies lenkten vom Regen in der Startaufstellung ab. Es wurde pünktlich die Formationsrunde und das auf vier Stunden dauernde Rennen gestartet. Da draußen herrschte alles andere als einfache Bedingungen. Startfahrer Jürgen Bretschneider nach dem Rennen: „Die Sicht war durch aufgewirbelte Gischt, vorsichtig gesagt nicht die Beste, und das Wasser stand auf dem Asphalt“. Jürgen bediente sich aus seinem Erfahrungsschatz und hat sich auf ein fehlerfreies Fahren konzentriert. Leider musste er frühzeitig die Box ansteuern. Die gewählte Gummimischung der Regenreifen stellte sich unter diesen Bedingungen als ein Fehlgriff heraus. In schneller, gewohnter Manier wechselte die Boxencrew die Regenreifen gegen andere Pneus mit Profil für nasse Bedingungen.

Ab da ging es aufwärts. Jürgen fühlte sich mit den neuen Reifen wohl und umrundete den Nürburgring zügig. Die Strecke trocknete immer weiter ab. Jetzt kam die Stunde der Strategen. Kurzfristiger Boxenstopp. Steven Fürsch präparierte sich für seinen Einsatz und neben ihm in der Box standen profillose Slicks zum Wechseln bereit. Erneut bewies die Boxenmannschaft, dass sie zügig den MINI mit der Startnummer 387 abfertigen kann. Steven nun am Volant, drehte seine Runden über die Nordschleife. „Es war alles andere als einfach. Du musstest voll bei der Sache sein. Bist nur ein paar Zentimeter neben der Ideallinie gewesen und nicht aufgepasst oder unkonzentriert, dann war dein Abflug oder Dreher fast sicher.“, so Fürsch nach dem Rennen. So ganz nebenbei. Unter diesen Bedingungen fuhr er während seines Stints die schnellste Rennrunde im sechsten VLN Lauf 2019 in der Klasse SP2T.

# 387, Racing4Emotion, Steve Fürsch, Jürgen Bretschneider, VLN, Mini Cooper
Foto: L. Rodrigues

Um 14.14 Uhr erschien auf dem Monitor der Rennleitung „starker Regen auf der Strecke“. Zeitgleich funkte Steven zur Box das es sprichwörtlich wie aus „Kübeln“ regnen würde. In der Box schauten sich alle an, denn laut den ganzen zur Verfügung stehenden Wetterapps hätte es noch gar nicht regnen sollen. Eifelwetter! Gesagt getan. Alles wurde kurzfristig für einen Reifenwechsel vorbereitet. Als Steven in die Boxengasse fuhr, stand alles bereit. Er übergab das Auto in Führung liegend wieder an Jürgen. Vollgetankt, mit einem frischen Satz Regenreifen ging es ab. Es folgten 20 recht entspannte Minuten für die Mannschaft. Aber als noch 1 Stunde und 33 Minuten Rest Zeit auf der rückwärtslaufenden „Rennuhr“ angezeigt wurden, ereilte das Boxenteam via Funk die erste Hiobsbotschaft des Tages. Bretschneider teilte mit, das der dritte Gang immer wieder herausspringen würde. Keiner wollte jetzt mit Jürgen tauschen. Also immer wieder hielt er den Schalthebel in der passenden Stellung und sein Vorwärtsdrang ging trotz der erschwerten Bedingungen weiter. Rund 27 Minuten vor Rennende folgte die nächste schlechte Nachricht aus dem Auto. Jetzt hält es auch den vierten Getriebegang nicht mehr in seiner Position. Regen, nasse Strecke, ein sich nähernde Zweitplatzierter und die Renndistanz in den Knochen. Kein einfacher Job heute hinter dem Lenkrad. Egal. Das Auto muss ins Ziel.

Der schwarze MINI lag mit gut einer halben Rennrunde in Führung. Das geht schon irgendwie. Das Schicksal meinte es aber nicht gut. In einer Code 60 Phase (Geschwindigkeit auf 60 km/h begrenzt in diesem Falle durch Bergungsarbeiten) blieb der fünfte Gang stecken. Die Sorgenfalten im Team wurden immer größer. Es hielt keinen mehr auf den Plätzen. Man munkelt dass der Kaffeeverbrauch bei der anwesenden Boxenmannschaft drastisch anstieg. Es wurden Daumen gedrückt, Gebete in den Himmel geschickt. Auf dem GPS Radar sah man den Zweitplatzierten Peugeot von Nett Motorsport näher kommen. Das gesamte Team hätte das Auto am liebsten über die Rennstrecke geschoben, getragen, gebrüllt etc., aber es war zum Zusehen verdammt. Im Streckenabschnitt „Exmühle – Breidscheid“ kam das Ende. Der MINI hatte keinen Vortrieb mehr. Das Getriebe stellte seinen Dienst ein. Gut eine halbe Runde vor Schluss des Rennens. Während der kleine schwarze Wagen ausrollte, wurde der Gesamtsieger abgewinkt. Es war auf einmal sehr still in der Box. Ganz still. Man war den Tränen näher als der Zielflagge. 3 Stunden und 59 Minuten stellte sich das Team den Herausforderungen. Trotzte den Wetterverhältnissen und lag weit in Führung.

Kuriosität am Rande. Die späteren Sieger von Nett Motorsport erfuhren erst von ihrem Sieg, als sie die Box aufräumten. Auch die Streckensprecher vermeldeten zunächst die Fahrer Jürgen Bretschneider und Steven Fürsch als Sieger in der Klasse SP2T. Da stand das Auto aber leider bereits neben der Strecke.

Das Team lässt sich nicht unterkriegen. In der heimischen Werkstatt wird in der dreiwöchigen Rennpause eine neue Schaltbox verbaut. Bereits am 28. September 2019 wird Mannschaft erneut zu einem vier Stunden Rennen in die Eifel reisen.

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