Auf Momente des Rückschlags folgten Momente des Zurückschlagens: Jakub „Kuba“ Przygonski und Timo Gottschalk haben bei der Rallye Dakar 2020 ihr fahrerisches und navigatorisches Können mehrfach unter Beweis gestellt.
Angesichts eines frühen technischen Problems an ihrem X-raid-Mini John Cooper Works Rally hatte das polnisch-brandenburgische Duo mit der Vergabe von Sieg und Platzierungen bei der härtesten Wüstenrallye der Welt allerdings nichts mehr zu tun. Nach nur 146 der rund 5.000 Prüfungskilometer beendete ein Getriebeschaden bereits am ersten Tag alle Hoffnungen auf ein Top-Resultat. Bei der Premiere der Rallye Dakar in Saudi-Arabien blieb so nur, das Potenzial bei Tageswertungen zu beweisen. Auf insgesamt acht der zwölf Etappen rangierten der Marathon-Rallye-Weltcup-Sieger von 2018 und der „Dakar“-Champ von 2011 unter den Top 10 der Tageswertung – und das bei enorm starker Konkurrenz und bei enorm geringer Ausfallrate unter den Top-Piloten. Der Gesamtsieg ging zum dritten Mal in der Geschichte der „Dakar“ an Carlos Sainz/Lucas Cruz (ESP/ESP, Mini).
Die ‚Dakar‘ war in diesem Jahr nicht leicht für uns. Aber von technischen Problemen abgesehen, war es von unserer Seite eine gute Rallye. Wir waren immer wettbewerbsfähig und haben stets mit den Top-Fahrern um Tageserfolge gekämpft, waren schnell. Ohne die Probleme gleich zu Beginn hätten wir eine gute Rolle im Kampf um die Top fünf spielen können. Saudi-Arabien hat eine wunderbare Landschaft geboten, es war eine großartige Erfahrung bei der Premiere der ‚Dakar‘ hier dabei zu sein – auch wenn viele Abschnitte richtig schnell, manchmal zu schnell waren. Die Zusammenarbeit mit Timo war ausnahmslos gut, ich denke, dass wir beide die Zeit im Cockpit genossen haben. Wir haben die Probleme gemeinsam gelöst und gute Resultate gemeinsam erkämpft. Jetzt kreisen die Gedanken bereits um die kommende Rallye Dakar. Jakub „Kuba“ Przygonski nach der Rallye Dakar 2020
Eine neue ‚Dakar‘, ein neues Land – aber leider kein neues Glück. Die Rallye war sehr gut organisiert, das Land hat die ‚Dakar‘ super angenommen und wir haben atemberaubende Landschaften kennengelernt. Generell ein guter Austragungsort für diesen Wüstenklassiker. Für uns ist diese Ausgabe nicht optimal gelaufen. Viele technische Probleme haben uns hart zurückgeworfen. Aber wenn das Auto lief, konnten wir zeigen, wo wir hingehören, wie groß unser Potenzial ist. Die Aufgabe für die Zukunft wird sein, das beste Paket zu schnüren. Mit Kuba hat es viel Spaß gemacht im Cockpit, die Zusammenarbeit lief reibungslos. Wir freuen uns auf mehr. Timo Gottschalk nach der Rallye Dakar 2020
Das Getriebe streikt, das Herz bricht – Aus der Hoffnungen bei Kilometer 146
Die Rallye Dakar 2020 nahm für Jakub „Kuba“ Przygonski und Timo Gottschalk bereits früh einen unerwünschten Verlauf. Auf der ersten Prüfung der Rallye streikte bereits nach 146 Kilometern das Getriebe. Der Austausch der Gangwechseleinheit kostete – Warten auf den Race-Truck inklusive – knapp sechs Stunden. Die unverschuldeten Rückschläge in Woche eins setzten sich mit einem weiteren technischen Problem fort: Auf der sechsten Etappe ließ sich nach wenigen Kilometern der dritte Gang nicht mehr einlegen, die Servo-Lenkung versagte ihren Dienst – und das inmitten kniffliger Dünen. Ein Reparaturversuch blieb mangels Bordmittel erfolglos. Przygonski/Gottschalk kämpften sich so bis ins Ziel. Erst nach dem Ruhetag in Riad lief die Technik des X-raid Mini John Cooper Works Rallye problemlos.
Glanzlichter in zweiter Rallye-Woche: Top-Fünf-Resultate im Abonnement
Die zweite „Dakar“-Woche brachte den Rhythmus, den sich Przygonski und Gottschalk von Anfang an erhofft hatten. Schrittweise erkämpften sie sich eine gute Startposition. Auf Etappe neun erbrachten Przygonski/Gottschalk endgültig den Beweis, dass sie auf Augenhöhe mit den Top-Fahrern mithalten können – Rang vier. Platz zwei folgte im anschließenden ersten Teil der Marathon-Etappe mit kniffliger Navigation und großen fahrerischen Herausforderungen in den Dünen. Trotz konzeptueller Nachteile ihres Allradlers auf schnellen Abschnitten, die das Wesen der zweiten „Dakar“-Woche bildeten, erkämpften sich Pryzgonski/Gottschalk am zweiten Tag der Marathon-Prüfung Rang fünf. Die Rallye Dakar beendeten sie auf der letzten Etappe nach Qiddiyah nach einem Reifenschaden allerdings außerhalb der Top Ten der Tageswertung.
Geröllfelder, Schluchten-Gewirr, weiche Dünen und Tempo-Bolzerei – anspruchsvolles Terrain bei der „Dakar“ 2020
Die Premiere der Rallye Dakar in Saudi-Arabien stellte die Teilnehmer vor eine vielfältige Herausforderung. Neben Geröllfeldern – spitze, Reifen-fordernde Steine inklusive – und Schotterabschnitten im dichten Staub, waren schnelle Sandpisten ein Kennzeichen der Saudi-Arabischen Landschaft. Die Wegfindung in zahlreichen ausgetrockneten Flussbetten und verwinkelten Canyons gestaltete sich als knifflig, viel Off-Piste forderte die Navigatoren zusätzlich. Die zweite Woche des Wüstenklassikers war bestimmt von viel Tempo-Bolzerei – etwa durch 40 Kilometer ohne zu „Lupfen“ am Stück. Die Dünen des „Leeren Viertels“, der größten Sandwüste der Erde, die in der Vergangenheit ganze Städte verschluckten, bildeten in der zweiten „Dakar“-Woche das Highlight der Rallye-Dakar-Route.
Gesamtwertung nach Etappe 12, Haradh–Qiddiyah (vorläufig)
01. Carlos Sainz/Lucas Cruz (ESP/ESP), Mini, 42:59.17 Std.
02. Nasser Al-Attiyah/Matthieu Baumel (QAT/FRA), Toyota, 43:05.38 Std.
03. Stéphane Peterhansel/Paulo Fiuza (FRA/POR), Mini, 43:09.15 Std.
04. Yazeed Al Rajhi/Konstantin Zhiltsov (KSA/RUS), 43:48.27 Std.
05. Giniel de Villiers/Alex Haro Bravo, (ZAF/ESP), 44:06.26 Std.
…
19. Jakub Przygonski/Timo Gottschalk (POL/GER), Mini, 51:34.35 Std.
Tageswertung Etappe 12, Haradh–Qiddiyah (vorläufig)
01. Nasser Al-Attiyah/Matthieu Baumel (QAT/FRA), Toyota, 1:17.30 Std.
02. Yasir Seaidan/Alexy Kuzmich (KSA/RUS), Mini, 1:19.02 Std.
03. Orlando Terranova/Bernado Graue (ARG/ARG), Mini, 1:20.46 Std.
…
14. Jakub Przygonski/Timo Gottschalk (POL/GER), Mini, 1:25.23 Std.
Quelle: Pressemitteilung Przygonski/Gottschalk
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