Der Generalbevollmächtigte der VLN Karl Mauer übergibt zum 01. Januar 2018 sein Amt an seinen Nachfolger Ralph-Gerald Schlüter. Wir haben uns mit Karl Mauer über seine Zeit bei der VLN und seine zukünftigen Herausforderungen unterhalten.

Karl Mauer: Noch hat sich bei mir das Gefühl nicht eingestellt, bei der VLN sozusagen ohne Funktion zu sein. Denn mein Vertrag endet erst am 31. Dezember und bis dahin bringe ich mich noch voll in die Vorbereitung der Saison 2018 ein. Im Augenblick arbeiten mein Nachfolger Ralph-Gerald Schlüter, der Leiter VLN Sport, Michael Bork, und ich an den letzten Details der nächstjährigen Ausschreibung.
Werden Sie mit einem lachenden oder weinenden Auge gehen?
Es war meine persönliche Entscheidung, mit Erreichen des 70. Lebensjahrs meine Gesamtverantwortung für die VLN in jüngere Hände abzugeben. Es ist keine Frage, dass man dabei auch eine gewisse Wehmut empfindet. Aber man geht ja ohnehin nie so ganz.
Ruhestand ist ja ein ziemlich dehnbarer Begriff. Welche Ziele haben Sie sich persönlich für die Zukunft vorgenommen?
In meinem häuslichen Umfeld bewegen sich eine Partnerin mit drei Westernpferden, ein Hund und drei Katzen. In meiner Garage stehen ein Motorrad von 1936, ein Traktor von 1956 und sieben Fahrräder (RR und MTB). Mit einem davon möchte ich im Sommer zusammen mit den beiden Streckensprechern Lars Gutsche und Olli Martini die Alpen von Garmisch zum Gardasee überqueren. Und wenn ich dann wirklich einmal Zeit haben sollte, möchte ich mit der Transsibirischen Eisenbahn von Moskau nach Peking reisen.
Welches Rennen der VLN werden Sie so schnell nicht vergessen?
Ohne Zweifel das erste Rennen der VLN Saison 2015, als ein Zuschauer auf tragische Weise durch ein Teilnehmerfahrzeug ums Leben kam.
Was war der bewegendste Moment aus Ihrer Sicht in Ihrer Zeit bei der VLN?
Wie wir in einer Gruppe von Augenzeugen dieses Unfalls mit Unterstützung des „Nürburgring Pfarrers“ Klaus Kohnz und zweier Notfall-Seelsorgerinnen gemeinsame Trauerarbeit geleistet und traumatisierten Menschen geholfen haben, die Bilder und Eindrücke des Unfallgeschehens zu verarbeiten. Das war für mich eine Woche nach dem Unfall eine sehr emotionale Erfahrung.
Wie schätzen Sie persönlich die abgelaufene Saison ein?
Mit der abgelaufenen Saison bin ich persönlich unter dem Strich zufrieden: Wir haben alle Rennen pünktlich gestartet und mit einer Ausnahme auch über die volle Distanz ausgetragen. Schwere Unfälle, gar mit ernsthaften Personenschäden, sind ausgeblieben. Die Rennverläufe, gerade auch in einzelnen Klassen, waren spannend und wir hatten im Durchschnitt pro Rennen zehn Teilnehmer mehr als im Vorjahr.
Der Breitensport in der VLN scheint auf dem absteigenden Ast. Die Professionalisierung nimmt immer mehr zu. Zumindest behaupten das ja „Diese ewigen Kritiker – oder sind es penetrante Nörgler“, wie VLN.de im März 2017 fragte. Wo sehen Sie die VLN in Zukunft und?
Die VLN existiert nicht ohne Grund seit über 40 Jahren in ihrer ursprünglichen Form, die freilich über die Jahrzehnte allgemeinen Entwicklungen und Erfordernissen des Motorsports und speziell des Motorsports auf dem Nürburgring angepasst wurde. Das mag man als Professionalisierung beschreiben. Aber die VLN hat in ihrer Geschichte nie überstürzte oder vorauseilende Maßnahmen getroffen, sondern sich stets an Notwendigkeiten orientiert, die von Teilnehmern oder Dritten formuliert wurden. Den absteigenden Ast, auf dem sich der Breitensport in der VLN befindet, kann ich nicht erkennen. Und ich habe bisher noch keine belastbaren Zahlen und Fakten gesehen, die diese subjektive Behauptung objektiv belegen.
Gewiss hat sich die Struktur im Breitensport-Segment dadurch verändert, dass immer weniger Teilnehmer ein einzelnes Auto an den Start bringen und immer mehr Teilnehmer auf das Angebot wirtschaftlich orientierter und professionell operierender Vermieter-Teams mit mehreren Fahrzeugen zurückgreifen. Aber die Zahl der Fahrer, die in der VLN ein ihren persönlichen Bedürfnissen angemessenes Betätigungsfeld sehen, hat sich dadurch nicht verändert.
Hinter vorgehaltener Hand spricht man von schwerwiegenden Änderungen in der VLN. Da werden Erhöhungen der Eintrittspreise für Zuschauer genauso konstituiert, wie Ausbleiben von Teilnehmern wegen jetzt schon zu hoher Kosten.
Motorsport, das weiß man, ist teurer als andere Sportarten wie z.B. Schwimmen. Man sagt, dass sei auch deshalb so, weil es in einem Rennfahrzeug mehr bewegliche Teile gibt als in einer Badehose. Im Ernst: Der Kostenentwicklung gilt das besondere Augenmerk der VLN. Das ergibt sich alleine schon aus ihrer Verpflichtung gegenüber dem Basis Motorsport. Seit dem vorletzten Jahr verzeichnen wir, wie bereits erwähnt, wieder steigende Teilnehmerzahlen. Insofern war es in den letzten Jahren auch nicht notwendig, außerhalb der Klasse SP9 (GT3) die Nenngelder zu erhöhen. Von schwerwiegende Änderungen, hinter vorgehaltener Hand kolportiert, weiß ich nichts.
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