Als Klassensieger in der CUP3 und mit dem fünften Sieg in der Cayman GT4 Trophy by Manthey-Racing ging der Porsche mit der #960 von W&S Motorsport am Samstag, den 25. September ins Ziel. Die Piloten Daniel Blickle, Tim Scheerbarth und Max Kronberg feierten entsprechend ausgiebig dieses Resultat in der Debütsaison des Teams im Cup. Die Ernüchterung erfolgte nach der Sektdusche mit der Freigabe des Parc-Fermé in den späten Abendstunden. Als die Crew von W&S den Cayman GT4 abholen wollten, wurden Teamchef Daniel Schellhaas sowie der Fahrer Tim Scheerbarth zur Rennleitung zitiert.
Dort angekommen wurde ihnen der Regelverstoß „Überholen unter gelber Flagge“ vorgeworfen, gemeldet von einem Fahrer der in der Meisterschaft keinerlei Rolle spielt, sein Team ebenso. Sein Onboard-Video lässt viele Fragen offen, so ist die gelbe Flagge zu erkennen als der Überholvorgang nahezu abgeschlossen war und der Pilot aus der VT2 auf Höhe Posten #182 – kleines Karussell/Schwalbenschwanz die Ideallinie längst freigemacht hatte.

Schellhaas schildert: „Es geht hier um ein enges Manöver auf Flaggenhöhe und in keiner Weise um eine hochkritische Aktion. Tim ist routiniert und erfahren genug, um nicht einen solchen Fehler im Meisterschaftskampf zu machen. Auch die dem Rennleiter vorgelegte GPS-Auge Auswertung, die keine Auffälligkeit meldete, konnte ihn nicht am Aussprechen einer 35-Sekunden-Penalty hindern. Wir sind als faires Team immer um einen sportlichen Wettkampf auf der Strecke bekannt, die Leistung muss zählen und nicht irgendwelche Meldungen, damit am Grünen Tisch Wettbewerbe und ganze Meisterschaften entschieden werden.“

Auch ein Protest des Teams war nicht möglich und wurde zwei Mal abgewiesen. Schellhaas wies auf einen Formfehler des Antragstellers hin, es gab außer dem Video keinerlei Angaben zur genauen Uhrzeit usw. Ebenso wurde von den Marshalls auf dem Posten #182 anscheinend kein Vorfall mit diesen beiden Teilnehmern gemeldet. Der Rennleiter bleib hart, verwies auf das Reglement bei Rennvorfällen und gegen 23:00 Uhr trat W&S Motorsport und die Piloten mit einem verlorenen Sieg die Heimreise an. Der eigentlich grandiose vorzeitige Gewinn der begehrten Cayman-Trophy bekam einen bitteren Nachgeschmack, welcher nicht vom Siegessekt stammte. Denn es war klar, dass mit der Rückversetzung auf Platz zwei sich auch die Punktedifferenz in der Gesamtmeisterschaft wieder zugunsten der Kontrahenten Stahlschmid, Rink und Zils von Adrenalin wendete.
Das Trio führt nun mit 0,55 Punkten die Fahrerwertung vor Scheerbarth, Kronberg und Blickle. Selbst mit einem weiteren Sieg von W&S Motorsport in einer gut besetzten CUP3 werden sie auf ein recht punktearmes Resultat der Gegner angewiesen sein, um noch die #1 für 2022 ins Team zu holen.
Teamstatement zum Vorfall:
Durch eine nachträgliche Zeitersatzstrafe von 35 Sekunden haben wir gestern leider den ersten Platz in der Cup 3, die Meisterschaftsführung und die Chance diese aus eigener Kraft zu gewinnen verloren! Der vorzeitige Sieg in der Manthey Trophy wird von dieser Entscheidung nicht beeinflusst, da auch ein zweiter Platz gereicht hat, um diese Meisterschaft vorab zu entscheiden.
Ein Teilnehmer der Klasse V2T welcher in dieser Klasse im hinteren Drittel abschloss, griff per VLN INCIDENT INVERSTIGATION FORM in die Meisterschaft ein. Der Teilnehmer unterstellte dem Fahrer Tim Scheerbarth „überholen unter gelber Flagge“ in den letzten Runden des Rennens. Seitens der Rennleitung gab es bis zur Abgabe dieses Formulars durch den Fahrer keine Untersuchung und das GPS-Überwachungssystem der VLN zeigte ebenfalls keine Auffälligkeiten. Warum der Fahrer diese Untersuchung angestoßen hat, und ob er mit der Konkurrenz, welche ebenfalls um den VLN Meistertitel kämpft, Absprache gehalten hat, sind Spekulationen, die wir hier nicht kommentieren werden. Werder Scheerbarth noch der Teilnehmer hat durch diese Aktion einen Vor- oder Nachteil!
Nach langen Gesprächen mit der Rennleitung, Sichtung des Onboard Materials der anderen Teilnehmer und einer langen Diskussionsrunde der Rennleitung verkündet diese uns die 35 Sekunden Ersatzstrafe, welche aufgrund der für uns nicht 100% zu bewerteten Situation und der damit verbundenen Eingriff in die Meisterschaft nicht akzeptabel und annehmbar war. Daher haben wir zwei Proteste gegen die Entscheidung der Rennleitung geschrieben, welche leider nicht zur Abwendung der Strafe und erneuten Untersuchung des Vorfalls durch die Sportkommissare geführt haben. Somit mussten wir enttäuscht gegen die uns nicht Nachvollziehbare Aktion des anderen Teilnehmers gegen 23 Uhr den Nürburgring mit einem „verlorenen“ Sieg verlassen.
Die Reaktion des Teilnehmers spiegelt absolut nicht unseren Gedanken des Breitensports wider. Warum der Fahrer uns vorab nicht aufgesucht hat und auf diese Situation angesprochen hat ist schade. Zeigt uns jedoch, dass jeder Teilnehmer durch seinem Fahrstill und mit einreichen von Onboard Material in die Meisterschaft eingreifen kann.
Reaktionen auf das Statement von W&S Motorsport
Daniel Schellhaas hat seit dem Teamstatement am Sonntag in den Sozialen Netzen zahlreiche Nachrichten von Teamchefs und Fahrern zu diesem Vorfall erhalten. Kein Einziger kann sich vorstellen, was ein solcher Protest auf diesem Wege und unter solchen Umständen bezwecken soll, besonders da er Unruhe in der Meisterschaft stiftet und möglicherweise unbegründete Verdachtsmomente und Theorien heraufbeschwört. Der Antragsteller rangierte in der VT2 am hinteren Ende der Wertung und selbst das Team hat in dieser Klasse, noch im CUP3, ein Wörtchen, um Titel mitzureden.
Der Teamchef des Piloten versicherte Schellhaas, dass er davon nichts wusste und er das sicherlich erstmal im persönlichen Dialog geklärt hätte, bevor er damit zur Rennleitung geht. Auch unter dem Aspekt, dass es ein klassenübergreifender Vorfall war und weder das Team noch der Fahrer einen Nachteil dadurch erlitten hat.
Tim Scheerbarth findet keine Worte

Auch der Beschuldigte Tim Scheerbarth, als VLN-Champion 2011 mit entsprechend Nordschleifen Erfahrung versehen, sagte fassungslos: „Der BMW machte mir offensichtlich die Ideallinie frei, auch wenn es recht eng war, und ich denke, dass ich ihn auf Höhe des Postens längst passiert hatte – bevor das Überholverbot mit Gelb begann. Ich habe keinerlei Vorteil für das Team oder mich dadurch gewonnen, noch hat es dem Gegner einen Nachteil eingebracht. Was soll das dann bringen später noch zur Rennleitung zu gehen? Was hat er nun persönlich davon uns so zweifelhaft anzuschwärzen, um damit in die Meisterschaft einzugreifen? Es wurde keiner gefährdet und die Sportwarte sahen anscheinend auch kein Vergehen, so what?“
Der direkte Meisterschaftsgegner Adrenalin distanziert sich auch deutlich von dem Vorfall
Das Team von Matthias Unger veröffentlichte als Reaktion auf kursierende Gerüchte am Montag, den 27. September auf Facebook folgendes Statement:
„Ob der Tatsache ein Meisterschaftsmitbewerber zu sein, fühlen wir uns selbstverständlich, trotz keiner namentlichen Nennung, angesprochen und verstehen durchaus mögliche Zweifel. Wir möchten daher klar zum Ausdruck bringen, dass wir zu keinem Zeitpunkt an dem Verfahren, respektive dem Protest an dem betroffenen W&S Motorsport FZG beteiligt oder gar der Tippgeber waren.
Selbstverständlich freuen wir uns, dass wir nach unserem holprigen Saisonstart, bei dem wir einige wertvolle Punkte liegen lassen mussten, nun doch noch die Chance haben, um die NLS Gesamtmeisterschaft kämpfen zu können, freuen uns aber nicht darüber, dass dies nur aufgrund einer Strafe gegen W&S Motorsport zustande kam. Umso wichtiger ist es jetzt für alle beim letzten Rennen einen spannenden, aber fairen Sport und Titelkampf unseren Fans bieten zu können. Alles andere schadet nur unserem Sport und somit auch uns allen!“
Ähnlich äußert sich auch Adrenalin-Pilot und amtierender NLS-Meister Christopher Rink bei Instagram

„Glückwunsch auch an die #960 von W&S Motorsport zu einem “Sieg”. Wir haben absolut nichts mit dem Verhalten eines anderen Teilnehmers zu tun und möchten uns davon distanzieren. Uns etwas zu unterstellen, zeigt keine Stärke. Wir haben mit euch auf dem Podest gefeiert, euch gratuliert und haben selbst erst im Nachhinein von diversen Entscheidungen erfahren. Falls es einen Verstoß gegeben hat, muss die Strafe akzeptiert werden.“
Was den Piloten letztendlich dazu bewegte den Vorfall im Alleingang zu melden wird sicherlich interessant werden. Noch ist in den Sozialen Netzwerken kein Statement zu finden. Sportlich wäre es sicherlich ein guter Zug von ihm klar Stellung zu nehmen um die brodelnde Gerüchteküche wieder zum Abkühlen zu bringen.
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