Ein kurzer Videoclip, der jedem Motorsportfan ein Lächeln ins Gesicht zaubert, zeigt wie das Hypercar der Scuderia Cameron Glickenhaus auf dem Betriebsgelände von Podium Advanced Technologies – noch ohne vollständige Karosserie – aber doch schon als solches erkennbar die ersten Meter absolviert.

Während die Ingenieure in Italien in Doppelschichten arbeiten verfolgen Jim und sein Sohn Jesse Glickenhaus jeden Schritt live per Stream. Am Tag wird das Auto weiter zusammengebaut und die Nachtschicht prüft und kalibriet die Elektronikkomponenten. Am Samstag den 20. Februar war es dann nachmittags so weit: Das Hypercar wurde vor die Hallen gebracht, gestartet und fuhr dann problemlos seine erste kurze Strecke.

Nicht unbedingt spektakulär? Glickenhaus sagte: „Es fühlt sich schon sehr seltsam an ein solches Projekt aus der Distanz zu verfolgen es sind verrückte Zeiten. Gestern war ein besonderer Tag, denn unser „Kind“ ging seine ersten Schritte – darauf sind alle Eltern stolz. Die Ingenieure waren sehr zufrieden mit der Erprobung und wir treiben das Projekt weiter voran.“ Er führte weiter aus: „Zum ersten großen Test im italienischen Vallelunga werde ich dann selbst nach Europa fliegen und vor Ort sein. Die Reisebestimmungen sind noch sehr streng aber wir halten uns selbstverständlich an alle Regeln und die COVID-19 Schutzimpfung habe ich bereits erhalten und mir geht es gut.“
Die Scuderia Cameron Glickenhaus wird am 15. und 16. März auf dem Autodromo Vallelunga gleich zwei Fahrzeuge testen. Die 4 km lange Rennstrecke nördlich der Hauptstad Rom dient für die ersten schnellen Runden des SCG 007 LMH und zugleich wird die EVO-Stufe des 004c getestet. Der 004c geht in seine zweite Saison und Glickenhaus hat das Ziel in diesem Jahr das ADAC TOTAL 24h-Rennen auf dem Nürburgring zu gewinnen. Viele Probleme aus den ersten Rennen wurden aussortiert so soll der GT3-Prototyp nun deutlich mehr Abtrieb auf der Vorderachse haben und sich effektiver steuern lassen.
Weitere Erprobungsfahrten mit dem SCG 007 LMH stehen ebenfalls auf dem Terminkalender. Bevor es im April nach Spanien geht wird das Hypercar noch im März auf der traditionsreichen Hochgeschwindigkeits-Strecke in Monza Top-Speed Test absolvieren. In Aragon wird der SCG 007 LMH dann einen Marathon von 30 Stunden bestehen müssen, damit alle beteiligten Entwickler die nötigen Ergebnisse für die Vorbereitungsarbeiten zum 24h Le Mans haben.

Neben Podium Advanced Technologies sind auch der französische Motorenhersteller Pipo Moteurs sowie für die Aerodynamik die Profis von Sauber an Bord. Logistisch betreut wird die Scuderia Glickenhaus von Joest – nur wenige Rennställe haben seit den 1980er Jahren so viel Erfahrung am Circuit de la Sarthe und allen FIA-WEC Strecken wie die Mannschaft aus Wald-Michelbach. Für die Erfüllung seiner Ziele schickt Glickenhaus dann gleich zwei SCG 007 LMH nach Le Mans, um sich dort mit TOYOTA GAZOO Racing und deren GR10 LMH auf Augenhöhe zu messen.

Etwas skeptisch blickt der US-Amerikaner auf die beiden Saisonhöhepunkte. Er kann sich unter der weltweiten Corona-Pandemie nicht vorstellen, dass das 24h Le Mans und das 24h-Rennen auf dem Nürburgring abermals ohne Zuschauer stattfinden. Er befürchtet, dass beide Rennen dann nicht ausgetragen werden könnten und denkt eine Verlegung in der Herbst – dann sicher mit Publikum – wäre sinnvoll.
So sagte er gegenüber LSR-Freun.de: „Man sagte mir schon, dass es fast unmöglich ist die Veranstaltungen an den angesetzten Terminen mit Zuschauern wieder durchzuführen. Das wäre furchtbar. Mein Traum ist der Gewinn beider Klassiker – mit dieser Vision treiben wir die Projekte voran und ich wünsche mir, dass ich von der Boxenmauer aus sehen kann wie meine Rennwagen vom Publikum bejubelt werden. Da wäre ein Verschieben auf den Herbst besser. Es sind verrückte Zeiten, in denen wir leben aber wir halten an unserem Traum fest!“

Zwei SCG 004c-EVO werden vor dem ADAC TOTAL 24h-Rennen Anfang Juni vorher auch beim 6h-Qualifikationsrennen und bei mindestens einem Lauf der Nürburgring Langstrecken-Serie in der Eifel starten. Was Glickenhaus plant, hatte schon immer Hand und Fuß und der Multimillionär lebt konsequent seine Visionen.
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