Der Corona-Pandemie geschuldet gab es 2020 erstmals ein Wochenende mit zwei 4h-Rennen der Nürburgring Langstrecken-Serie. Das Konzept fand großen Anklang und so wurde 2021 im Juli erneut je ein Lauf am Samstag und Sonntag ausgetragen. Die Vorteile einer einmaligen Anreise und einem gefühlt „ruhigeren“ Samstagsrennen wurden oft betont. Das Material solle am Sonntag ja noch ganz sein, denn jedes Rennen zählt und größere Schäden lassen sich bei vielen Teams doch nicht über Nacht wieder instand setzen oder dass sogar ein Austauschauto zur Verfügung steht. Dann ist das Sonntagsrennen gelaufen.
Die VLN als Veranstalter der NLS kündigte kürzlich Änderungen im Format und der Punktevergabe ab 2022 an. Hier kam auch schon erstmals das Thema 12h-Rennen auf. Am Donnerstag, den 19. August teilte die VLN dann mit, dass in der kommenden Saison noch acht Läufe stattfinden werden. Davon sechs über vier Stunden, das 6h-Rennen und nun ein 12h-Rennen über zwei Tage. Das neue Langstreckenrennen soll am Nachmittag starten und bis in die Dämmerung gehen, wird dann unterbrochen und am Sonntag wird dann die zweite Hälfte bestritten. Während der nächtlichen Pause gelten Parc-Fermé Regeln, somit darf an den Fahrzeugen nicht gearbeitet werden.

LSR-Freun.de fragte bei den Teams und Fahrern wie das Konzept ankommt und bekam zahlreiche Antworten. Auch die beiden beliebten Streckensprecher zeigten sich begeistert. So sagte Olli Martini: „Eine tolle Idee, die sich das VLN-Management hat einfallen lassen. Allein schon die Bilder bei der Fahrt in die Abenddämmerung am Samstag werden sicherlich sehr spektakulär aussehen. Insgesamt ist es enorm wichtig, dass es bei bleibender Tradition auch immer wieder neue Ideen gibt, um die NLS-Rennen sowohl für die Teams und Fahrer als auch für die zahlreichen Fans noch attraktiver zu machen.“

Auch sein Kollege Lars Gutsche stimmt zu: „Die Double-Header waren bereits großartige Veranstaltungen, die beiden Renntage nun zu einem großen Rennen über zwölf Stunden zusammenzulegen macht Sinn und wird für noch mehr Spannung sorgen. Ich bin mir sicher, dass die Stimmung am Samstagabend dann sehr dicht an das 24h-Rennen kommt, auch weil das Camping für die Fans rund um die Nordschleife geplant ist. Ebenso beim angedachten Rahmenprogramm wird sicherlich etwas Cooles geboten werden, unsere Streifzüge durchs Fahrerlager samstags bei den Double-Headern waren sehr spaßig. Da legen wir dann sicherlich noch einen drauf, um den Zuschauern die Stimmung zu vermitteln. Ich bin mir sicher, dass die VLN die Bedingungen und Regularien entsprechend anpasst und wir mit dem „12 Stunden Nürburgring“ die NLS noch interessanter machen können.“

Michael Teichmann, Teamchef des Rennstalls Teichmann Racing aus Adenau sagte: „Ich finde die Entscheidung für ein 12h Rennen das beste was die VLN seit langem gemacht hat. Für mich war der Double-Header bereits ein guter Schritt, um die Anzahl der Wochenenden zu reduzieren. Allerdings ist das aneinander Reihen von zwei Veranstaltungen doch recht langweilig. Mit einem 12h Rennen haben wir dann endlich ein richtiges Saison Highlight. Weil, ehrlich gesagt, das 6h Rennen alles andere als ein interessantes und besonderes Highlight ist.“
„Wir hatten für den ADAC Mittelrhein eine ähnliche Idee, daher freue ich mich sehr auf das neue Langstreckenrennen.“, so Axel Friedhoff von Aimpoint Racing. Er ergänzte: „Der Vorteil ist auf jeden Fall, dass wir noch länger Fahrspaß haben und die Zuschauer entsprechend mehr Action. Sicherlich wird es wieder mit mehr Kosten verbunden sein, doch so ist Rennsport.“

WTM Racing Teamchef Georg Weiss, der noch nie vor Kritik scheute findet auch Gefallen an der Idee: „Ich halte das für eine gute Sache. Die NLS soll ihr Ding machen, am besten noch mit eigenem Reglement ohne den ADAC, das wäre der Knaller! Da gibt es von mir momentan keine Bedenken oder Kritikpunkte.“
Mirko Lubner, Teamchef von LUBNER Motorsport sieht für sein Team keine Vorteile in einem 12h-Rennen. Er erklärt: „Wir brauchen kein 12h Stunden Rennen. Die meisten Fahrer kämpfen ums Budget. So ein Rennen würde die Saison noch teurer machen. Es sei denn, es werden 7 x 4h NLS Rennen und 1 x 12h Rennen…“

Lubner wird konkreter: „Leider geht der Trend in der NLS immer mehr zum Profi/GT3 Sport. Die interessiert das Thema Budget nicht. Man sieht an dem „GT3—Hubschrauber“ wo die Prioritäten seitens Veranstalter gesetzt werden. Wir halten an unserem TCR Konzept fest. Leider wird in dieser Richtung nichts unternommen, um diese Klasse attraktiver zu gestalten. Ein Kamera-Helikopter war wichtiger. Am Ende ist es wie in der Politik. Wir können sagen was uns nicht gefällt – aber es interessiert niemanden und geändert wird eh nichts. Wir jedenfalls kämpfen weiter auf breiter Front. Mit und ohne 12h Stunden Rennen…“

Max Kruse Racing wechselte schon vor zwei Jahren mit den VW Golf GTI TCR in die SP3T Klasse, da das Regelwerk mehr Spielraum beim Setup und den Reifen lässt. Teamchef und Pilot Benjamin Leuchter begrüßt das neue Konzept: „Ich freue mich auf das 12h-Rennen, das wäre ja mehr Fahrzeit als beim 24h-Rennen in diesem Jahr.“, beginnt er mit einem Lachen und führt weiter aus:

„Als Ergänzung zum großen 24h-Rennen ist so ein 12h-Rennen sicher ein weiteres großartiges Highlight auf der Nordschleife und nochmals was Spezielles und gibt sicher der NLS noch mehr internationalen Touch. Max Kruse Racing begrüßt es sehr, denn es bringt frischen Wind in die Serie. Als Fahrer freue ich mich auf noch mehr Fahrzeit, denn die kannst du auf der Nordschleife nie genug bekommen. Es gibt dann die ganze interessante Auswahl an Langstreckenrennen mit vier, sechs, zwölf und 24 Stunden ist für jeden Geschmack was dabei.“
Leuchter betont: „Die NLS-Organisation hat meiner Meinung nach in den letzten zwei Jahren schon einen super Job gemacht damit wir trotz der schwierigen Zeit in der Pandemie Rennen fahren konnten – und das als erste Serie, Chapeau! Wir sind glücklich und stolz ein Teil der „VLN-Familie“ zu sein und drücken die Daumen, dass das geplante 12h-Rennen stattfinden wird.“

Seiner Auffassung schließt sich der Teamkollege und Chef-Instruktor der Nürburgring Driving Academy, Andy Gülden vollumfänglich an: „Ich finde die Idee megagut und freue mich schon jetzt tierisch darauf. So ein 12-Stunden Rennen in Form von zwei Mal sechs Stunden durfte ich auch schon fahren und finde es ein sehr cooles Format. Die Sache mit dem Parc-Fermé gibt dir dann Zeit mehr mit deinem Team zu verbringen, da ja nichts gearbeitet werden darf. So bleibt auch mehr Raum für Begegnungen mit den Fans – was uns seit langem schon unglaublich fehlt. Auch die Uhrzeit, um in die Dämmerung zu fahren wird einmalig, da kommt nochmals ein ganz anderer Spirit der Nordschleife zur Geltung und es wird hoffentlich wieder nach Grillwust im Auto duften. Kurz gesagt: Geiler Plan!“

Stephan Epp ist wie Leuchter auch in doppelter Funktion in der NLS aktiv: als Teamchef von aufkleben.de Motorsport und als Pilot für AVIA racing bei Sorg Rennsport. Der Wuppertaler sagte gegenüber LSR-Freun.de: „Innovationen und Veränderungen sind immer gut und wichtig. Die Double-Header fand ich schon sehr gelungen. Ein 12h-Rennen ist für mich eigentlich nur wenn die zwölf Stunden am Stück gefahren werden. Daher ist der Plan meines Erachtens nicht optimal – wird sich aber sonst wahrscheinlich nicht umsetzten lassen. Was mir noch fehlt sind die Parameter der Kosten für die Teilnahme. Für uns kleine Teams ist es wichtig nachhaltig planen zu können. Wird es zu teuer kann es für uns nicht mehr so attraktiv sein wie mehrere 4h-Rennen. Ich bin jedoch sicher, dass die VLN dann auch rechtzeitig weitere Details kommuniziert. Allein der „Vorteil“ am Samstagabend noch Party und Rahmenprogramm zu machen, überzeugt mich nicht, die Teams müssen trotzdem am Sonntag ein Lauf über sechs Stunden bestreiten. Insgesamt bin ich gespannt, wie das neue Reglement für 2022 aussieht, auch in Bezug auf die Anzahl der Klassen.“ Aus der Sicht als Fahrer kommen Epp mehr Rennstunden immer gelegen, so sagt er abschließend: „Neuerungen gegenüber bin ich immer offen, wenn wir genaueres wissen, kann ich auch besser Stellung dazu nehmen und mit meinem Team planen.“
Benjamin Sorg sagte kurz und knapp: „Wir finden es grundsätzlich super, hätten uns aber auch mehr Double Header gewünscht. Eine Reduzierung auf weniger Läufe und dafür längere Fahrtzeiten sehen wir kritisch entgegen.“

Mit bis zu vier Porsche geht der schwäbische Rennstall W&S Motorsport in der NLS an den Start. Vor dem letzten Saisondrittel führt das Team die CUP3 an und hat die Chance den Gesamtmeister-Titel zu holen, doch um darüber zu reden ist es für Teamchef Daniel Schellhaas noch zu früh. Dafür sagt er über das 12h-Rennen: „Wie bei allen Neuerungen gibt es Pro und Contra. Ein weiteres so langes Rennen ist auf den ersten Blick sicher sehr spannend, doch wir müssen sehen, wie es sich auf das Budget auswirken wird. Wenn das passt, geht die Idee auf. Interessieren wird die Teams wie die Punktevergabe dann aussieht, wird immer nach vier Stunden gewertet, zwei Mal sechs Stunden oder nur einmal Punkte fürs gesamte Rennen? Ein Aus- oder Unfall in den ersten vier Stunden wäre dann so schwerwiegend, dass er eine Meisterschaft versauen könnte und das fände wohl niemand gut. Ansonsten klingt es nach einem spannenden Format, bei dem wir das Flair am Nürburgring wieder intensiv erleben können. Wir werden es sehen, wenn die VLN konkretere Informationen für die Teams gibt.“

„Grundsätzlich finde ich den Gedanken an ein 12h Rennen spannend. Am Stück wäre es sicherlich noch reizvoller.“, beginnt Gerrit Holthaus. Der Teamchef von X85racing und Pilot des Renault Clio RS sagte weiter: „Aber es wird einen Grund geben, dass die NLS diesen zweigeteilten Modus gewählt hat. Auch sportlich werden sich viele Teams hoffentlich klüger verhalten als bei einem regulären NLS Lauf, denn aufgrund der Parc-Fermé Regel werden Reparaturen am Fahrzeug über Nacht nicht möglich sein. Allerdings sind auch einige Fragezeichen in meinem Kopf: Wie funktioniert die Zeitnahme? Abstand zum Hintermann? Teil zwei am Sonntag könnte für Teilnehmer und Zuschauer ansonsten ganz schön verwirrend sein. Welche Kosten entstehen für uns?“
Der Lüdenscheider betont zum Abschluss: „Als Teamchef muss ich am Anfang der Saison natürlich kalkulieren mit welchen Kosten wir zu rechnen haben. Das 12h Rennen ist da in allen Belangen noch eine Unbekannte. Ich hoffe, dass die VLN frühzeitig mit einem vollständigen Kalender und den genauen Kosten für die Veranstaltungen „um die Ecke kommt“!“

Auch Rennfahrer-Urgestein Thomas von Löwis versucht Vor- und Nachteile abzuwägen. Der Teamchef rund um Four Motors mit Smudo, dem Frontman der Fantastischen Vier, betreibt seit zwei Jahrzehnten Motorsport verbunden mit Nachhaltigkeit auf der Nordschleife. Bio-Sprit, Naturfaser-Verbundstoffe für Karosserieteile und recycelte Schmierstoffe werden vom Team in Zusammenarbeit mit den Herstellern getestet und stetig weiterentwickelt. Der ehemalige DTM-Pilot sagte: „Auf der einen Seite eine gute Sache, auf der anderen Seite natürlich nochmal 6-8 Stunden mehr Laufzeit am Stück für die Autos was die Einsatzkosten erhöht. Die Double-Header haben uns sehr gefallen, da die Anreise für zwei Rennen nur einmal erfolgte. Das wird mit dem zweigeteilten 12h-Rennen fortgeführt und macht es einigen Teams sicherlich leichter in der Planung. Wenn wir dann irgendwann noch die Nenngelder für die Veranstaltung wissen, können wir uns Gedanken über eine Teilnahme machen. Das Teambudget muss effektiv eingesetzt werden und in den letzten Jahren verteilten wir unsere Mittel auf 4-5 NLS-Rennen und das 24h-Rennen. Ob da dann Luft für die 12 Stunden Nürburgring bleibt, müssen wir abwarten.“

Von Löwis gefällt der Ansatz mit dem Rahmenprogramm, auch am Samstagabend: „Wieder intensiven Kontakt mit den Zuschauern zu bekommen wäre schön. Da bietet sich das beim 12h-Rennen hervorragend an. Wenn dann noch spannende und unterhaltsame Events zusätzlich stattfinden, ist richtig was geboten und wertet die Nürburgring Langstrecken-Serie definitiv weiter auf.“
Letztendlich überwiegt die Zustimmung zum „12 Stunden Nürburgring“ 2022 bei den Protagonisten. Die offenen Fragen werden wir an die VLN weiterleiten und hoffen hier auf einige Antworten.
Update vom 21. August 2021: Regelwerk ist in Arbeit
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Liebe VLN-Freunde!
Fragt doch mal die Fans im Bereich Breitscheid. Um 10 Uhr ein paar Fans. Dann die aufregende Runde mit 60km/h. Kein Start.
Um 12 Uhr die Fans die ein 2. Rennen erwartet haben. Dann keine Action, Pausen zwischen den Autos. So nicht!
An jeder Autobahnauffahrt bekommt man mehr geboten. Wir (8 Pers.) sind dann schnell nach Hause. Quo vadis VLN!!!