Zwei Wochen nach den 24h Le Mans blickt Jim Glickenhaus zurück auf die Rennpremiere auf dem Circuit de la Sarthe und spricht ein weiteres Mal über die anstehenden Pläne der Scuderia Cameron Glickenhaus. Der Rennstall aus Amerika kam mit beiden SCG 007 LMH nahezu problemlos auf den Rängen vier und fünf ins Ziel und verpasste somit nur knapp das Podium beim Hypercar-Debüt. Wie gewohnt gibt der US-Amerikaner auch wieder Einblick in weitere laufende Projekte der SCG.
Le Mans im Rückspiegel – WEC Pläne im Blick

Jim Glickenhaus zeigt sich zufrieden mit dem Rennen, bei dem er sich den Lebenstraum einmal mit einem eigenen Auto beim glamourösen 24h-Rennen teilzunehmen erfüllte: „Alles ist sehr gut. Es war interessant, da wir vorher nicht viel im Regen gefahren sind. Ich denke, dass die BoP zwischen Alpine und uns sehr fair war, aber Toyota war auf einem anderen Niveau und damit meilenweit voraus. Und das trotz verstopfter Benzinfilter aufgrund dessen sie nur 6-Runden-Stints fahren konnten.“ Sein nächstes Ziel ist nun den Gesamtsieg zu erkämpfen.

Toyota Gazoo Racing nutzt im GR10 Hypercar das per Reglement erlaubte Hybridsystem mit Antrieb an vier Rädern, die SCG ging beim Entwurf des Fahrzeugs den konservativen Weg mit dem V8 Motor und Heckantrieb. Beide Konzepte haben ihre Vorzüge, bei den herausfordernden Bedingungen mit Regen zum Rennstart spielte das Antriebssystem den Japanern in die Karten.

Glickenhaus sagte: „Auf der nassen bis abtrocknenden Strecke war der zugelassene Vierradantrieb ein großer Vorteil. Aber ich denke wir werden eine fairere BoP in Zukunft bekommen um wettbewerbsfähiger zu werden. Jeder scheint offensichtlich zu wollen, dass wir in der WEC weitermachen, einschließlich unserer Sponsoren. Daher gehen wir bald an die Planung für ein Programm in der FIA WEC 2022, es muss jedoch für uns Sinn machen, wir möchten dadurch auch Straßenautos verkaufen.“
GT3 Homologation, Off-Road Programm und Crash-Test in vollem Gange

Für die Straßenzulassung des SCG 004S sind Crashtests unumgänglich, aktuell wird der Supersportwagen ein weiteres Mal den zerstörerischen Kräften ausgesetzt, um die Sicherheit der Insassen zu gewährleisten. „Unsere Crashtests kommen gut voran, somit dürfen wir bald mit der Produktion der Straßenversion des SCG 004 beginnen. Ebenso unser Off-Roader „SCG Boot“ findet großes Interesse bei potenziellen Kunden.“, erklärt Glickenhaus. Er präzisiert: „Wir erhöhen die Produktionskapazitäten, um die Nachfrage zu befriedigen bei der wir aktuell etwa 600 Autos pro Jahr weltweit sehen. Die FIA/SRO Homologation des SCG 004C als GT3-Rennwagen schreitet voran und wir hoffen, dass Kunden mit dem Auto ab spätestens 2024 damit in der WEC, in Le Mans und anderen GT-Serien antreten werden.“

Die 2021er Evolutionsstufe des „Boot“ wird dem Geländerenner eine Gewichtsreduktion von fast 200 Kilogramm bescheren, sowie 200 PS mehr Leistung. Damit wird die SCG auch in diesem Jahr an der legendären Baja 1000 antreten, um wieder erfolgreich zu sein und um sich gegen die großen Hersteller zu behaupten. Ein Straßenzugelassener SCG 004S sowie der SCG 004C der beim ADAC TOTAL 24h-Rennen Nürburgring 2021 teilgenommen hatte werden am kommenden Wochenende in Hampton/CT zu bestaunen sein.
Wasserstoff-Projekt weiter in der Entwicklung

Eine Pick-Up Version des „Boot“, angetrieben mit Wasserstoff, wird weiter von den SCG-Ingenieuren und Partnern entworfen. Dazu sagt Glickenhaus: „Wir bauen unseren Hydrogen FC Boot Pickup Truck, von dem wir hoffen, dass er eine Reichweite von 600 Meilen hat. Er soll einfach und schnell 24/7 über 365 Tage im Jahr aufgetankt werden.“ Hierfür ist ein Austauschtank-System nach dem Vorbild von Gasflaschen in Planung. Hinzu kommen konkrete Pläne den SCG 007 LMH mit Hydrogenantrieb auszustatten um als emissionsfreies Hypercar das Feld in Le Mans zu erweitern.

„Unser Ziel, das erste erfolgreiche Rennen der Baja 1000 im Jahr 2022 mit einem emissionsfreien Fahrzeug zu bestreiten, bleibt intakt. Möglicherweise werden wir einen kleinen Börsengang durchführen, um einen Markt für SCG/Glickenhaus Zero zu etablieren – denken Sie also daran, dass dies Ziele und keine Errungenschaften sind. Unser Produktionsziel für unseren Wasserstoff-Pickup liegt bei 100.000 Stück pro Jahr. Unser Ziel, Le Mans zu gewinnen, bleibt bestehen, ebenso wie unser Ziel, die N24 zu gewinnen. Man kann nie wissen…!“, schließt Glickenhaus ab.
Zurück an den Nürburgring und eine weitere Spende für die Flutopfer

Glickenhaus liebt die legendäre Nordschleife, auf der er ebenso endlich den großen Wurf beim 24h-Rennen landen möchte: den Gesamtsieg. Er bestätigte gegenüber LSR-Freun.de, dass er 2022 bei der 50. Auflage des 24h-Rennen wieder mit dem SCG 004C antreten wird und erklärt hierzu: „Unser Kunde plant ebenso mit dem zweiten 004C teilzunehmen und ist gerade aktiv, um die Finanzierung zu sichern. Es wäre großartig, wenn wir nächstes Jahr dann zwei Autos im Grid hätten, wie in Le Mans, um dann in der GT3-Klasse gegen die Werke zu bestehen.“
Zuvor wird die Scuderia Cameron Glickenhaus auch wieder bei ausgewählten Läufen der Nürburgring Langstrecken-Serie und beim Qualifikationsrennen in der Eifel gastieren.

Eine Versteigerung der SCG vor den 24h Le Mans brachte 500.- Euro Spendengeld ein. Glickenhaus selbst wird noch die versprochenen 10.000.- Euro überweisen, was aufgrund des Steuerrechts in den Vereinigten Staaten jedoch mit Hürden verbunden ist. Ein Sponsorenpartner stellte weiterhin 1000 Paar exklusive Socken im Design der Scuderia Cameron Glickenhaus zur Verfügung die er als Sachspende ebenfalls an die Flutopfer für die Wintermonate weiterreichen wird.
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