Was war das für ein 24h-Rennen. Insgesamt 21 Full-Course-Caution-Gelbphasen, unzählige Crashs, Dreher und Ausfälle. Premieren für Cadillac, Porsche und Land-Motorsport.
So verlief das Rennen
Pünktlich um 14:30 Uhr (20:30 Uhr unserer Zeit) fiel der Startschuss zur 55. Ausgabe des Rolex 24h Rennens von Daytona. Bereits nach wenigen Metern konnten die neuen Daytona-Prototypen von Cadillac ihre Positionen verteidigen. Die Ford-GT setzen sich erwartungsgemäß in der GTLM-Klasse an die Spitze. Das gesamte Feld kam ohne große Zwischenfälle durch die ersten Runden. Bereits eine halbe Stunde nach Rennstart sieht es jedoch aus, als wäre für den Lambo von Change Racing (#16) und die #24, der M6 GTLM des Team BMW-RLL schon Feierabend. Während der Stier die Hörner nach einem harten Ausritt in die Wand steckenblieb und so für die erste Full-Course-Yellow sorgte, bekam der BMW von John Edwards, Martin Tomczyk, Nicky Catsburg und Kuno Wittmer wenige Minuten nach dem Start bereits ein neues Getriebe spendiert. Doch das sollte alles nichts helfen. Wenige Runden später – mit 32 Runden Rückstand – mussten die Herren Tomczyk, Edwards, Catsburg und Wittmer die Schlüssel für ihren Münchner Boliden abgeben. Der Konrad-Lamborghini verschwindet ebenfalls mit einem Problem hinter der Boxenmauer, kann aber wenig später weiterfahren.
Keine Chance für den Lexus
Zwei Stunden nach dem Start ist bereits für den Lexus mit der Nummer 14 Schluss. Nachdem das Fahrzeug aus der Steilkurve ins Infield abbog, kollidierte der Pilot Pruett am Kurvenausgang innen in die Betonleitplanke. Massiver Schaden an der linken Aufhängung war das Ergebnis und die Frontverkleidung hat sich förmlich pulverisiert. Für den zweiten Lexus (#15) sollte das Rennen 5,5 Stunden vor Schluss zu Ende sein. Nachdem Dominik Farnbacher im Rennverlauf das Feld mit zeitweise 10 Sekunden Vorsprung anführte, gab es gegen viertel vor Neun am Morgen einen Schlag aufs Heck, weswegen Hawksworth seinen Lexus folgend in der Wand parkte. Hawksworth kann sich jedoch in die Box retten. Der Lexus wird hergerichtet, geht jedoch mit mehr als 50 Runden Rückstand auf den führenden in der Klasse GTD wieder ins Rennen. Dominik Farnbacher und seine Kollegen haben daraufhin mit aller Mühe versucht, den Japaner wieder auf Erfolgskurs zu bringen.
Wetterkapriolen sorgen für Durcheinander
Nach Einbruch der Nacht vermeldete der Wetterdienst schlechte Nachrichten. Entgegen seinem Ruf – auch bekannt als Sunshine State – zeigte sich Florida von seiner schlechten Seite. Gegen 20:30 Uhr Ortszeit solle Regen eintreffen. Und das nicht zu wenig. Gegen 20:30 Uhr Ortszeit dann die erste wetterbedingte Gelbphase, nach mehreren Drehern und Abfahrten. „Es fühlt sich an wie ein Sommer auf dem Nürburgring“, meinte Patrick Long. Um 05:20 Uhr Ortszeit dann die bis längste Full-Course-Yellow. Wetterbedingt fuhren die Boliden mehr als 100 Minuten dem Safety-Car hinterher. Hinter vorgehaltener Hand munkelt man bereits, die Scheibenwischer der DPi-Boliden seien Schuld. Denn offensichtlich wischen diese nicht den Regen von der Scheibe, sondern sehen einfach nur aus. Premiere auch an dieser Stelle. Bisher ist nicht bekannt, dass jemals ein Safety-Car während einer Ausfahrt gewechselt werden musste, weil der Sprit zur Neige ging. Der Audi R8 wurde nach einer Stunde gegen einen Porsche Cayenne getauscht.
Nach Freigabe des Rennens in Rennstunde 17 haben die DPi-Boliden alle Not, nicht von den Fahrzeugen der GTLM von der Strecke gejagt zu werden. Auf dem nassen Asphalt bewegen die Piloten Ihre Fahrzeuge wie rohe Eier beim Eierlauf über den Rundkurs und stehen den führenden Fahrzeugen der GTLM sozusagen im Weg rum. Nicht zu selten muss der Porsche mit der Nummer 911 einem der Cadillacs im Infield spontan ausweichen, um ihn nicht zu beschädigen. Besonderes Augenmerk gilt den cabriolesken Prototypen von Starworks, BAR 1 und Performance Tech Motorsport. Diese Fahrzeuge fühlen sich offensichtlich neben der Strecke wohler, als auf dem Asphalt. Denn keine Klasse kann eine nahe 100%ige Ausflugsquote vermelden. Jeder dieser offenen Prototypen stand mindestens einmal im Grünen oder in der Auslaufzone. 6 Stunden vor Schluss ist der Oreca #38 das einzig verbliebene Fahrzeug in der Klasse aktiv auf der Strecke unterwegs und auch hier zeigen James French, Patricio O’Ward, Kyle Masson und Nicholas Boulle von Performance Tech Motorsports in regelmäßigen Abständen ihre Vorliebe für Grün.
Vier Stunden vor Schluss ein weiterer kleiner Aufreger in der Boxengasse: Der Prototyp #55 von Mazda-Motorsports kommt mit Feuer unterm Hintern in die Box gefahren. Die Mechaniker können den Brand jedoch schnell wieder löschen, den Schaden umgehend in Stand setzen und schicken Tristan Nunez, Jonathan Bomarito und Spencer Pigot wenige Minuten später wieder ins Rennen.
Um 11:15 Uhr scheidet dann der Huracan GT3 von Konrad-Motorsport aus. „Wir mussten leider aufgeben. Nach etwa 14 Stunden hat die Servolenkung ihren Dienst quittiert. Die Reparatur hätte circa eine Stunde gedauert und nach unserem ersten Rückstand hätte das keinen Sinn mehr gemacht weiter zu fahren. Ärgerlich, weil wir im Regen sauschnell waren.“ berichtet Marc Basseng nach dem Ende des Rennens für sein Team.
2 Stunden vor Schluss wird das GTD-Feld erneut durcheinander gewirbelt. Nachdem der führende Ferrari #63 mit rauchendem Heck am Ende der Infield-Strecke ausrollt, bleibt auch der BMW M6 GT3 #96 von Turner Motorsport an der Steilkurve stehen. Dieser jedoch schafft es aus eigener Kraft in die Box. Nach einem Fahrerwechsel und kurzer Untersuchung des Fahrzeuges kann es hier weitergehen. Für die Nummer 63 – der Scuderia Corsa Ferrari 488 GT3 – ist hier Schluss. Dieser fährt nämlich auf dem Bergungsfahrzeug gen Fahrerlager. Innerhalb einer Runde verliert der nun führende Acura NSX GT3 nicht nur die Führung, sondern wird durchgereicht bis auf den vierten Platz. An ihm vorbei gehen Jereon Bleekemolen, Connor de Phillipi und Michael Christensen. Im gleichen Atemzug erkämpft sich Connor de Phillipi sogar die Führung von Bleekemolen, bevor der Rennverlauf durch eine weitere Gelbphase unterbrochen wird. Während dieser übergibt de Phillipi bei einem Boxenstopp zum letzten Mal das Steuer an Christopher Mies.
Das Finale der Rolex 24h von Daytona
Die letzten 45 Minuten sind angebrochen. Die Flaggen wechselten eben von gelb auf grün. Jetzt heiß es noch mal, alles geben. An der Spitze des Feldes liegt der Portugiese und ehemalige Audi DTM-Pilot Filipe Albuquerque im Cadillac DPi, gefolgt von Ricky Taylor im identischen Markenmodell. In der GTLM führt James Callado im Ferrari vor Dirk Müller im Ford GT. In der GTD jagt Christopher Mies den erstplatzierten Michael Christensen mit ca. 3 Sekunden Abstand hinterher. Der Rennverlauf nimmt in den letzten Minuten nochmal unendlich an Spannung auf.
In einem packenden Vierkampf 35 Minuten vor Schluss schenken sich James Calado, Dirk Mueller, Patrick Pilet und Antonio Garcia keinen Millimeter. Das Führungsquartett der GTLMüberquert die Messlinie mit einem Abstand von 0,9 Sekunden, ehe Müller im Infield die Führung von Calado übernimmt. Auch Patrick Pilet im Porsche 911 RSR geht im nächsten Augenblick am Ferraripiloten vorbei.
Eines muss man Jack Hacksworth im Lexus mit der Nummer 15 lassen. Er lässt den Wagen einfach nicht absterben. Nach einem weiteren Einschlag in der 40sten Minute – die Fornt sah wirklich arg beschädigt aus – bewegt er den Lexus wieder am Limit über den Track. Albuquerque im Cadillac DPi kämpft derweil um jede Sekunde. Inzwischen hat der Mustang Sampling Pilot 10 Sekunden Abstand rausgefahren, bevor es 28 Minuten vor Schluss wieder eine Gelbphase aufgrund eines Einschlages des Acura NSX GT3 mit der Nummer 93 von Michael Shank Racing gibt.
Bereits 8 Minuten später fällt jedoch wieder die grüne Flagge und das Pulk nimmt erneut Anlauf für den Finallauf des 24h-Rennens. Wie gerufen, erstrahlt das Rennoval an der Atlantikküste Floridas im Sonnenschein. Ricky Taylor nutzt diese Energie und legt sich Albuquerque kurz vor Einfahrt ins Infield zurecht, setzt sich kurz daneben, muss dann aber nachgeben. Noch sind es jedoch noch 15 Minuten Zeit, bis zum Zieleinlauf. Pilet legt sich derweil in der GTLM Dirk Mueller im Ford GT zurecht. Doch der Porsche Pilot wählt hier die sicherere Alternative und lässt Mueller im Infield den Vorrang. Ob Mueller dem Druck stand halten kann? Noch gehen die kleinen Slides gut für ihn aus. Doch Pilet hängt ihm an den Fersen.
Und da war der Ausrutscher von Albuquerque, auf den Taylor seit Runden gewartet hat. Albuquerque macht eine Pirouette in die Auslaufzone, Taylor zieht vorbei und holt sich die Führung in der Klasse der DPi. Ganz unschuldig scheint Taylor jedoch nicht zu sein. Christopher Mies jagt auf den letzten Runden eine Sekunde hinter dem führenden in der GTD Christensen hinterher.
Da ist die karrierte Flagge. Taylor und Albuquerque fahren mit einem Abstand von 0,6 Sekunden unter der Flagge durch. Marc Crossens, überfuhr als Dritter mit 3:35.314 Minuten Verspätung auf den Führenden die Ziellinie. Pilet, der auf den letzten RUnden noch mal ziemlich Federn lassen musste, fuhr 3 Sekunden hinter Müller und 0,09 Sekunden vor James Calado, dem Dritten, unter der Flagge durch. Michael Christensen und Christopher Mies trennten letztendlich nur 0,3 Sekunden bei der Durchfahrt der Ziellinie. Dritter wurde Jeroen Bleekemolen im Mercedes AMG GT3.
Wir sagen Danke an alle Teilnehmer des 55. Rolex 24h von Daytona im Jahr 2017. Und wir danken allen unseren Fans und Freunden, die zusammen mit uns das erste Mal in unserer TV-Ecke das Rennen live gesehen haben. Mit dem LIQUI-MOLI Bathurst 12h folgt in exakt 7 Tagen der nächste Langstreckenklassiker, den wir versuchen werden euch zur Verfügung zu stellen.
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Ein Kommentar zu “24h Daytona 2017 – fullminanter Sieg für Konica Minolta Racing”