Der 26 Jahre junge Mann aus Heidelberg gehört seit 2018 zur Stammbesatzung des Porsche Cayman GT4 bei Four Motors, dem Team rund um Motorsport-Urgestein Tom von Löwis. Wir unterhielten uns mit Kiefer über seinen Werdegang, das Erreichte und die Pläne für die Zukunft.

LSR-Freun.de: Hallo Thomas, wir freuen uns darauf Dich näher kennenlernen zu dürfen. Was machst Du beruflich?

Thomas Kiefer: Hauptberuflich bin ich als Instruktor tätig. Hauptsächlich für Porsche aber auch für die verschiedensten Trackdays. Der Job gibt mir neben der Weitergabe meines Wissens die Möglichkeit, auch immer selbst dazuzulernen und mit vielen tollen Menschen in Kontakt zu kommen.

Wie bist Du eigentlich zum Motorsport gekommen?

Durch meinen Vater. Bedingt durch meinen Wohnort Heidelberg hatten wir es nicht weit zum Hockenheimring. Mein Vater hat mich dann schon früh mit an die Rennstrecke genommen, da wird der Funke wohl übergesprungen sein. Er war mit meinem Bruder und mir sehr oft noch an der alten Strecke des Hockenheimrings, wir standen im Wald am Zaun und schauten von dort den Rennen zu. Das war schon sehr beeindruckend und faszinierend.

Thomas und Georg Kiefer
Foto: Familie Kiefer

So beginnen sehr viele intensive Beziehungen zum Motorsport. Wann wurdest Du vom Zuschauer dann selbst zum Fahrer hinter dem Lenkrad?

Als ich sechs Jahre alt war nahmen mein Bruder und ich an einem Seifenkistenrennen teil. Der Gewinn war ein Gutschein für eine Kartbahn. Dort durfte ich dann zum ersten Mal selbst Kart fahren – und hatte natürlich Blut geleckt.

Begann dann der „typische“ Werdegang über Kart-Wettbewerbe?

Ja und nein. Das lief dann etwas anders bei mir. Ich fuhr öfter zum Spaß mit Leihkarts, was mir unglaublich viel Freude bereitet hat. Jedoch wurde mir im Laufe der Zeit schnell bewusst, dass ein Einstieg in den Kartsport nur mit extrem hohen finanziellen Mitteln, die in der Form nicht vorhanden waren, möglich ist. So habe ich dann eine ganze Zeit lang Fußball gespielt. Den Motorsport hatte ich aber immer weiter im Hinterkopf, den Traum wollte ich nie aufgeben.

Wann wurde dieser Traum dann wiederbelebt?

Erstes Mal im Kart
Foto: Familie Kiefer

Ich begann damals SimRacing zu betreiben. Anfangs natürlich einfach zum Spaß. Aber dann auch schnell ernsthafter, um in den damaligen Top-Meisterschaften mit zu fahren. Geld konnte man damals natürlich noch nicht – bzw. nicht viel verdienen. Zu der Zeit bin ich zum Beispiel mit dem inzwischen bei BMW in der DTM aktiven Fahrer Phillipp Eng als Teamkollegen gefahren. Auch ein Stoffel van Doorne aus der Formel 1 nahm an den Rennen teil. Diese aktiven Piloten nutzten das SimRacing über den Winter um „fit“ zu bleiben. Für mich war es natürlich cool, sich mit echten Fahrern zu messen.

Im Laufe der Zeit bin ich dann auch auf die Möglichkeiten der Talentcastings aufmerksam geworden und witterte darin natürlich meine Chance.

Ich fuhr bis dahin immer am Computer Rennen. Im Fernsehen sah ich, dass Florian Strauß solch ein Casting gewonnen hatte und die Möglichkeit für ein echtes Cockpit bekam. Für die GT-Academy, eine Zusammenarbeit von PlayStation und Nissan, besorgte ich mir eine PS3 und GranTurismo, um an dem in ganz Europa ausgetragenen Wettbewerb teilzunehmen. Daraufhin habe ich eine Woche lang recht akribisch trainiert und mich immer weiter verbessert, so dass ich mich letztendlich auch für das Europafinale qualifizieren konnte.

Das Finale fand in Abu Dhabi statt. Mein Bruder konnte sich ebenfalls qualifizieren, so nahmen wir gemeinsam an diesem coolen Event teil. Das war schon ein tolles Gefühl, denn es nahmen ursprünglich etwa 3,5 Millionen Bewerberinnen und Bewerber aus Europa teil. Wir konnten dann für das Team Deutschland den zweiten, bzw. ich den ersten Platz erreichen, was ein riesiger Erfolg für uns beide war.

In dieser Zeit fuhr ich auch öfters bei Touristenfahrten im Auto meiner Mutter. Mit 60 PS im VW Polo ging es auf den Hockenheimring, die Nordschleife aber auch ins Ausland nach Imola und Spa Francorchamps. So konnte ich erste reale Streckenkenntnisse und Eindrücke sammeln, um meine Fahrtechnik zu verbessern. Anfang 2016 fing ich dann beruflich als Instruktor für Porsche an.

Thomas Kiefer
Foto: L. Rodrigues

So begann dann der Einstieg in das „echte“ Rennfahrerleben?

Jein, erst nach einiger Zeit war es möglich, mir den Traum vom Rennen Fahren zu verwirklichen – die nötigen Lehrgänge zu besuchen und Lizenzen zu erwerben. Somit kam ich dann in die RCN Rundstrecken-Challenge Nürburgring, welche als Einstieg in die VLN Langstreckenmeisterschaft gilt. 2016 lernte ich Tobias Jung, Teamchef von TJ-Racing beim 24h-Rennen kennen. Menschlich passte es vom ersten Moment an und Tobias bot mir an, bei ihm im Team die nötigen Rennen in der RCN zu fahren, um dann das Ziel – die 24h Nürburgring 2017 – gemeinsam zu verwirklichen.

Wie finanziert man dann so ein Ziel?

Ich verzichtete nach dieser Entscheidung auf Urlaub, viele weitere Dinge und sparte jeden erdenklichen Euro an, um diese Chance zu nutzen. Da ich auch immer ein Polster an finanziellen Mitteln für eventuelle Unfälle ansparte, hat das natürlich eine gewisse Zeit in Anspruch genommen. Eine Beschädigung am Auto kann doch schnell teuer werden und hätte meine Pläne zunichte gemacht, da ich das Ganze selbst und ohne Sponsoren auf mich nahm.

Die ersten Rennen waren dann bei TJ-Racing. Wie war das?

Bei Tobias Jung fuhr ich dann im Opel Astra. In dem Auto habe ich dann direkt „so richtig“ die Nordschleife kennen gelernt. Kein ABS, keine Servolenkung und Handschaltung. Mit diesem puren Auto wurde der berühmte „Popometer“ doch sehr gut trainiert. Wie damals im 60 PS Polo musste man von Anfang an lernen, Schwung aus den Kurven mit zu nehmen, Kuppen richtig anzufahren und die perfekte Linie zu finden. Natürlich wird es dann mit steigender Leistung und hinzukommenden Fahrhilfen trotzdem nicht leichter, schneller über die Nordschleife zu kommen. Um ein Gefühl für die Strecke, den Wettbewerb mit anderen Fahrzeugen und das „runde Fahren“ zu bekommen, war das aber, wie ich finde, eine gute Schule.

Der Astra machte richtig Spaß, obwohl er für einen Anfänger schwer zu handeln war. Das war eine Herausforderung in der Gruppe H, an die ich mich gerne erinnere.

Beim 3h-Rennen der RCN 2016 hattest Du einen besonderen Einsatz, was war da so besonders dran?

Beim 3h Rennen 2016 bin ich im VW-Jetta unterwegs gewesen.
Das Cockpit teilte ich mir unter anderem mit Profirennfahrer Felipe Fernandez-Laser, welcher aktuell für die Scuderia Cameron Glickenhaus und andere GT3-Teams fährt. Felipe ist auch Instruktor für Porsche, somit ein Arbeitskollege von mir. Wir verstanden uns auf Anhieb super und sind dann das Rennen auf dem Jetta gefahren. Mit ihm gewann ich somit auch meinen ersten Pokal in der RCN, was natürlich etwas sehr Besonderes für mich war.

Dann kam der nächste Schritt, die VLN Langstreckenmeisterschaft?

Ja, 2017 fuhr ich dann bei Tobias Jung die ersten zwei VLN Läufe auf dem Opel Calibra. Ziel war es, die Pflichtrunden für das Permit A zu erlangen, um beim 24h-Rennen zu starten. Leider lief es nicht so rund da der Calibra beim ersten Lauf eine Motorproblem hatte. Nach VLN zwei fehlte mir nur eine Pflichtrunde, um meinen großen Traum, die 24h in der Grünen Hölle, zu erfüllen – schade aber musste ich so akzeptieren.

Auf der Suche nach mehr „Competition“ in der Klasse, und um mein Permit zu erlangen, bin ich 2017 noch zwei Rennen bei Walkenhorst Motorsport auf dem BMW M235i in der Cup 5 mitgefahren. Das war schon sehr cool, da man doch viel mehr Autos in dieser Klasse hatte.

Mit dem erlangten Permit A standen Dir dann die „großen“ Klassen offen. Wie bist Du dann da hinaufgestiegen?

Ende 2017 überlegte ich, wie ich vorankommen kann. Je höher die Klasse, umso schwieriger und kostspieliger wird es natürlich. Ich habe mich mit Lars Kern ausgetauscht, der mir viele gute Tipps geben konnte. Letztendlich entstand dann der Kontakt zu Tom von Löwis.
Wir trafen uns und es passte alles. Somit bekam ich die Chance, den Porsche Cayman GT4 in der VLN 2018 zu fahren. Vor allem gab er mir die Möglichkeit, beim 24h-Rennen mit zu fahren. Dieses 24h-Rennen ist bis dato auch der Höhepunkt meiner Motorsportkarriere. Wir schlossen auf dem 33. Gesamtrang ab – mit einem GT4 Fahrzeug schon ein tolles Ergebnis. Trotz der schwierigen Bedingungen kam das Auto ohne technische oder sonstige Probleme durch das Rennen. Ich bin den Cayman vorher noch nie im Regen gefahren, noch weniger in der Nacht. Während meines Doppelstints begann dann der große Regenguss, so kamen gleich alle Herausforderungen zusammen.

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Dieser Beitrag wurde von verfasst.

Lutz Rodrigues Do Nascimento wurde in den 70er Jahren vom Motorsport-Virus infiziert, sein Onkel war im Porsche-Werk Weissach tätig und nahm ihn damals schon mit zu den Rennfahrzeugen. Seit 2011 ist er regelmäßig am Nürburgring bei der VLN mit der Kamera vor Ort und konnte sich somit ein Netzwerk an Bekanntschaften zu Teams, Fahrern und der Streckensicherung knüpfen. Seit März 2017 ist Lutz Teil der LSR-Freun.de und gilt als unser Draht zu den Teams und Fahrern. Mit Fotos und Stories aus den engsten Kreisen sorgt er immer wieder für staunende Gesichter.
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