Sie ist 23 Jahre alt, ist für Fotoshootings immer gerne zu haben und lässt sich auch gerne mal die Nägel machen. Trotzdem liebt Sophie Hofmann den Motorsport und misst sich gerne mit ihrer männlichen Konkurrenz. Als Frau in der Männerdomäne ist sie immer ein Hingucker. Mit Vorurteilen wird die BWL Studentin ständig konfrontiert und sie wünscht sich eines: Dass damit endlich Schluss ist!

Wir haben im Interview mit der hübschen Rennfahrerin darüber gesprochen, wie ihr erster Einsatz im Langstreckensport war, was sie sich für dieses Jahr vorgenommen hat und welche Journalisten-Fragen sie am meisten nerven.

Hallo Sophie, du kommst gerade erst aus Dubai zurück. Es war dein erstes 24-Stunden-Rennen. Wie war es? Was sind deine Erfahrung?

Sophie Hofmann: Es war ein sehr kurzfristiger Einsatz, also sehr spontan. Das Team ist auf mich zugekommen und ich habe einfach gedacht: Okay, dann spring

Foto: Foto: Gina Eckhardt

ich ins kalte Wasser. Unter meiner ersten Langstreckenerfahrung hatte ich mir zwar etwas anderes vorgestellt, aber warum nicht? Anfangs hatte ich ziemlich Respekt, aber nach dem ersten Trainingstag waren alle Sorgen weg. Es war nicht halb so schlimm, wie ich es mir dachte mit all dem Verkehr oder dem Fahren im Dunkeln.

Man hat auch gemerkt, dass alles sehr professionell und trotzdem irgendwo fair ist. Jeder passt auf, denn niemand will sich das Training oder das Rennen kaputtmachen. Von dem Aspekt her bin ich dann auch sehr entspannt ins Rennen gegangen.

Und wie ist dein Resümee gesamt? Bist du zufrieden?

So an sich bin ich sehr zufrieden, auch für das erste Mal. Und auch dafür, dass ich vorher noch nie auf der Strecke gefahren bin. Es war eine kontinuierliche Steigerung am Wochenende da. Das ist mir immer ganz wichtig. Leider war es so, dass unser Auto vorzeitig ausgeschieden ist, weil ein Teamkollege einen Unfall hatte fünf Stunden vor Schluss. Natürlich ist das nicht das Ende, das man sich wünscht.

Für das erste Langstreckenrennen wäre es schön gewesen, ins Ziel zu kommen, aber das ist so und das gehört dazu. Es hätte jedem von uns passieren können. Ich war dann kurz enttäuscht, aber das hat bei mir nicht lange angehalten.

Wie bist du sonst klargekommen mit den Stints, mit Fahren und Pausen, wie hast du deine Pausen verbracht? Konntest du nachts auch schlafen?

Foto: Gina Eckhardt

Ich habe mir das viel anstrengender vorgestellt. Auch mit dem Schlafen und wieder wachwerden. Mein erster Stint war um 17 Uhr. Dann bin ich gegen halb neun schlafen gegangen für ein paar Stunden. Der nächste Stint um 03:00 Uhr, da konnte ich vorher etwas länger schlafen. Also natürlich klar mit Unterbrechungen. Das ist jetzt auch kein Ort, wo man durchschlafen kann. Als ich dann aufgewacht bin und mich vorbereitet habe, hatte ich immer Vitamine dabei. Ich habe auch regelmäßig gegessen, immer wenn ich aufgestanden bin. Erstmal zum Catering und dann ins Auto.

In der Nacht fand ich es sogar angenehmer dadurch, dass es kühler war. Mein letzter Stint wäre dann mit Zieldurchlauf gewesen. Aber dazu kam es dann ja leider nicht mehr.

Die erste Erfahrung im Langstreckensport. Hat das Lust auf mehr geweckt? Wird man dich öfter im Langstreckensport finden?

Ja, das würde ich schon sagen. Ich habe zwar für dieses Jahr ein relativ festes Programm, was sich auf eine Serie beschränkt, aber wir haben auch schon mit dem Team geredet und die haben auch weitere Intentionen in der Creventic und vielleicht auch kleinere Langstreckenrennen wie NES500 und da bin ich auf jeden Fall nach der Erfahrung nicht abgeneigt. Ob es dieses Jahr noch was wird, weiß ich nicht. Das kann ich jetzt noch nicht sagen. Das ergibt sich meistens auch spontan. Aber in Richtung Zukunft blickend würde ich schon sagen: ja.

Du hast es angesprochen: Deine Pläne scheinen schon fix zu sein. Wie sehen diese denn aus? Welches Team und welches Ziele hast du dir gesteckt?

Ganz genau steht es noch nicht fest, aber ich bin in der finalen Phase. Ich denke in den nächsten zwei Monaten wird es fix sein und dann auch publiziert werden. Ich glaube nicht, dass sich das großartig unterscheiden wird zu dem, was ich letztes Jahr gemacht hab, weil das letztes Jahr meine erste volle GT4 Saison war und ich da definitiv noch eine weitere brauchen werde. Wir waren mit dem Paket letztes Jahr sehr zufrieden. Mit der Serie, mit dem Team und dem ganzen Umfeld. Deswegen haben wir uns jetzt auch in die Richtung orientiert.

Wie war denn deine erste GT4 Saison? Hast Du Deine Ziele erreicht? Bist Du zufrieden?

Also ich kannte das Auto von 2020, wo ich schon ein paar Rennen damit gefahren bin. Das war aber nicht die Trainingserfahrung, die man für die DTM Trophy gebraucht hätte. Die Saison an sich würde ich schon als gut und erfolgreich einstufen. Es gab aber – und da kann man nicht drum herumreden – Startschwierigkeiten. Wir hatten in der Trophy am Anfang mit dem Audi BOP Probleme. Das Thema wurde auch schon von mehreren Fahrern und Teams aufgegriffen. Das war die erste Halbzeit ein Problem.

Foto: Gina Eckhardt

Da kannst du auch machen, was du willst und fahren, was du willst, da ändert sich nichts an deiner Leistung.

Sicherlich aber auch die Tatsache, dass ich nicht so erfahren war und auch ein paar Strecken neu waren. Das war eine schwierige Mischung, aber das hat sich zum Ende der Saison gesteigert. Meine letzten beiden Rennen waren meine besten. Beim letzten Rennen am Norisring hatte ich den besten Startplatz und die beste Position. Da sieht man schon, dass ich mich kontinuierlich gesteigert habe und dass ich am Ende auch dort war, „wo ich hingehöre“. Ich hoffe, dass wir in diesem Jahr von dort aus einfach weitermachen können.

In der DTM Trophy warst du immer allein hinterm Steuer. Beim 24-Stunden-Rennen hast du dir dein Auto geteilt. Ist das besser in der Trophy, weil du dich erstmal nur auf dich konzentrieren kannst, dein Auto ist nur auf dich abgestimmt und man muss auch nicht dauernd Sitz tauschen. Ist das für dich am Anfang leichter, um in den GT Sport reinzukommen?

Man muss wissen: Wir waren ein reines Amateur-Auto in Dubai. Alle, die da drauf saßen, haben sich auf ihr Fahren konzentriert. Da hat sich jetzt keiner großen Stress wegen des Setups gemacht. Da gab es in diesem Punkt schon mal keine Schwierigkeiten. Wenn wir etwas geändert haben, dann war das hauptsächlich durch den Ingenieur und mich, den ich bereits von früheren Projekten kannte und von uns Fahrern war auch eher ich diejenige, die das Auto am meisten kannte.

Das Einzige, was problematisch war, war die Sitzposition, weil ich echt klein bin. Wir haben zwei Tage lang an meinem Sitz rumgebastelt. Am Ende waren das fast zwei Sitzschalen plus Kissen. Da sitzt man dann auch nicht wirklich bequem drin. Aber es ist ein riesen Unterschied, wenn du dein eigenes Auto hast und alles auf dich zugeschnitten ist. Ich habe auch zu den Jungs gesagt: „Leute wenn ich mit meiner Sitzschale und meinem Auto, das auf mich eingestellt ist, hier wäre, dann wäre ich auch locker 1-2 Sekunden schneller“.

Von dem Aspekt her ist es in der Trophy cooler. Ich finde es auch nicht schlecht, wenn man sich auf sich selbst konzentrieren kann, wenn man das Auto einstellen kann, wie man es selber möchte und da auch selber dran arbeiten kann. Ich bin aber auch offen für Sachen, wo man sich das Auto mit einem anderen Fahrer teilt oder eben auch bei Langstreckenrennen. Da muss man halt drauf achten, dass es von den Fahrern her passt. Aber meistens kommt man ja schon auf einen Nenner.

Wir gehen mal weg vom Rennsport, hin zu deiner Persönlichkeit. Du hast eine eigene Merchandising Linie und verkaufst Pullis, T-Shirts und Caps. Wie bist du darauf gekommen?

Das ist eine gute Frage. Ich weiß es ehrlich gesagt gar nicht genau. Ich habe mich immer für Mode interessiert. Klingt jetzt sehr banal und nach einem typischen Frauending. Bevor ich mit dem Motorsport angefangen habe, wollte ich auch mal etwas in der Richtung machen. Als es dann letztes Jahr mit der DTM Trophy angefangen hat, habe ich gemerkt, dass da ein gewisses Interesse da ist.
Ich habe da seit Anfang letzten Jahres selber dran gearbeitet und alles selber gemacht. Alles selbst entworfen, die Sachen selbst ausgesucht, getestet und auch die Website selbst gemacht. Es ist eine coole Nebenbeschäftigung.

Hast du denn mittlerweile eine eigene Fanbase, die an die Strecke kommen und dich auch erkennen und dann natürlich auch deine Pullis vor Ort tragen?

Ja und es wird auch immer mehr! Das hat letztes Jahr erst angefangen. Aber jetzt am Norisring war das sehr extrem. Die Resonanz war sehr gut.

Foto: Gina Eckhardt

Da waren sehr viele Leute und ab und an muss man sich auch zurückziehen, weil du kannst nicht immer vor dem Zelt stehen oder bei der Autogrammstunde sein. Aber es ist natürlich cool zu sehen, was da auch für ein Interesse da ist.

Anfang des Jahres mache ich auch immer diese Kalender von mir. Das war zu Beginn auch nur eine Sache für Sponsoren bis da mal mehr Nachfragen gekommen sind von Fans. Dann habe ich das auch ausgebaut. Sowas läuft immer gut und ich finde es cool, dass sich die Leute interessieren, und das ist am Ende ja auch das, wovon wir profitieren. Von diesem Interesse und dieser Reichweite und deswegen bin ich auch sehr dankbar dafür.

Du sagst grad Bilder und Kalender. Du bist allgemein Fotoshootings nie abgeneigt, wenn man sich dein Instagram Profil anschaut. Du zeigst dich oft auch sehr feminin und freizügig. Hast du das Gefühl, dass du dadurch weniger ernst genommen wirst oder hast du eher positives Feedback?

Fotoshootings habe ich schon immer gerne in meiner Freizeit gemacht. Ich denke, dass das nicht alle nachvollziehen können, aber das ist auch völlig in Ordnung. Jeder macht was andres. Andere gehen Angeln oder setzen sich zuhause hin und lesen ein Buch. Ich habe auch im Laufe der Jahre viele Fotografen kennengelernt, die jetzt gute Freunde geworden sind. Da trifft man sich auch gerne mal, macht in einer lockeren Atmosphäre Bilder und das ist ganz entspannt.
Was die Freizügigkeit mit Bildern angeht, habe ich mir nie Gedanken darüber gemacht, weil ich das aus der Perspektive sehe, dass es egal ist, ob es mein öffentliches Profil ist oder mein privates. Es gehört zu mir. Es sind auch nie Sachen, die aus dem Zusammenhang gerissen sind, sondern das hat immer einen Hintergrund, warum ich das mache. Und selbst wenn es nicht so wäre, dann ist das meine Sache.

Negatives Feedback habe ich eher selten bekommen und wenn dann eher durch Dritte oder Hinterrücks. Das ist aber bei sowas total normal, weil sowas polarisiert. Vor allem als Frau im Motorsport. Leider gibt es von der Gesellschaft immer noch vorgegebene Werte oder Regeln, wie man sich zu präsentieren oder zu verhalten hat. Da muss ich sagen, dass ich mich damit noch nie abgefunden habe. Jeder soll das machen, was er möchte. Und entweder man akzeptiert es oder man schaut eben nicht hin.

Hast du dann sogar eher Vorteile, wenn du sagst, du polarisierst? Die Menschen sprechen über dich, dein Name taucht öfter auf. Es gibt diesen Spruch „Lieber schlechte PR als gar keine PR“. Ist es einfacher eine Frau im Motorsport zu vermarkten als einen Mann? Findet man als Frau einfacher Sponsoren im Motorsport

Foto: Gina Eckhardt

Gar nicht, überhaupt nicht. Ich weiß nicht, ob es nur mir so geht, aber ich kann das überhaupt nicht bestätigen. Ich bin schon öfter mit diesem Vorurteil konfrontiert worden. Ich habe ganz genau die gleichen Probleme Sponsoren zu finden und zu halten. Es hat auch nicht unbedingt damit etwas zu tun, wer man ist. Es kommt auch darauf an, wen man kennt und wie man sich verkauft. Das können Männer ganz genauso wie Frauen auch.

Sicherlich gibt es Leute, die das besonders interessant finden und eher mal dazu geneigt sind, jemanden zu sponsoren, weil sie es aufregender finden. Aber das kann genauso passieren bei einem Kerl, der schon das ein oder andere gefahren ist oder erreicht hat und die finden vielleicht genau das interessant, was er gemacht hat, und dass die das dann sponsoren wollen.

Hast Du das Gefühl, Frauen sind Männern manchmal überlegen oder auch unterlegen? Sind Männer beispielsweise körperlich überlegen, weil sie mehr Muskeln aufbauen können, Frauen dagegen mental überlegen? Gibt es Unterschiede?

Männer und Frauen sind grundsätzlich unterschiedlich. Aber das hat nichts mit dem Sport an sich zu tun. Die Unterschiede gibt es beim Einkaufen, in Kultur- oder Medienbereichen. Die gibt es überall. Ich würde nicht unterschreiben, dass Männer einen Vorteil haben, weil sie mehr Muskelmasse aufbauen können. Ich glaube nicht, dass das der ausschlaggebende Punkt ist, um in dem Sport erfolgreich zu sein. Ich bin sowieso jemand, der zwar das physische nicht unterschätzt, aber das Mentale für ausschlagender empfindet. Davon geht alles aus, damit steuerst du alles.
Jeder hat irgendwo Vor- oder Nachteile. Das hängt auch vom eigenem Typ ab.

Warum sind Frauen im Motorsport nicht so erfolgreich wie Männer? Warum gewinnen meistens nur Männer die Meisterschaftstrophäen?

Das liegt mitunter daran, dass es weniger Frauen im Motorsport gibt. Wenn man 100 Fahrer hat und drei davon sind Frauen und der Rest Männer, dann ist es logisch, dass die Wahrscheinlichkeit, dass eine von den drei Frauen irgendeine Meisterschaft gewinnt, geringer ist, als dass ein Mann gewinnt. Das ist Punkt eins. Und Nummer zwei ist, dass der Fokus in dieser Hinsicht völlig falsch liegt. Es gibt auch Männer, die nicht erfolgreich sind. Das interessiert in dem Fall aber auch keinen.

Wenn eine Frau aber nicht erfolgreich oder auch erfolgreich ist, liegt der Fokus viel genauer auf ihr, weil sie eine Frau ist. Das hat meiner Meinung nach nur etwas mit der Sichtweise zu tun. Wenn das Verhältnis anders wäre, dann wäre die Wahrscheinlichkeit, dass eine Frau eine Meisterschaft gewinnt, auch viel höher. Aber das wird nie betrachtet.

Als Frau wird man oft in diese Schublade gesteckt. Es wird gesellschaftlich nicht akzeptiert, dass man als Rennfahrerin auch Lust hat Fotoshootings zu machen oder sich weiblich zu zeigen. Warum wird das so erwartet? Und hast du vielleicht auch eine Parole an die Mädels, á la: Geht raus und zeigt, dass ihr Mädels seid, auch wenn wir Rennen fahren?

Also ich finde es wichtig, dass man das vermittelt. Das ist der Grund, warum ich das alles mache. Schon alleine gegen diese engstirnige Erwartungshaltung der Gesellschaft.
Ich bin grundsätzlich auch ein sehr provokanter Mensch. Ich habe eine starke eigene Meinung und deswegen kann ich sowas auch schlecht akzeptieren. Es sind veraltete Werte.

Foto: Gina Eckhardt

Das hat nichts mehr mit der Zeit zu tun, in der wir leben. Es sind so viele Dinge im Wandel und dann bleibt trotzdem so ein veraltetes Bild hängen. Auch wenn alle sagen, dass hat sich ja schon verändert und es ist ja schon besser geworden. Nein, ist es nicht. Sonst würden wir jetzt nicht dieses Gespräch führen und diese Frage würde gar nicht existieren.

Die besten Fragen sind auch die nach meinen gemachten Fingernägeln. Dass ich sie machen lasse hat einen praktischen Grund: Beim Kartfahren habe ich immer selbst mitgeschraubt und sie waren kaputt und nicht schön. Aber für Fotos möchte man auch gepflegt aussehen.  Und dann kommt immer die Frage, ob man mit den Nägeln überhaupt fahren kann oder ob das nicht in den Handschuhen wehtun würde. Das ist oft lustig gemeint und manche interessiert es, aber da denke ich mir: Habt ihr keine anderen Fragen an mich? Ich fahre ein 500 PS Auto und mit so vielen Kerlen und habe gerade die und die Position erreicht und ihr fragt nach meinen Fingernägeln?

Wie sehr nervt dich denn diese Fragerei? Du bist ein Mädchen und wirst immer darauf bezogen. Klar, jede Frau ist ein Mädchen. Und wenn man Mädchen ist, flechtet man sich auch gerne mal die Haare, auch wenn man in einer Männerdomäne ist. Was würdest du dir von Journalisten wünschen?

Ich würde mir wünschen, dass es sich dahingegend ändert, dass die Leute einfach offener werden. Das würde schon vieles lösen, wenn sie das mal aus unserer Perspektive sehen würden.
Mich nervt es vor allen, wenn man auf Sachen reduziert wird. Oder Fragen, die darauf bezogen sind, dass ich eine Frau bin, wo ich mir denke: Hast du dem Fahrer neben mir dieselbe Frage gestellt? Wahrscheinlich nicht. Warum? Und es sind eben immer wieder die gleichen Sachen. Da hast du irgendwann keine Lust mehr drauf. Da wäre es schön, wenn die Leute ein wenig umdenken und auch moderner werden.

Aus meiner Erfahrung heraus kann ich auch sagen, dass das vor allem ältere, männliche Journalisten sind. Oder Leute, die sich mit der Materie noch nicht so auseinandergesetzt haben. Letztes Jahr zum Beispiel haben wir eine Doku gedreht über 150 Jahre Frauen im Motorsport. Die kommt dieses Jahr raus. Da sind verschiedene Frauen im Motorsport portraitiert worden und im Zuge der Dreharbeiten kamen auch mehrmals die Fragen mit diesem Männer Frau Vergleich. Es war eine Frau, die die Fragen gestellt hat. Die sind aber auch mehr oder weniger dazu gezwungen, diese Fragen zu stellen, weil das aktuell ist und davon muss man einfach wegkommen.

Dann wechseln wir doch mal was Thema: Was machst du abseits der Strecke? Du sagtest du studierst?

Ich studiere BWL und werde dieses Jahr fertig. Ich habe das begleitend zum Motorsport gemacht. Den Motorsport habe ich immer an erste Stelle gesetzt.

Warum BWL und nichts Technisches? War der Drang die Technik hinter den hochmotorisierten Rennwagen zu verstehen nicht stark genug?

Die technische Seite war nie meins. Ich interessiere mich dafür und weiß auch, dass das dazugehört. In dem Rahmen, in dem ich es brauche, eigne ich mir das auch an. Ich habe da auch ein Grundverständnis. Aber so krass, dass ich das studieren muss, ist es dann doch nicht. Ich habe auch Interessen in anderen Bereichen. BWL habe ich gemacht, weil es vielfältig ist und ein gutes Grundstudium ist. Du kannst damit alles machen, was du willst. In jedem Bereich und das war mir wichtig. Mir ist es auch wichtig, nach dem Studium im Motorsportbereich zu bleiben. Egal wie. Und da ist BWL mit das Beste.

Aktuell kannst Du nicht vom Motorsport leben. Da brauchen wir kein Blatt vor den Mund zu nehmen, du bist Paydriver. Hast Du denn Lust etwas zu kombinieren? Die erste Modedesignerin, die Rennen fährt zum Beispiel?

Nein, so war das nicht meine Intention. Wenn dann schon direkt im Motorsport arbeiten. Was auch immer das sein mag. Aber ich würde jetzt nicht aussteigen und einen „normalen“ Job machen und nebenbei fahren. Was es am Ende wird, sei dahingestellt. Ich habe auch ein paar Sachen im Kopf, die ich gerne mal machen würde. Da ist dieses Modezeugs gar nicht mal so weit von weg. Aber ich würde nie in eine Richtung gehen, wo es gar nichts mehr mit Motorsport zu tun hat.

Was ist Dein motorsportliches Ziel? Was ist es, dass du unbedingt mal machen möchtest? Was treibt dich an?

So detailliert habe ich mir nie ein Ziel gesetzt, weil sich im Motorsport teilweise so schnell etwas ändert, dass es auch nicht gesund ist, sich nur ein Ziel zu stecken und nur daraufhin zu arbeiten und alles, was links und rechts neben einem passiert, einfach links liegen zu lassen.

Foto: Gina Eckhardt

Ich schaue immer mit einem Weitwinkel auf den Motorsport und gucke, was sich für Möglichkeiten ergeben. Klar würde ich sagen, dass mein größtes Ziel ist, irgendwann mal eine Meisterschaft zu gewinnen. Das kommt aber auch darauf an, wo es mich die nächsten Jahre hintreibt und wie es weitergeht. Es ist auch ein Sport, der an viele Faktoren geknüpft ist. Und ein unsicherer Sport.

Wie ist es denn mit den Antriebsarten? Aktuell fährst Du einen Verbrennungsmotor. Wärst Du auch Alternativen offen gegenüber? Extreme E, Formel E, Wasserstoff und was da alles kommt?

Egal ist es mir nicht. Verbrennungsmotoren würde ich schon so lange machen, wie es geht, denn es ist schon das, was den ganzen Charme ausmacht. Obwohl ich so jung bin, bin ich da eher oldschool. Auch allgemein, was Werte angeht.
Grundsätzlich bin ich neuen Sachen aufgeschlossen. Ich glaube auch nicht, dass man sich davor verschließen sollte. Schlussendich geht es darum Rennen zu fahren und wenn es irgendwann den Verbrennungsmotor nicht mehr gibt, dann würde ich auch nicht nein sagen zu etwas anderem.

Wie bist du privat als Fahrerin? Was sagen deine Beifahrer über dich und hast du Punkte in Flensburg?

Ich hatte vor Kurzem ein tolles Erlebnis mit einem Kumpel, den ich mit nach Nürnberg nehmen musste. Wir waren spät dran und hatten uns unterwegs auch noch verfahren. Da musste ich ein bisschen auf die Tube drücken. Da lebt man ja schon ein bisschen gefährlich auf deutschen Straßen. Aber es hat ihm viel Spaß gemacht und er hat auch gesagt, ich wäre der beste Uber Fahrer, den er je hatte. Und weil es spät war, habe ich nebenbei auch ein bisschen Pommes gedippt bei 200 km/h auf der Autobahn. Das darf man eigentlich auch keinem erzählen. Das fand er sehr witzig und ich muss sag.

Ich hab noch nie schlechte Kritik über meinen privaten Fahrstil gehört. Punkte in Flensburg gibt es, ja. Das lässt sich nicht wirklich vermeiden. Aber das ist normal und das geht auch Leuten so, die keine Rennfahrer sind. Ich bin ja trotzdem kein verantwortungsloser Fahrer und passe auf. Ich würde auch sagen, dass Rennfahrer in manchen Situationen aufmerksamer sind oder bei Regen und Schnee, wenn alle erstmal ein bisschen auf die Bremse drücken und mit 80 km/h auf der rechten Spur rumschleichen… Da bin ich vielleicht etwas anders. Aber es hält sich alles im Rahmen.

Hast Du ein Motto für 2022? Wird es dein Jahr?

Schwierig. Also dass es mein Jahr wird, das sagt man sich ja jedes Jahr. Das wünscht man sich immer und das ist auch dieses Jahr so.

Sophie Hofmann
Foto: Gina Eckhardt

Ich hoffe, dass mir dieses Jahr gute, positive Resonanz geben kann. Fahrerisch, Reichweitentechnisch und dass es wirklich auch mal sichtbar wird, was ich mache und was mir wichtig ist:

Dass man mich auch persönlich wahrnimmt. Und nicht nur: Dass ist da eine, die da irgendwo im Auto sitzt und irgendwas macht. Sondern, dass ich eine Persönlichkeit bin und dass man das nach außen tragen kann und dass die Leute auch verstehen, wie man charakterlich ist und was man verkörpert.

 

Vielen Dank für das interessante Gespräch und Deine Ehrlichkeit. Wir wünschen Dir für das Jahr 2022 viel Erfolg!  😊

 

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Dieser Beitrag wurde von verfasst.

Früher Kart gefahren - heute Texte schreiben. Jennifer „Jenny“ Falkner ist seit 2014 regelmäßig an den Rennstrecken Europas anzutreffen. Unter dem Namen „Jensationel Motorsport Media“ arbeitete und arbeitet sie auch heute noch für viele Teams und Rennfahrer im PR-Bereich. Dank des Journalismus-Studiums bleibt sie den Nachrichtenmagazinen aber nach wie vor treu. Denn scharfe Fragen stellen gehörte schon immer zu ihren besten Fähigkeiten. 2021 schloss sie ihr zweites Studium (Fahrzeugtechnik) ab und ist im Motorsport neuerdings auch als (angehende) Dateningenieurin - wie auch ihr Bruder Andreas - anzutreffen.
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