Im Alter von 71 Jahren geht für James Glickenhaus in der kommenden Woche die größte Reise seines Lebens auf den Höhepunkt zu: Die 24h Le Mans vom 21. bis 22. August 2022. Der US-Amerikanische Multimillionär, Teambesitzer, Supersportwagenhersteller und Motorsport-Enthusiast wird mit seinen beiden SCG 007 LMH um den Gesamtsieg auf dem Circuit de la Sarthe antreten und sich einen Jugendtraum erfüllen.
James (Jim) Glickenhaus wurde 1950 geboren in New York City geboren. In seiner Zeit als Student in den wilden 1960er war er beim legendären Woodstock-Festival 1969 dabei. Doch ein anderes Erlebnis in diesem Jahr war die Geburtsstunde eines Traums von Glickenhaus: Er war bei den 24h Le Mans in Frankreich dabei als Jacky Ickx und Jackie Oliver im Ford GT40 den letzten Sieg für einen amerikanischen Hersteller gegen die starke Konkurrenz von Ferrari, Matra und Porsche erkämpften.

Jim Glickenhaus kam in den 1980er Jahren als Filmproduzent zum ersten Vermögen, welches er intelligent mit seinem Vater Seth Glickenhaus an der Börse vermehrte. Über die Jahre wuchs seine außergewöhnliche Sportwagen- und Prototypensammlung und er nennt einzigartige Fahrzeuge wie den Ferrari Modulo oder den Ferrari 330 P4 sein Eigen. Inzwischen hat Glickenhaus mit seinem Sohn Jesse die Scuderia Cameron Glickenhaus als edle Fahrzeugmanufaktur aufgebaut und bietet Rennwagen für die Straße an. Der SCG 003 war der Beginn. Aktuelles Modell ist weiterhin der SCG 004 den er 2020 und 2021 beim legendären 24h-Rennen auf dem Nürburgring als GT3 Prototyp einsetzte. Als Geländesportler bietet die SCG den Boot an und die Speerspitze der exklusiven Modellpallette ist das Hypercar mit der Bezeichnung SCG 007.

Für rund 2,5 Millionen Euro kann der von einem V8 Motor, entwickelt von Pipo Moteurs, befeuerte Wagen als Straßen- und Rennversion bestellt werden. Mit zwei dieser Hypercars tritt Glickenhaus jetzt bei den 24h Le Mans 2021 gegen die Konkurrenz von Toyota und Alpine in der Topklasse an und will den Gesamtsieg zurück nach Amerika holen. Die Hypercar-Klasse wird ab 2022/23 weiteren Zuwachs haben und zahlreiche Hersteller wie Ferrari, Porsche, Audi und Peugeot gehen mit LMH oder LMDh Rennwagen nach dem 2019 angeglichenen Reglement des ACO und der IMSA dann in der FIA WEC und/oder der IMSA WeatherTech Championship in den Wettbewerb.

Andere Hersteller zogen das Engagement noch in der Entwicklungsphase zurück, Aston Martin mit dem Valkyrie-Rückzug bewegten Jim im Februar 2020 zur folgenden Aussage: „Einige Leute machen sich vor den Toren der Hölle in die Hosen, während wir uns nicht zurückziehen werden!“

Die SCG entschied sich mit Bekanntgabe der Konvergenz einen non-hybrid Prototypen zu entwickeln. Nach dem Rückzug von Aston Martin und einigen Geplänkeln zwischen der SCG und der IMSA wegen nachträglicher Änderungen der in der Konvergenz festgelegten Daten und Produktionszahlen wechselt der Fokus nun auf die harte Realität, Glickenhaus bemüht hier gerne die bekannte Floskel: „When the flag drops – the bullshit stopps!“ – Sinngemäß: Wenn die Startflagge fällt, hören die (Scheiß-) Diskussionen auf!
Nach nur etwa einem Jahr Entwicklungsarbeit ging es im Februar 2021 im italienischen Vallelunga mit dem Hypercar erstmals auf die Rennstrecke. Danach meinte Jim: „Sex ist temporär – Glickenhaus 007 LMH ist für immer“. Es folgten weitere Testtage und inzwischen fahren mit der #708 und der #709 zwei SCG-Hypercars in der WEC. Alle Etappen verliefen nach Plan, Rückschläge wurden eingeplant und weggesteckt, so gab es auch Unfälle und technische Ausfälle, für Jim gehört dies natürlich zum Entwicklungsprozess eines völlig neuen Autos mit dazu. Andere Hersteller haben hier Jahrzehntelange Erfahrung und ein zig-fach höheres Budget. Immerhin hat sich die Scuderia Cameron Glickenhaus den Traditionsrennstall Joest und die Aerodynamik-Spezialisten von Sauber als Partner genommen.
Noch ist James Glickenhaus in Kalifornien, wo dieses Wochenende in Monterey beim Pebble Beach Concours d’Elegance die schönsten Schätze der Automobilgeschichte sich ein Stelldichein geben, doch seine Koffer für Le Mans stehen zuhause bereit. Gut gelaunt sagte er gegenüber LSR-Freun.de: „In ein paar Tagen geht es weiter nach Le Mans. Wir haben hart gearbeitet und denken, dass wir in guter Form sind. Egal was passiert, es war eine wunderbare Reise.“

Sein Traum mit einem eigenen Auto in Le Mans teilzunehmen, geht auf jeden Fall in Erfüllung, beide Autos sind auf dem Weg an die Sarthe. Wir sind sicher, er wird nachts an der Mulsanne vorbei schauen um seine Boliden kämpfen zu sehen. Wenn er dann nach 24h Stunden bei der Zieldurchfahrt an der Boxenmauer jubeln darf, hat er vermutlich alle seine Wünsche erfüllt.

Doch am Ende der Reise ist er nie, denn das nächste Projekt in Form eines Wasserstoffbetriebenen LMH nimmt konkrete Formen an. Ebenso mit Hydrogen als Antriebsstoff im SCG Boot will er bei der Baja 1000 die E-Konkurrenten besiegen. Auf eine Reaktion von Elon Musk das Duell anzunehmen, wartet Glickenhaus bis heute. Das letzte Kapitel ist noch lange nicht geschrieben.
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