Am Samstag fiel um 16:00 Uhr die Schwarz-Weiß-Karierte Flagge und die Gesamtsieger Yannick Fübrich und David Grießner sowie alle Klassenmeister hatten allen Grund zum Feiern. Zu der Freude über die Erfolge mischt sich im Fahrerlager auch immer sofort eine Priese Wehmut, denn es steht wieder eine lange Rennpause über den Winter bevor.
Erst am 21. März 2020 wird dann beim ersten Lauf die VLN Langstreckenmeisterschaft wieder loslegen. Ein kleiner Lichtblick: Einen Samstag davor werden bei den Test-/Einstellfahrten bereits wieder die vertrauten Motorenklänge und bekannte Gesichter am Nürburgring zu treffen sein.
Bis dahin ziehen wir Bilanz. Nicht wir von LSR-Freun.de, sondern zwei besondere Charaktermenschen, die jeder VLN-Fan kennt und die alle Teams kennen. Olli Martini und Lars Gutsche standen uns Rede und Antwort und schildern uns ihre Saison aus der Sicht der Sprecherkabine und den Boxenreportern.
Hallo ihr zwei! Wir freuen uns, dass ihr die Rollen des Interviewpartners übernehmt und wir euch mit Fragen löchern dürfen. Wie fühlt ihr euch nach der Saison?
Lars: Hallo Michael, Hallo Lutz, Hallo Freunde! Eigentlich so wie am Anfang, nur ein halbes Jahr älter!
Olli: Hallo Leserinnen und Leser, Hallo LSR-Freunde! Zunächst einmal Danke für Euer Interesse an unserer Meinung zur VLN.
Im ersten Moment bin ich schon froh, dass die Saison vorüber ist und jetzt wieder etwas mehr Zeit für private Dinge vorhanden ist. Ich weiß aber auch, dass ich bereits in wenigen Wochen wieder Sehnsucht nach dem Motorensound und dem ganzen Drumherum bekommen werde.
Lars: Irgendwie ist diese Saison gefühlt schon recht schnell zu Ende gegangen. Aber es hat mal wieder echt Spaß gemacht ein Teil von diesem VLN Team zu sein. Ich darf ja seit mittlerweile 21 Jahren diesen Job machen und mache ihn echt gerne.
Die Arbeit als Streckensprecher hat sich natürlich in den Jahren verändert, ist professioneller geworden. Aber das Produkt Livestream gibt uns und den Machern dahinter Recht. Und das sind vor Allem die vielen Leute die nicht vor, sondern hinter den Kameras stehen.
Nach VLN 9 ist meine Saison noch nicht ganz vorbei. Ich habe noch zwei Jahressiegerehrungen am Ring zu moderieren und auch noch zehn Tage Essen Motorshow als Moderator in diesem Jahr vor mir.
Wenn Olli also jetzt schon von Zeit für „private Dinge“ redet ist er gerne eingeladen mir zu helfen.
Das „berühmte“ Eifelwetter hat uns diese Saison wieder viel Salz in die Suppe gegeben. Bei nahezu allen Rennen sah man die Burg nicht. Woran lag es? Hattet ihr die Teller nicht leer gegessen?
Olli: Tja, wer mich sieht, der weiß, dass ich immer den Teller leer esse, daran kann es definitiv nicht gelegen haben. Es ist halt irgendwie auch typisch für den Nürburgring, dass es auch solche Saisons gibt mit vielen Wetterkapriolen. Wenn wir aber über 2018 und 2019 gesehen den Durchschnitt nehmen, dann sind wir aber doch immer noch im positiven Bereich, oder? Und besonders am letzten Samstag war es doch herrlich!
Lars: Das berühmte Eifelwetter… Gehört dazu. Wenn ich auf der geilsten Rennstrecke der Welt als Fahrer und Team antrete ist es halt so. Im letzten Jahr hatte die VLN nur Rennen im trockensten Sonnenschein. Nicht nur die VLN hatte dieses Jahr übelste Eifelsonne. Die RCN und die GLP auch. Ein guter Rennfahrer bist du halt nur bei jedem Wetter. Besonders auf der Nordschleife.
Und da Olli seit VLN 7 eine original VLN-Baumwollmütze und eine VLN-Winterjacke besitzt kann in Zukunft nichts mehr Schlimmes passieren!
Rennergebnisse sind häufig „vorläufig“ und werden oft Wochen später erst am Grünen Tisch entschieden. Wie denkt ihr darüber, wenn ihr erst eine spannende Zieldurchfahrt moderiert und dem Gewinner zujubelt, welcher dann vielleicht disqualifiziert wird. Oder ihr auf dem Podest die Siegerehrung mit Pokalen moderiert, welche dann im Nachgang noch getauscht werden müssen? Ein Beispiel wäre Walkenhorst Motorsport nach dem achten Rennen.
Olli: Das ist sehr ärgerlich, aber weder was Neues noch was VLN-spezifisches. Im gesamten Motorsport wurden und werden schon immer Grenzen ausgetestet und halt manchmal auch darüber gegangen, da sind die Techniker nicht viel anders als die Fahrer. Ich lese gerade das Buch von Adrian Newey (Wie man ein Auto baut), der beschreibt darin ganz genau, dass man als Techniker diese Grenzen manchmal ganz bewusst, aber manchmal halt auch unbewusst überschreitet, weil man das Reglement anders interpretiert hat als die Kommissare.
Im aktuellen Fall von Walkenhorst muss man doch auch ganz klar sagen, dass diese Regel ja nicht eingeführt wurde, um mehr Drehmomentschlüssel zu verkaufen, sondern um die Möglichkeit zu minimieren, während des Rennens die Fahrzeughöhe zu verändern. Und wenn dann aus welchen Gründen auch immer diese Regel nicht eingehalten wird, muss das Team die Konsequenzen tragen, so ärgerlich das auch für alle ist! Wir alle wünschen uns doch eine Saison komplett ohne nachträgliche Disqualifikationen, das ist doch wohl klar.
Lars: Hier hat Olli eigentlich alles gesagt und ich bin ganz seiner Meinung. Klar ist es ärgerlich im Nachhinein wie jeder andere Fan auch durch die Medien von einer Disqualifikation zu hören. Aber so ist es halt.
Was in meinen Augen zugenommen hat sind Proteste in den einzelnen Klassen. Hierdurch wird dann die Siegerehrung der jeweiligen Klasse am Abend nach dem Rennen ausgesetzt. Solch eine Ehrung Wochen später beim nachfolgenden VLN Lauf nachzuholen macht nicht wirklich Spaß, zumal dann immer einige zu Ehrenden Teilnehmer fehlen.

Alpen-Cross 2019 ohne Olli, wie war das? Olli, hast du dich gedrückt?
Olli: Von „drücken“ kann ganz und gar nicht die Rede sein. Ich hatte Ende 2018 meine Urlaubsplanung für dieses Jahr gemacht, natürlich mit der obersten Priorität „Urlaub mit meiner Frau“! In dieser Planung war dann noch eine Woche Urlaub vorgesehen für den Alpencross. Doch dann hatte ich Dank meinem Freund Patrick Simon die tolle Gelegenheit, mit und für Eurosport zum 24h Rennen nach Le Mans fahren zu können. Und diese Gelegenheit konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen, so gerne ich sicherlich wieder mit über die Alpen geradelt (bzw. geschoben) wäre.
Lars, hast du ihn vermisst?
Lars: Na klar habe ich Olli vermisst. Wir sind dieses Abenteuer Alpenüberquerung ja im letzten Jahr zum ersten Mal angegangen. Sowas schweißt schon zusammen. Und sein Humor hat mir letztes Jahr so einige Male geholfen diese Schinderei zu bewältigen.
Dazu kommt das wir dieses Jahr mit der Route durch die Dolomiten eine fantastische Zeit hatten. Diese Eindrücke hätten wir gerne wieder mit Olli geteilt. Andererseits hat sich natürlich jeder von uns gefreut, dass er eine gute Zeit in Le Mans hatte. Trotzdem hoffe ich im nächsten Jahr den Kerl wieder mit an Bord zu haben.
Karl „der Gnadenlose“ Mauer zeigt mit 71 Jahren noch unglaublichen Elan. Welche Charaktereigenschaften treffen eurer Meinung nach am meisten auf Karl zu, denn als „Gnadenlos“ trat er am Nürburgring nie auf?
Olli: Wenn man aus dem „Gnadenlos“ ein „Ehrgeizig“ macht, dann passt es doch zu 100%. Sein Ehrgeiz war es halt, uns über die Alpen zu bringen und dabei einige schöne und besondere Momente zu erleben. Dazu braucht es dann halt auch ein wenig „Härte“, woraus dann das „Gnadenlos“ entstand. Aber gerade dieser „Ehrgeiz“ spricht doch eigentlich für das gesamte Leben des Karl Mauer, sei es als Fahrer, als Journalist, als Pressechef bei Opel oder als Geschäftsführer der VLN. Wenn er was getan hat, dann auch zu 100% richtig, und dann muss man manchmal halt auch „gnadenlos“ sein, was ich absolut positiv meine!
Lars: Ich weiß gar nicht wer von uns mit dem Namenszusatz „Gnadenlos“ um die Ecke gekommen ist. Aber es stimmt zumindest in der Form das er erstmal gnadenlos sich selbst gegenüber ist. Und somit extrem ehrgeizig wie auch Olli schon sagt. Aber Karl hat auch schon immer Ausdauersport betrieben, so ist er zum Beispiel schon zweimal den New York Marathon gelaufen oder hat mit dem Rennrad auf Zeit die Dolomiten umrundet.
Ich für meinen Teil hätte meinen ersten Alpencross letztes Jahr ohne Karl nicht geschafft.
Mal zurück zur VLN. Welche aktiven VLN-Fahrer über 70 fallen euch auf Anhieb ein?
Olli: Ganz spontan wüsste ich jetzt keinen über 70, muss aber sagen, dass ich großen Respekt vor allen Fahrern jenseits der 50 habe. Ich weiß zum Beispiel von einigen ehemaligen Profirennfahrern, die mir gesagt haben, dass sie ab ca. Mitte 40 arge Probleme mit den Augen bekommen haben und deshalb nicht mehr auf dem Niveau von früher fahren können. Und wenn ich dann sehe, dass z.B. ein Rudi Adams mit 57 immer noch unter 08:00 min. fahren kann, dann ziehe ich den Hut.
Lars: Spontan erstmal Andreas Schall, er ist ja noch mit deutlich über 70 aktiv gewesen. Dann wird es aber schon schwer. Es gibt mit Sicherheit Fahrer in der VLN, ich könnte das aber spontan gar nicht mit Namen beantworten.
Aber Klasse ist doch das Alter in der VLN gar keine Rolle spielt. Es gibt bestimmt keine weitere Serie in denen so oft ein Vater-Sohn Team an den Start geht.
Im Dezember wird Thomas von Löwis 73 Jahre alt. Der Teamchef von Four Motors gehört zu denen, die sich seit Jahren schon ernsthaft Gedanken um nachhaltigeren Motorsport machen. Wie seht ihr da die Zukunft einer Rennserie mit 160 Autos am Start – in einem Naturschutzgebiet?
Stichwort Nachhaltigkeit: Wie kann der Motorsport – und möglicherweise die VLN im speziellen – eine Vorreiterrolle für die Zukunft einnehmen?
Wo wird sich der Motorsport allgemein hin entwickeln?
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