David Rodrigues, Sohn des LSR-Freun.de Redaktionsleiters Lutz Rodrigues, hatte im Rahmen von VLN 3 die Gelegenheit, ein paar Fragen an Michael „Smudo“ Schmidt zu stellen. Der zwölfjährige Motorsport- und Fanta-4-Fan unterhielt sich mit ihm über das Rennen fahren, das Bio-Concept Car und die Umweltprobleme.

David: Hallo Smudo, ich freue mich sehr, dass Du dir Zeit nimmst meine Fragen zu beantworten. Dein Teamchef Tom von Löwis ist über 71 Jahre alt und fährt noch regelmäßig VLN und 24h-Rennen, was denkst Du, wie lange wirst Du weiter ins Rennauto steigen?

Smudo:(lacht) Hallo David, die Zeit nehme ich mir sehr gerne. Zu Deiner ersten Frage muss ich vorab sagen, dass der Tom ein echtes Vorbild für mich ist. Wer hätte schon gedacht, dass man mit 71 noch so spritzig ist und sich so für das Team einsetzt. Dazu kommt, dass er immer fröhlich ist, so möchte ich mit 71 dann auch gerne noch sein!

Ich selbst bin nun 51 und habe heute erst wieder gemerkt, dass es schon harte Arbeit ist – gerade im Kopf. Mit einem solch leistungsstarken Auto passiert alles doch unwahrscheinlich schnell. Man muss viele Kilometer fahren, um da fit zu sein, die Zeit habe ich leider gar nicht. Aber ich merke auch, dass dieses „flink sein“ auch mental fit hält. Ich bin ja mit dem eigenen Flieger hier hergekommen. Das alles möchte ich gerne bis ins hohe Alter weiter machen, wenn möglich auch noch mit 71 – wenn man mich lässt.

Vielleicht leitest Du bis dahin dann ein eigenes Rennteam, so wie der Tom.

Oh nein, das wäre mir zu viel Stress, ich möchte lieber nur lange weiter Rennen fahren. Einen Haupt-Job habe ich ja bereits.

Wenn Du gegen deinen Teamchef Tom von Löwis mit identischem Auto ein Rennen fahren müsstest, was denkst Du, wer wird gewinnen? Dein Mentor oder Du?

Das ist bisher ganz verschieden gewesen. Als wir uns kennen gelernt hatten war er natürlich ein ganzes Stück schneller als ich. Dann wurde ich eine ganze Zeit lang sogar schneller als er, zwischendrin überholte er mich wieder, aber momentan bin ich wieder flotter unterwegs. Aber gute Frage! Das würde ich gerne mal machen. Wir haben uns das tatsächlich immer schon gewünscht, dass wir beide in so einem Cup-Rennen gegeneinander antreten, es hat sich leider bis dato nicht ergeben. Meistens wurde ich als „Promi“ eingeladen aber den Tom wollten die nie dabeihaben (lacht), also werden wir das nie so genau wissen.

Wie viele Rennen hast Du inzwischen bestritten? Hast Du darüber einen Überblick wie viele es mit Tom im Team waren und welches waren die größten Erfolge?

Michael Smudo Schmidt David Rodrigues
Foto: L. Rodrigues

Wie viele es genau sind kann ich nicht sagen. Ich mache mit Tom zusammen seit dem Jahr 2000 Motorsport, seit 2003 in der Eifel die Langstreckenmeisterschaft. Pro Jahr schaffe ich vier bis sechs Rennen. Überschlage ich das Pi mal Daumen mit fünf Rennen pro Saison, nun im 17. Jahr macht etwa 85, dazu noch die VW Beetle-Cup-Starts und ne handvoll Einladungsrennen, sagen wir Hundert bisher. Vielleicht ein paar mehr, das dürfte aber hinkommen.

Die größten Erfolge? Es gab viele „kleine“ Erfolge bisher, in besonderer Erinnerung ist mein erstes 24h-Rennen am Nürburgring mit dem „Bifi-Beetle“. Da hatten alle ihre Scherze gemacht, denn er fuhr mit Biodiesel aus Rapsöl. Aber wir sind durchgefahren, das empfand ich als einen riesen Erfolg.
Dann hatten wir ein Rennen in dem die Klasse AT (Alternative Treibstoffe) mit über fünfzehn Fahrzeugen besetzt war, ich meine das war 2007 oder 2008, da sind wir mit dem Playstation-Beetle fünfter geworden.

Ein früher bemerkenswerter Erfolg war für mich im Beetle-Cup, welcher im Vorprogramm der Formel Eins stattfand, da bin ich in Montreal auf den 9. Platz gefahren. Zu der Zeit war ich mit Tom zum ersten Mal unterwegs und wir hatten einen mega Spass zusammen. Das war für uns beide ein Highlight, welches wir nicht vergessen werden.

Der größte Erfolg seither aber war auf jeden Fall das 24h-Rennen am Nürburgring 2018 mit unserem jetzigen Porsche 911 GT3 Cup Boliden was wirklich ein waschechtes Rennauto ist. Mit dem 20 % Bioethanol-Sprit, über den bis heute viele scherzen, obwohl das für die Motorleistung eigentlich der viel bessere Sprit ist. Man muss den Motor sogar leicht umprogrammieren, damit er aus dem effektiveren Sprit das Beste rausholt. Er hat ein bisschen mehr PS und weniger Probleme mit der Kühlung, das Auto ist dadurch sogar besser geworden. Außerdem fahren wir mit Recycling-Öl und Bioleichtbauteilen. Dadurch sind wir 2018 dann auch bis in die Top 30 gefahren – genau gesagt auf den 27. Gesamtrang. Das hat somit 18 Jahre im Motorsport gedauert bis ich mit dem eigenen Team unter die ersten 30 kam, es fühlte sich auf jeden Fall super an und wir waren stolz.

Wie bereitest Du dich auf ein Rennen vor? Du hast als bekannter Star ja kaum Ruhe vor einem Rennen. Bist Du nervös oder kennst Du Lampenfieber als Musiker gar nicht mehr?

Da kommen mehrere Sachen zusammen. Das Erste ist auf jeden Fall mal das körperliche Training. Da mache ich ein bisschen Sport, vor allem Kardio, also Laufen. Vor allem wenn wir auf Tour waren war das sehr brauchbar, wenn man zwei Stunden lang auf der Bühne am hüpfen ist. Aber eigenlich wichtig ist, dass man mental fit ist. Kraft ist das eine, aber die Konzentration im Kopf ist enorm wichtig. Da habe ich einen iRacing Simulator zuhause, da fahre ich oft viele Runden im GT3, um die Reaktionen und die Aufmerksamkeit wieder und wieder zu trainieren. Das ist meine Vorbereitung.

Vor dem Rennen habe ich natürlich kaum Ruhe, werde ich ja von nahezu jedem angesprochen und um ein Selfie oder Autogramm gebeten. Das mache ich aber auch immer gerne. Direkt vor dem Start sitze ich im Auto. Da finde ich in den Minuten des Wartens und den etwa 15 Minuten Einführungsrunde die nötige Ruhe und konzentriere mich.

Die Nervosität beim Rennenfahren ist anders. Vor einem Konzert bin ich heute in der Regel nicht mehr nervös, vielleicht ein bisschen aufgekratzt. Früher dagegen war ich so aufgeregt, da musste ich mich oft sogar vorher übergeben. Aber das ist lange her, im Jahr des 30. Bühnenjubiläums ist das eine „ganz normale Sache“ inzwischen. Bei der Präsentation einer neuen Platte – so wie diese Tour –oder vor einer Aufzeichnung oder Live-Übertragung, da bin ich dann doch noch nervös.

Die Nervosität hier im Rennwagen ist eine andere. Es ist mehr der Tunnelblick, den man aufbauen muss. Wenn auf der Bühne mal was schiefgeht, dann ist das nicht so schlimm, aber auf der Rennstrecke kann ein kleiner Fehler mir oder anderen sehr weh tun. Außerdem kann es sehr schnell sehr teuer werden, das Auto kostet ja viel Geld. Nebenher steht hinter dir ein ganzes Team, was das Auto reparieren muss oder selbst fahren möchte. Du willst da nicht der Depp sein, der was kaputt macht.

Wenn ich zum Beispiel morgen den Start fahren und es wahrscheinlich regnen wird (was es auch tat -Anm. d. Red.), dann werde ich mich sicher auch nochmal ein Viertelstündchen in eine ruhige Ecke setzen und tief durchatmen. Denn wenn ich dann aufgeregt bin, werde ich auch immer ein bisschen „stoffelig“ also wirke schlecht gelaunt und so…

Unterstütze LSR-Freun.de

Dir hat der Beitrag gefallen? Wir freuen uns über Deinen Support.





In eigener Sache:

Du hast den Beitrag bis zum Schluss gelesen? Hat er Dir gefallen? Wenn Du die LSR-Freun.de unterstützen möchtest, kannst Du das mit einem Abonnement bei SteadyHQ tun.

Damit hilfst Du uns, auch in Zukunft erstklassige Berichte, Dokumentationen und Reportagen aus der Welt der Langstreckenrennen zu erarbeiten und zu erstellen.

Unterstütze uns auf Steady

Die LSR-Freun.de sagen Danke!

Dieser Beitrag wurde von verfasst.

Lutz Rodrigues Do Nascimento wurde in den 70er Jahren vom Motorsport-Virus infiziert, sein Onkel war im Porsche-Werk Weissach tätig und nahm ihn damals schon mit zu den Rennfahrzeugen. Seit 2011 ist er regelmäßig am Nürburgring bei der VLN mit der Kamera vor Ort und konnte sich somit ein Netzwerk an Bekanntschaften zu Teams, Fahrern und der Streckensicherung knüpfen. Seit März 2017 ist Lutz Teil der LSR-Freun.de und gilt als unser Draht zu den Teams und Fahrern. Mit Fotos und Stories aus den engsten Kreisen sorgt er immer wieder für staunende Gesichter.
Kategorie: MagazinTags:
Fehler melden Über LSR-Freun.de ethische Standards
Jetzt kommentieren

Noch keine Kommentare vorhanden

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert