Angefangen mit dem Motorsport hat Hans-Christoph Schäfer in den 1990 Jahren als Sportwart der Streckensicherung in der GLP bis hin zur Formel 1. Seitdem ist er im Godesberger Motor-Club aktives Mitglied und nun 20 Jahre Vorsitzender des GMC. Der 52-Jährige ist in der Zeit von 2004 bis 2013 selbst 10x das 24h-Rennen gefahren und kann einige Klassen- und Gruppensiege in der RCN nachweisen.

Schäfer schildert heute ein Erlebnis beim 24h-Rennen 2005:

Es war mein zweites 24h-Rennen, wir waren mit zwei kleinen Seat Ibiza am Start. Als Fahrer und Teammanager hatte ich alle Hände voll zu tun. Nach dem Vorprogramm mit der RCN und den Youngtimern, unzählbaren Telefonaten und Gesprächen im Team und mit Fahrern war ich noch vor dem Rennstart ziemlich erschöpft. So wollte ich den Start fahren, um im Anschluss ein wenig zu schlafen, um wieder Kraft zu tanken.

Doch nach dem Start-Stint war es leider nichts mit der Ruhe, so ging ich in der Nacht ohne Schlaf wieder ins Auto. Der Turn kam mir wie eine Ewigkeit vor. Kurz vor dem Ende des Stints brummte ich mit etwa 200 Km/h die Döttinger Höhe entlang. Die Nürburg schön im Mondlicht merkte ich, dass die Augenlieder sehr schwer wurden. So entschloss ich mich, dass ich mich an einen Konkurrenten hänge um durch das Adrenalin wieder etwas wacher zu werden. Höhe Flugplatz fand ich dann auch einen passenden Kandidaten, ein roter Alfa Romeo zog an mir vorbei. Ab hier setzte ich mutig meine Bremspunkte wie im Sprintrennen, versuchte durch überfahren und eindrehen das Auto extrem schnell zu bewegen. Dies gelang mir dann auch, in der Aremberg-Kurve bremste ich den Alfa sogar innen aus. Selbst die Fuchsröhre herunter lies ich ihn hinter mir. Am Adenauer Forst war er jedoch wieder an mir vorbeigezogen.

Nun war ich wieder voll wach und mein Ehrgeiz entfacht. Kallenhard überholte ich den Alfa wieder. Der „Alfatreter“ war anscheinend auch in seiner Ehre gekränkt und setzte sich in der dreifach Rechts wieder vor mich. Obwohl der Alfa in einer deutlich stärkeren Klasse unterwegs war und technisch überlegen schien hielt ich mich in dem Moment für den „Ringkönig“ und hatte ihn tatsächlich Wehrseifen wieder überholt, wenn auch auf letzter Rille.

Dieser Battle ging noch über zwei Runden so weiter und ich verpasste sogar fast meinen Boxenstopp. Als ich das Auto übergeben hatte war ich randvoll mit Adrenalin – nichts mehr mit müde und erschöpft. Unser Zeitnehmer sagte, dass ich in der vorletzten Runde fast eine Minute schneller war als die durchschnittliche Rundenzeit.

Als ich mich dann gerade in die Box zurückziehen wollte kam eben dieser Alfa auch in die Box. Nun war ich doch neugierig darauf mit wem ich mir so einen nächtlichen Kampf geliefert hatte. Nachdem sich der unbekannte Gegner den Helm und die Sturmhaube abgezogen hatte war ich erstmal sprachlos: Das ist eine Frau! Ich, der sich wie der Nordschleifenkönig nach diesem Kampf fühlte, wurde von einer Frau auf der Strecke geschlagen? Das traf meinen „Macho-Ego“. Als sich die Dame umdrehte und ihre Brille aufsetzte erkannte ich sie auch. Es war keine geringere Gegnerin als Rennikone Ellen Lohr. Sie grinste mich an und alles war gut, denn sie war mindestens so verschwitzt und Adrenalingeladen wie ich – schien aber auch ihren Spaß gehabt zu haben. Und das obwohl ihr Alfa Turbodiesel in einer deutlich höheren Klasse war. Dieses Grinsen von ihr und die Tatsache, dass ich mit Ellen Lohr einen solchen Kampf hatte war dann wie Balsam auf die geschundene Seele!

Hans-Christoph Schäfer
Foto: Archiv Hans-Christoph Schäfer

Egal ob im Fahrerlager beim Bier, beim Dienst auf dem Posten um die Strecke oder an langen Winterabenden mit Glühwein. Es gibt unzählbare Geschichten rund um den Motorsport. Einiges ist in der Tradition des „Seemannsgarn“ frei erfunden, übertrieben – vieles hat sich aber genau so zugetragen. Um ein wenig Licht in die trübe und Motorsport freie Zeit zu bringen haben wir für Euch 24 dieser Anekdoten zusammengesammelt und stellen diese bis Weihnachten vor.

Ganz gleich welche dieser interessanten Erzählungen, wir werden diese nicht nachrecherchieren oder bewerten, wir freuen uns einfach an diesen Perlen der Rennsportgeschichte und hoffen Ihr habt Gefallen daran. Herzlichen Dank an alle die sich bereit erklärt haben aus dem Nähkästchen zu plaudern!

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Dieser Beitrag wurde von verfasst.

Lutz Rodrigues Do Nascimento wurde in den 70er Jahren vom Motorsport-Virus infiziert, sein Onkel war im Porsche-Werk Weissach tätig und nahm ihn damals schon mit zu den Rennfahrzeugen. Seit 2011 ist er regelmäßig am Nürburgring bei der VLN mit der Kamera vor Ort und konnte sich somit ein Netzwerk an Bekanntschaften zu Teams, Fahrern und der Streckensicherung knüpfen. Seit März 2017 ist Lutz Teil der LSR-Freun.de und gilt als unser Draht zu den Teams und Fahrern. Mit Fotos und Stories aus den engsten Kreisen sorgt er immer wieder für staunende Gesichter.
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