Rennfahrer, Motorsportexperte, Journalist und Pressesprecher für Opel waren im Leben von Karl Mauer mehr als berufliche Stationen. Der ehemalige Generalbevollmächtigte der VLN Langstreckenmeisterschaft VV GmbH lebte diese Positionen mit Leidenschaft. Bis heute ist der Üxheimer mit 71 Lebensjahren regelmäßig im Fahrerlager anzutreffen und zum Plaudern bereit, wenn er nicht mit dem Mountainbike über die Alpen radelt.

Das es am Nürburgring öfters Regen gibt als anderswo ist nicht bewiesen, aufgrund der Streckenlänge herrschen jedoch manchmal extrem unterschiedliche Wetterbedingungen – und für heftige Regengüsse ist die Nordschleife bekannt.

Karl Mauer im Gespräch mit Stephan Epp
Foto: M. Brückner

In seiner ersten Geschichte erzählt Karl über den Fluch des Eifelregens:

Der Nürburgring und das Wetter – eine never ending story. Doch wer über Jahre auf dem Eifelkurs unterwegs ist weiß, dass man von Wetterkapriolen, meist in Form von Regen, mal profitiert und mal nicht. Beim 24 Stunden Rennen 1986, bei dem sich Joachim Winkelhock, Norbert Haug und ich einen Opel Manta 400 teilten, ein ehemaliges Rallye Auto von Reinhard Hainbach war es ein Fluch.

Sechs Stunden nach dem Start lagen wir bereits in Führung, als Jockel Winkelhock in Breidscheid der Gaszug riss. Mit einem zusammengeknüllten Handschuh unter der Drosselklappen Welle schaffte er es noch bis zum Karussell, doch die anschließende Steigung zur Hohen Acht war erst mit Hilfe einer Zeltschnur zu bewältigen, die ein Fan am Streckenrand kappte und die per Handsteuerung die Betätigung der Drosselklappen ermöglichte. Die Reparatur an der Box war schnell erledigt und der Rest des Rennes bestand nur noch aus Attacke.

Etwa vier Stunden vor Ende rundete ich mich im Bereich Wippermann bei leichtem Nieselregen gegen den Im Rennen führenden BMW 325 i mit Markus Oestreich zurück. Und die Chancen auf P1 standen nicht schlecht. Ich passierte also Start und Ziel, Markus Oestreich etwa 200 Meter hinter mir, kein Gedanke an einen Wechsel auf Regenreifen. Castrol-S war kein Problem, doch auf dem Weg zur Ford-Kurve traute ich meinen Augen nicht: die Strecke war von einem gerade niedergegangenen Platzregen total überschwemmt. Zwar konnte ich den Manta noch auf der Straße halten, doch die Einfahrt in die Ford Kurve ging mangels Grip nicht mehr. Stattdessen rückwärts die Böschung hinunter und harter Einschlag in irgendeine dort installierte Leitplanke. Oben auf der Böschung sah ich den BMW von Markus Oestreich, der zwar meine Aktion von einem Logenplatz aus verfolgt hatte, seinerseits aber den BMW ebenfalls nicht mehr auf der Strecke halten konnte und nun mit allerlei Gefledder am Vorderwagen ebenfalls stand.

Mit dem Mut der Verzweiflung habe ich schließlich den Manta zu starten versucht und der Motor lief tatsächlich noch. Mit reichlich Unterstützung der Streckensicherung fand ich schließlich wieder auf die Rennstrecke zurück, wo auch Markus Oestreich inzwischen wieder Fahrt aufgenommen hatte. Auf dem Weg zurück zu den Boxen stellte ich fest, dass der Manta den Einschlag erstaunlich gut überstanden hatte: Der im Heck installierte Öltank der Trockensumpf-Schmierung war noch dicht, Hinterachse und Auspuff mit geringen Abweichungen auch noch am vorgesehenen Platz.

Aber an einen erneuten Angriff aus P1 war nicht mehr zu denken. Wir haben uns mit P2 im Gesamtklassement und dem Sieg in der Gruppe B Wertung getröstet, mehr als wir jemals zu erwarten gewagt hätten.

Opel Manta 400 Eifelrennen 1986
Foto: Archiv Karl Mauer

Egal ob im Fahrerlager beim Bier, beim Dienst auf dem Posten um die Strecke oder an langen Winterabenden mit Glühwein. Es gibt unzählbare Geschichten rund um den Motorsport. Einiges ist in der Tradition des „Seemannsgarn“ frei erfunden, übertrieben – vieles hat sich aber genau so zugetragen. Um ein wenig Licht in die trübe und Motorsport freie Zeit zu bringen haben wir für Euch 24 dieser Anekdoten zusammengesammelt und stellen diese bis Weihnachten vor.

Ganz gleich welche dieser interessanten Erzählungen, wir werden diese nicht nachrecherchieren oder bewerten, wir freuen uns einfach an diesen Perlen der Rennsportgeschichte und hoffen Ihr habt Gefallen daran. Herzlichen Dank an alle die sich bereit erklärt haben aus dem Nähkästchen zu plaudern!

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Dieser Beitrag wurde von verfasst.

Lutz Rodrigues Do Nascimento wurde in den 70er Jahren vom Motorsport-Virus infiziert, sein Onkel war im Porsche-Werk Weissach tätig und nahm ihn damals schon mit zu den Rennfahrzeugen. Seit 2011 ist er regelmäßig am Nürburgring bei der VLN mit der Kamera vor Ort und konnte sich somit ein Netzwerk an Bekanntschaften zu Teams, Fahrern und der Streckensicherung knüpfen. Seit März 2017 ist Lutz Teil der LSR-Freun.de und gilt als unser Draht zu den Teams und Fahrern. Mit Fotos und Stories aus den engsten Kreisen sorgt er immer wieder für staunende Gesichter.
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