Angefangen mit dem Motorsport hat Hans-Christoph Schäfer in den 1990 Jahren als Sportwart der Streckensicherung in der GLP bis hin zur Formel 1. Seitdem ist er im Godesberger Motor-Club aktives Mitglied und nun 20 Jahre Vorsitzender des GMC. Der 52-Jährige ist in der Zeit von 2004 bis 2013 selbst 10x das 24h-Rennen gefahren und kann einige Klassen- und Gruppensiege in der RCN nachweisen.
Heute erinnert sich Hans-Christoph an sein erstes Youngtimer-Rennen 2003:
Wir starteten damals im Rahmenprogramm des 24h-Rennens mit einem Golf, hatten uns im Training recht gut platziert und freuten uns auf den Start des Rennens. In der Startaufstellung standen wir sehr weit vorne. Da es war brütend heiß an dem Tag war, hatten wir nicht nur die Oberteile der Rennanzüge herunterhängen, sondern auch die feuerfesten Shirts ausgezogen. So schlenderte ich mit meinem Fahrerkollegen etwa eine halbe Stunde vor dem Start gemütlich durch Feld – es war ja noch Zeit. Gerade am Ende des Feldes angekommen hörten wir dauernd das Boxensignal, wussten aber nicht was es zu bedeuten hatte.
Zur Ehrenrettung vorweg: Wir sind beide noch nie einen fliegenden Start gefahren. So gingen wir langsam wieder zurück und bemerkten, dass alle Konkurrenten bereits Helme angezogen hatten oder sogar im Auto angeschnallt waren. Da sahen wir, dass sich an der Spitze die ersten Fahrzeuge schon auf den Weg machten. So nahmen wir die Beine in die Hand und sprinteten vor ans Auto. Flink das Shirt an, Anzug zu, Helm auf und ins Auto gezwängt. Bis ich endlich angeschnallt war sah ich im Spiegel schon das letzte Fahrzeug der dritten Startgruppe. Motor an und los! Wie gesagt, das Procedere dieses Starts war uns aus der RCN nicht bekannt, so war uns nicht bewusst, dass wir bis zum Grid-Schild eigentlich zu unserer Platzierung wieder aufschließen dürfen. Also blieb ich brav hinten, um zwischen den langsameren Autos meine Reifen und Bremsen auf Temperatur zu bringen. Das die Bremsen warm genug waren zeigte sich am Steilstück da der Verkehr zum Stehen kam und ich den Anker werfen musste. Das Staffelauto hinter uns konnte nicht mehr so stark bremsen und rutschte über den Grünstreifen an uns vorbei, um eine Kollision zu vermeiden. Die Fans beim Käpt’n Ahab amüsierten sich köstlich.
Der Start verlief dann sehr vielversprechend, sogar so gut, dass ich noch vor der Nordschleife weit vorne im Feld der ersten Startgruppe war. Vom Wippermann bis Ausgang Brünnchen machte sich ein Escord breit, der überfuhr das Auto und seinen Pendler nutze ich dann um vorbei zu gehen. Runde um Runde ging es immer weiter an die Spitze zurück. Planmäßig übergab ich an den Kollegen, der auch weiter Boden gut machen konnte.
Dann bin ich wieder hinters Steuer. Wir überlegten noch kurz, ob wir weiter mit Slicks fahren oder auf Regenreifen wechseln, da der Himmel sich düster zuzog. Doch ich kam nur bis zum Hatzenbachbogen wo sich die Antriebswelle verabschiedete. So wurde der Golf auf den Schlepper geladen, ein Teamhelfer welcher kurz zuvor ans Auto gerannt kam, entfernte den Transponder, um ihn abzugeben, da es nur noch fünf Runden waren – und das Rennen für uns gelaufen. Gerade als sich der Schlepper in Bewegung setzte öffnete der Eifelhimmel seine Schleusen und es goss aus Kübeln. So heftig, dass sofort das Wasser auf der Strecke stand und das Rennen tatsächlich mit der roten Flagge abgebrochen wurde. Wir kamen inzwischen im Fahrerlager Höhe Dekra-Haus an. Ich sagte zum Schlepperfahrer: „Stopp, bitte kurz anhalten!“ und scheuchte den Teamhelfer raus in den Regen er soll die Boxengasse entlang zur Box rennen. Während die Konkurrenten alle von der Nordschleife in die Box kamen hörte ich den Streckensprecher: „Was ist das? Bei all dem Regen habe ich die #50 – welche eigentlich einen Ausfall hatte – wohl doch bei der Einfahrt verpasst, die steht auf meinem Zeitentableau.“
Wir wurden dann tatsächlich gewertet. Erst später realisierte mein Teamhelfer, warum er mit dem Transponder in der Hosentasche durch die Boxengasse laufen sollte. Es folgte eine heftige Teamfeier danach.

Egal ob im Fahrerlager beim Bier, beim Dienst auf dem Posten um die Strecke oder an langen Winterabenden mit Glühwein. Es gibt unzählbare Geschichten rund um den Motorsport. Einiges ist in der Tradition des „Seemannsgarn“ frei erfunden, übertrieben – vieles hat sich aber genau so zugetragen. Um ein wenig Licht in die trübe und Motorsport freie Zeit zu bringen haben wir für Euch 24 dieser Anekdoten zusammengesammelt und stellen diese bis Weihnachten vor.
Ganz gleich welche dieser interessanten Erzählungen, wir werden diese nicht nachrecherchieren oder bewerten, wir freuen uns einfach an diesen Perlen der Rennsportgeschichte und hoffen Ihr habt Gefallen daran. Herzlichen Dank an alle die sich bereit erklärt haben aus dem Nähkästchen zu plaudern!
In eigener Sache:
Du hast den Beitrag bis zum Schluss gelesen? Hat er Dir gefallen? Wenn Du die LSR-Freun.de unterstützen möchtest, kannst Du das mit einem Abonnement bei SteadyHQ tun.
Damit hilfst Du uns, auch in Zukunft erstklassige Berichte, Dokumentationen und Reportagen aus der Welt der Langstreckenrennen zu erarbeiten und zu erstellen.

Die LSR-Freun.de sagen Danke!