Im AVIA Clio RS ist Gerrit Holthaus schon einige Jahre unterwegs in der VLN Langstreckenmeisterschaft. Der 35 Jahre alte Kaufmann aus Lüdenscheid hat zwei Klassensiege beim 24h Rennen auf dem Konto. Wobei ihm das 24h Rennen im Jahre 2017 besonders in Erinnerung ist.
So erzählt er, wie es ihm in den frühen Stunden des Sonntages hinter dem Steuer erging.
„Meinen Morgen-Stint fuhr ich über etwa zweieinhalb Stunden nach Sonnenaufgang. Dann hatte ich so lange auch wieder eine Pause und ging gegen 10 Uhr abermals ins Cockpit. In der Pause dazwischen packte ich beim Frühstück im Teamzelt beherzt zu – ohne Mampf kein Kampf!
Frisch gestärkt drehte ich Runde um Runde auf meinem Stint. Nebenher spürte ich ein immer stärkeres Grummeln und Brummeln im Unterbauch. Keine Ahnung ob der Orangensaft sich da unten mit dem Rührei bekriegte oder das zweite Käsebrot schuld war. Mit jeder Bodenwelle, jedem Sprunghügel und besonders im Karussell fühlte es sich an, als ob ich mich immer weiter aufblähen würde. Der enge Gurt leistete dabei von außen Hilfestellung. Ich biss die Zähne zusammen und fuhr als ob es um mein Leben ging, vielleicht hoffte ich, so schneller meine zweieinhalb Stunden zu überstehen. Mein Carchief Manuel fragte mich irgendwann am Funk auch: „Alter was ist mit dir los, du haust ja echt Rundenzeiten raus…?“ Ich dachte nur, wenn der wüsste was sich da für ein Gewitter aufbaut.
Nach etwa 100 Minuten im Auto, lange vor dem nächsten geplanten Stopp ratterte ich mit dem Clio wieder durch das kleine Karussell. Innerlich war ich wie eine geschüttelte Flasche warme Cola – wirklich kurz vor der Explosion.
Genug! Auf der Döttinger Höhe funkte ich nur kurz: „Leute ich komm in die Box, haltet den Keramik-Thron für mich frei, ich kann nicht mehr!“ Vom Fragen und Zetern am Funk hatte ich nicht viel gehört, die Kilometer auf der Döttinger Höhe erschienen endlos, die Senke im Tiergarten war eine Tortur. Dann, zum Glück: Die Boxeneinfahrt. Wieder eine Ewigkeit bis zur Box rollen, jetzt nur schnell raus aus der Karre! HANS und Helm landeten im Sprint auf dem Campingstuhl vom Nachbarteam und die Türe flog hinter mir zu. Wer mag kann sich dann noch vorstellen wie schmerzhaft und mühselig es war sich aus dem verschwitzten Rennanzug zu pellen. Wie ein unendlich langer Kampf mit einer unsichtbaren Würgeschlange. Dann endlich…
Bis heute werde ich mit dieser Geschichte vom Team aufgezogen und vor jedem Stint daran erinnert nochmals „das Geschäftliche“ zu erledigen. Ich verstehe überhaupt nicht was die haben, trotz umgeworfener Renntaktik sind wir in dem Jahr Klassensieger geworden. Nach dieser Erlösung war es dann auch mein schönstes 24h Rennen ever!

Egal ob im Fahrerlager beim Bier, beim Dienst auf dem Posten um die Strecke oder an langen Winterabenden mit Glühwein. Es gibt unzählbare Geschichten rund um den Motorsport. Einiges ist in der Tradition des „Seemannsgarn“ frei erfunden, übertrieben – vieles hat sich aber genau so zugetragen. Um ein wenig Licht in die trübe und Motorsport freie Zeit zu bringen haben wir für Euch 24 dieser Anekdoten zusammengesammelt und stellen diese bis Weihnachten vor.
Ganz gleich welche dieser interessanten Erzählungen, wir werden diese nicht nachrecherchieren oder bewerten, wir freuen uns einfach an diesen Perlen der Rennsportgeschichte und hoffen Ihr habt Gefallen daran. Herzlichen Dank an alle die sich bereit erklärt haben aus dem Nähkästchen zu plaudern!
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